Beiträge

Einheit im Lobpreis

Daniel Harter

Wie kann es gelingen alle Generationen in eine Tiefe der Anbetung zu führen?

Vor Kurzem habe ich bei einer Konferenz eine Umfrage unter 100 Pastoren durchgeführt und sie gefragt, wie sie die Anbetungszeiten in ihrer Gemeinde einschätzen. Dabei stellte sich heraus, dass fast 80 Prozent der Befragten ihre Lobpreisarbeit als „spannungsreich“ und oftmals mühsam beschrieben. In vielen Gemeinden führt das unterschiedliche Verständnis von Lobpreis, die verschiedenen Musikgeschmäcker und schlichtweg das sehr unterschiedliche Liedgut dazu, dass Anbetung nicht zu einer tieferen Einheit führt, sondern oftmals zu einem Streitpunkt wird. Das Resultat ist häufig ein „Lobpreis-Block“, in dem man versucht, aus jeder Generation ein Lied zu integrieren, um es allen recht zu machen und dabei am Ende alle verliert.

Aber eigentlich sollte Anbetung doch dazu dienen, dass die Einheit wächst. Denn worin wir uns in unserer Unterschiedlichkeit einig sein müssten, ist die Tatsache, dass Gott Lob und Anbetung verdient, egal, wie alt wir sind, was unser Hintergrund ist und welche Lieder wir dabei singen. Doch wie können wir dazu beitragen, dass in unserer Gemeinde die Generationen im Lobpreis zusammenfinden?

Das Herz der Anbetung

Was am schnellsten zu einer tieferen Einheit führt ist ein besseres Verständnis davon, was Anbetung eigentlich ist. Deshalb ist es wichtig, dass ihr regelmäßig darüber lehrt und euch zum Beispiel in der Anmoderation der Lobpreiszeit Zeit nehmt zu erklären, was das Herz von Anbetung ist. Es geht hier nicht um Lieblingslieder, die wir singen, sondern darum, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen, ihm zu danken, ihn zu verehren und unseren Blick von uns weg auf Gott zu richten. Dabei ist die Musik erst einmal zweitrangig und soll am Ende ja nur ein Hilfsmittel sein, um Gebete gemeinsam zu singen und unser Lob zum Ausdruck zu bringen.

Ansteckende Leidenschaft

Ich habe die Erfahrung ge-macht: Da, wo die Leidenschaft fehlt und die Liebe für Jesus nicht im Mittelpunkt steht, immer da streitet man sich über Musik und Nebensächlichkeiten. Aber dort, wo es uns gelingt, mit unserer Leidenschaft für Jesus andere anzustecken und sie in die Gegenwart Gottes zu führen, da führt Anbetung zur Einheit.

Gemeinsames Liedgut

Am Ende sind es aber manchmal auch ganz praktische Dinge, die uns dabei helfen können, Einheit zu fördern. Das können altersmäßig gemischte Musikteams sein, ein Musikstil, der der Mehrheit entspricht oder schlicht ein gemeinsames Liedgut. Das passiert nicht von heute auf morgen, aber wenn du anfängst, strategisch einen Liederpool zu entwickeln, der dem Herzen
deiner Gemeinde entspricht, dann wirst du merken, wie immer mehr Leute mitsingen werden und eure Anbetungszeiten an Tiefe gewinnen.

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What would Jesus say? – So führst du ein wertschätzendes Gespräch

Christof Lenzen

Wie kannst du gut – also jesusmäßig – kommunizieren? Und was ist, wenn jemand einen blöden Spruch bringt? In solchen Situationen kannst du lernen, was ein gutes Gespräch ausmacht – oder wie es total daneben gehen kann. Deswegen kommen hier die 7 wichtigsten Fakten:

  1. Du kannst nicht nicht kommunizieren. Das ist wichtig zu wissen. Auch wenn du schweigst, sagst du damit etwas aus. Nämlich, dass du eine Bemerkung schluckst, Angst hast oder getroffen bist. Du kommunizierst mit deinem ganzen Wesen. Sprache, Körper, Gesicht … alles „spricht“.
  2. Damit du gut kommunizieren kannst, nimm dich im Gespräch wahr. Fühlst du dich wohl oder unwohl? Wo wirst du wütend, wo möchtest du am liebsten weglaufen? Es ist wichtig, diese Signale wahrzunehmen, auch wenn du es nicht zeigst oder tust. Aber es ist eine wichtige Botschaft deiner Seele und deines Körpers an dich.
  3. Du darfst Grenzen haben und setzen. Niemand hat das Recht, dich zu verletzen oder dich dumm anzumachen. Du bist ein von Gott geliebtes Königskind mit Würde, lass dir nicht alles gefallen. Also richte dich auf (auch körperlich), du hast Jesus hinter dir.
  4. Superhilfreich ist Reden aus der Ich-Perspektive: „Was du gesagt hast, hat mich verletzt.“ Oder: „Ich finde das gerade richtig gut, dass du so ehrlich deine Gefühle zeigst.“ So kannst du immer deine persönliche Wahrnehmung äußern und verallgemeinerst nicht.
  5. Wenn du merkst, dass dich eine Äußerung aufregt oder überfordert, dann sag zum Beispiel: „Darüber muss ich in Ruhe nachdenken … Ich reagiere später drauf!“ So kannst du erst mal zur Ruhe kommen und sortieren, was in dir abgeht.
  6. Wenn du mit jemandem sprichst, schau dein Gegenüber offen an. Wende deinem Gesprächspartner deinen Körper zu. Und: Höre zu, bevor du sprichst … Wir reden oft zu schnell und hören zu wenig zu. Stattdessen denken wir beim Hören schon darüber nach, was wir antworten können.
  7. Es ist wichtig, Fragen zu stellen: „Wie meinst du das? Magst du das mal erklären? Was willst du damit aussagen?“ Das sind Fragen, die alles sofort auf eine tiefere Ebene bringen, weil sie Interesse am anderen zeigen.

Übrigens: Rechne nicht damit, dass jeder diese Regeln für ein gutes Gespräch kennt!

WIE JESUS REDEN?
Die meisten Dialoge von Jesus finden wir im Johannesevangelium – und den wohl schönsten im Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen (Johannes 4,1-26). Lies mal nach, wie sensibel Jesus mit dieser Frau spricht. Aber Jesus erlebt auch misslungene Kommunikation. Er fragt Pharisäer etwas – und sie schweigen. Er kennt eben auch unsere Probleme in der Kommunikation. Aber er schenkt uns eine ganz andere Haltung zu den Menschen in unserer Umgebung. Und das ist noch viel wichtiger als feste Regeln!

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No Pressure – Deine Story mit Gott ist einzigartig

Ira Schneider

Und, wie hast du Jesus kennengelernt? Eine wundervolle Frage. Jedes Mal, wenn ein Mensch anfängt, davon zu erzählen, werde ich ganz still und staune. Es gibt für mich fast nichts Spannenderes als zu hören, wie Gott das Leben von Menschen verändert. Mir ist noch nie eine Geschichte begegnet, die mich langweilt oder die es nicht wert ist, gehört zu werden.

Seltsamer Vergleich:
Was mich immer wieder irritiert, ist aber ein merkwürdiger Vergleich. Ein Vergleich, der Gott selbst nicht gerecht wird. Viel zu oft höre ich folgenden Satz: »Meine Geschichte ist nicht so spannend, bin halt in einem christlichen Elternhaus groß geworden.« Und dann wird mit bewundernder Haltung und großem Staunen von denen erzählt, denen Gott auf andere Art begegnet ist.

Dabei sollten wir wahrnehmen, wie viel komplexer, verwobener und tiefgreifender unsere Erfahrungen und Erlebnisse sind. In einem christlichen Elternhaus groß zu werden, bedeutet noch lange
nicht, dass Gott einem nicht an einem völlig anderen Ort, in einem völlig anderen Kontext begegnet. Außerhalb des Elternhauses Gott zu begegnen, bedeutet noch lange nicht, dass man zu Hause nie von Gott gehört hat. Die Geschichten, die Gott mit Menschen schreibt, sind facettenreicher als seine Schöpfung selbst. Jedes Wirken Gottes verdient eine besondere Anerkennung, weil Gott selbst alles stehen und liegen lässt, um mit jedem Menschen Geschichte zu schreiben: »Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat?« (Lukas 15,4)

Jubelstürme:
Wenn das der Fall ist und du zu denen gehörst, die ihre Story mit Gott kleinreden, dann will ich dir sagen: Du bist ein riesiges Wunder! Denn statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit,
in einem christlichen Elternhaus groß zu werden und auch darüber hinaus an Gott zu glauben bei ungefähr 20 Prozent. Das bedeutet, dass nur zwei von zehn Kindern, denen ihre Eltern ca. zwei
Jahrzehnte von Gott erzählen, auch danach noch eine Beziehung zu ihm haben. Die Bibel selbst erzählt von einem Sohn, der seinen Vater verließ und erst durch Begegnungen außerhalb seines
Elternhauses zu ihm zurück fand. Die Freude darüber war unbeschreiblich. Lies mal Lukas 15,11-32. Deine Geschichte mit Gott lässt den Himmel feiern. Er jubelt über dich! Egal, wo, wann und wie du ihm begegnet bist. Auch die Erfahrungen von meinem Mann und mir könnten nicht unterschiedlicher sein. Meine Eltern kommen aus Albanien. Mit dem Glauben hatten sie nicht viel am Hut. Jesus lernte ich kennen, als meine Sitznachbarin aus der Schule mich eines Abends etwas spontan mit in ihre Jugend schleppte. An diesen Abend werde ich mich mein ganzes Leben
erinnern. Mein Mann wiederum ist zwar in einem christlichen Elternhaus groß geworden, dennoch musste er sich selbst dafür entscheiden, mit dem lebendigen Gott unterwegs zu sein. Es berührt mich, wie Gott ihm auf faszinierende Weise nachgegangen ist und um sein Herz gekämpft hat. Seine Geschichte ist für mich ebenfalls einzigartig. Denn am Ende geht es nicht um die Umstände und die Wunder unserer Stories, sondern um unser Herz.

 

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Wegen Überfüllung geschlossen!

Tabea Gutmann

Bei der Geschwindigkeit, mit der wir mit Infos und verlockenden Angeboten bombardiert werden, kann einem schon mal schwindelig werden. „Höher, schneller, weiter“ ist das Mantra unserer Zeit. „Sei besser, schöner, reicher und klüger!“ Wen wundert es, wenn unsere Herzen immer öfter das Schild: „Wegen Überfüllung geschlossen“ tragen? Das Leben in Fülle – was soll das sein? Unsere Leben sind doch schon mehr als voll.

Hunger nach mehr

Der Hunger nach dem Leben in Fülle verwandelt sich häufig in ein Völlegefühl. Dann stößt uns dieses Leben regelrecht auf. Zu viel von allem. Zu vollgestopft. Gleichzeitig irgendwie zu wenig wirklich Nahrhaftes. Vielleicht haben wir aber auch einfach zu wenig Zeit, um alles zu verdauen. Wir sind heute so vielen Reizen ausgesetzt wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Unser Kopf, Herz und Körper sind im Angesicht der vielen Informationen und Aufgaben oft überfordert.  Dann lähmt uns dieses Leben. Wir brechen den Kontakt zu uns selbst ab und lassen uns vom grellen Licht der Bildschirme in den Bann ziehen.  Es hilft uns, um uns von uns selbst abzulenken. Fast wie ferngesteuert, scrollen wir durch die Nacht, noch mal geklickt, nur noch eine Folge, noch das eine Video – liegen wir mal wie-der viel zu spät wach, mit müden Augen off en, wird unsere Innenwelt immer grauer. Wir werden blind für das Wahre, Echte und Schöne des Lebens. Und anstatt uns zu sammeln – verstreuen wir uns. Treten im Kampf gegen den Lärm mit noch mehr Lärm an und übertönen damit oft das Rufen unserer Seele.

(K)eine Antwort

Konsum scheint uns eine Antwort zu geben auf unsere Ängste, Hoffnungen, Unsicherheiten und Freuden. Wir konsumieren, um unsere Gefühle in den Griff zu bekommen. Dinge können für uns einen spirituellen Wert erhalten.  Sie helfen uns dabei, Langeweile zu umgehen, Schmerzen zu betäuben und bescheren uns – wenn auch nur vorübergehend – ein Gefühl des Glücks und einen „Kick“. Schokolade wird zum verfügbaren Trostspender und das Smartphone zum treuen Begleiter.  Die sorgfältig entwickelten Marketingmaßnahmen machen es uns so einfach, uns aus uns selbst herauszuhalten, uns abzulenken vom Unwohlsein und den drängenden Fragen.  Auch wenn uns die Werbewelt etwas anderes erzählt: Wahre Lebenszufriedenheit kann durch keinen „Bestell-Button“ frei Haus geliefert werden.

Sehnsucht auf der Spur

Warum fühlen wir uns oft so leer, wenngleich unsere Leben so voll sind? Woher speist sich unsere Rastlosigkeit? Und warum geraten wir so leicht in die Spirale, immer mehr Dinge zu kaufen, die am Ende uns besitzen? Wenn wir hartnäckig und mutig genug sind, dem Unwohlsein und unseren Bedürfnissen ins Gesicht zu schauen, dann kommen wir dem, was uns wirklich fehlt, mehr und mehr auf die Spur. Wir bekommen die Chance mit den echten Schmerzen und Sehnsüchten unserer Seele in Berührung zu kommen, von ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen – anstatt sie mit dem nächsten Onlineshop, Lieferando, Instagram oder Facebook zu betäuben. Wir haben uns nicht ausgesucht, in welche Gesellschaft und in welches Umfeld wir hineingeboren sind. Doch wir sind dem Einfluss der grellen Lichter und Banner auch nicht machtlos ausgeliefert. Es ist möglich, einem anderen Geist zu folgen als dem hypnotischen „Kauf mich, besitz mich und du wirst glücklich“-Werbejingle.

Die reich Gottes-Logik

Gott gibt uns durch die Bibel Hinweise auf seine Sicht der Dinge und spricht uns Mut zu – zum Denken und Handeln nach einer Logik, die so ganz anders ist als die unnachgiebige Forderung nach Selbstverbesserung, Effizienz- und Erfolgssteigerung. Der alttestamentliche Prophet Micha spricht recht eindeutig über das, was das wirklich gute Leben möglich macht: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott von dir erwartet, nämlich: Gerechtigkeit üben, Gemeinschaftssinn lieben und aufmerksam mitgehen mit deinem Gott“ (Micha 6,8)Das gute Leben nach der Reich Gottes-Logik berücksichtigt unsere Fähigkeit zum Mitleiden und Mitfühlen mit und in dieser Welt; denn wirklich gutes Leben funktioniert nicht auf Kosten unserer Mitmenschen und Umwelt. Wohlstand und die Zufriedenheit, die wirklich allen Menschen zugutekommen, produziert keine Gewinner und Verlierer oder eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Das gute Leben in der Bibel ruft uns auf zur Solidarität. Es lässt uns unseren Lebenswandel hinterfragen. Wo bezahlen andere Menschen einen hohen Preis für das Glücksgefühl, das ich mir durch dieses Schnäppchen kurzweilig verschaffe? Wie sehr mache ich mich #solidarisch mit denen, die unter Ausgrenzung und Unterdrückung leiden? Aus dieser Perspektive kommen wir unserer Verantwortung, Fürsorgepflicht und Berufung als Menschen auf die Spur. Von Gottes Liebe und Heilswillen bewegt, können wir uns auch mit gesellschaftlichen Zusammenhängen konfrontieren und in diese hineinwirken.

Globales gutes Leben

Der Prophet Micha spricht unsere Sehnsucht nach echter Verbindung und Gemeinschaft an. In einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt, brauchen wir einander. Jede Handlung oder Nicht-Handlung hat Einfluss auf das, was uns umgibt. Wir können lernen, uns selbst als Teil von etwas wahrzunehmen, das so viel größer ist als unser einzelnes Leben – als Teil der Schöpfungsgemeinschaft. Diesem „Wir“ in allem Geschaffenen nachzuspüren, führt uns zu der Frage: Was ist das global gute Leben? Und wie kann es für alle wirksam werden? Wir sind in der Lage, uns in solche größeren Zusammenhänge hineinzudenken. Eine Fähigkeit, die diese Welt verändert hat und sie auch in Zukunft verändern kann. Und genau in dieser Fähigkeit liegt die einzigartige Würde und Berufung unseres Menschseins.

Die Hand am Schöpferherz

Das gute Leben im Reich Gottes tritt aber nicht mit dem Zeigefinger auf. Die Verantwortung, die uns als Menschen zukommt, wird uns nicht einfach übergestülpt. Ganz im Gegenteil, im Micha-Vers wird deutlich: Wir sind nicht auf uns allein gestellt. Wir stehen selbst unter der Fürsorge und Leitung Gottes. Wir dürfen „aufmerksam mitgehen mit Gott“, die Hand aufs Schöpferherz legen und seinem Herz-schlag nachspüren. Gott hat den Druck von uns genommen, im „Höher-schneller-weiter-Spiel“ mithalten zu müssen. Wir können aussteigen aus dem Hamsterrad der unaufhörlichen Selbstoptimierung und spüren: Ich bin genug. Und ich habe genug. Es ist möglich, das System der Konsumgesellschaft mit allen seinen Glaubenssätzen zu durchbrechen. Dafür müssen wir ab und zu den Stecker ziehen und der Stille Raum geben. Das Handy öfter mal auf Flugmodus schalten und das Herz auf „Empfang“ stellen. Beim Spaziergang im Wald dem Rauschen der Blätter zuhören. In der Bahn die vorbeiziehende Landschaft beobachten und unseren Gedanken freien Lauf lassen, anstatt die Geschichten und Gedanken anderer am Display zu verfolgen. Unsere Gefühle spüren und anschauen lernen – ganz ohne Filter. Wir können dem guten Leben auf die Spur kommen. Dafür müssen wir uns Räume zurückerobern, um ehrlich, achtsam und verbunden durch diese Welt zu gehen.

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Als Afrikaner in der Gemeindeleitung

Dr. Ulrich Wendel

Serie: Unbekannte Personen der Bibel

Luziusʼ Weg von Kyrene nach Antiochia

Beten, auf Gott hören und andere Christen unterrichten: Das waren die Aufgaben von Luzius, als er in der Gemeinde von Antiochia lebte. Diese Stadt am Orontes heißt heute Antakya und liegt im südlichen Zipfel der Türkei. In neutestamentlicher Zeit gehörte sie zur römischen Provinz Syrien. Die Gemeinde in Antiochia war eine der wichtigsten des Urchristentums. Luzius gehörte dort zu einem fünfköpfigen Team von urchristlichen Propheten und Lehrern (Apostelgeschichte 13,1), trug also große Verantwortung, die er mit anderen teilen konnte.

Nordafrikaner in Jerusalem

Wo kam Luzius her und wie kam er nach Antiochia? Seine Heimat war Kyrene. Diese Stadt lag unweit der nordafrikanischen Mittelmeerküste, im heutigen Libyen. Luzius war also Afrikaner – aus einer Region, die berberisch und arabisch geprägt war. Er war vermutlich aber nicht unmittelbar von Nordafrika nach Antiochia übergesiedelt. Denn wir wissen von der dortigen Gemeinde, dass sie entstand, als kyrenische Christen aus Jerusalem fliehen mussten und nach Antiochia kamen (Apostelgeschichte 11,20). Die Annahme liegt auf der Hand, dass Luzius einer von ihnen gewesen ist. Sein Aufenthalt als Afrikaner zuvor in Jerusalem war nichts Ungewöhnliches. Es gibt verschiedene Hinweise auf Juden aus Kyrene, die in Jerusalem lebten. Einer davon ist Simon von Kyrene, der das Kreuz von Jesus nach Golgatha trug (Markus 15,21). Während des Wochenfestes, das dann zum Pfingstfest wurde, weil Gott seinen Geist ausgoss, waren auch Pilger aus Kyrene in der Heiligen Stadt (Apostelgeschichte 2,10). Doch nicht nur Festtagsbesucher, sondern auch dauerhaft angesiedelte kyrenische Juden gab es dort, sodass man sich sogar in einer eigenen „Synagoge der Kyrenäer“ traf (Apostelgeschichte 6,9).

Luzius könnte also einer dieser Kyrener gewesen sein, der während der Pfingstpredigt von Petrus oder etwas später zum Glauben an Christus kam. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er in seiner Heimatstadt Christ wurde. Manche nehmen an, dass in Kyrene schon früh eine Gemeinde entstanden war. Der Missionsforscher Eckhard Schnabel weist darauf hin, dass viele Juden zwischen Jerusalem und Kyrene und zwischen Antiochia und Kyrene hin- und herreisten. Frühe christliche Missionare könnten auf diesen Wegen ebenfalls rasch nach Nordafrika gekommen sein. Wenn sie es waren, die Luzius zum Glauben führten, dann wäre er nicht schon mit der Vertreibungswelle aus Jerusalem nach Antiochien gekommen – sie geschah um 31/32 n. Chr., als wohl noch keine Gemeinde in Kyrene existierte –, sondern erst später.

Propheten und Lehrer in Antiochia

Wie auch immer: Um das Jahr 45 n. Chr. treffen wir ihn jedenfalls als einen aus der Gruppe der Propheten und Lehrer in der Gemeinde am Orontes an. Hier war er an einem Gottesdienst beteiligt, der zur ersten Missionsreise von Saulus führte. Und wie das genau vor sich ging, darauf lohnt es sich einen näheren Blick zu werfen.

Barnabas und Saulus wurden von der Gemeinde als Missionare ausgesandt, nachdem der Heilige Geist eine Berufung ausgesprochen hatte. Dieses Reden des Geistes ereignete sich, als die erwähnten fünf Propheten und Lehrer (vielleicht zusammen mit der ganzen Gemeinde) fasteten und beteten. Die späteren Reisemissionare Barnabas und Saulus gehörten selbst zu dieser Fünfergruppe, waren also prophetisch und didaktisch begabt. Die übrigen drei waren eben jener Luzius aus Kyrene, dann ein Mann namens Manaën und schließlich Simeon mit dem Beinamen Niger. Es ergibt sich ein bemerkenswertes Bild. Saulus stammte aus Tarsus in Kilikien, an der Südküste Kleinasiens (der heutigen Türkei). Barnabas kam gebürtig aus Zypern. Manaën war als Jugendlicher mit dem späteren Herrscher Herodes Antipas aufgezogen worden, sicherlich in Jerusalem. Von Luzius kennen wir ja seine Herkunft aus Nordafrika. Und der Fünfte in der Gruppe war höchstwahrscheinlich ebenfalls ein Afrikaner – sein Beiname „Niger“ heißt übersetzt: der Schwarze.

Wo „schwarzes Leben zählte“

Der Kreis der verantwortlichen Propheten und Lehrer war also multikulturell zusammengesetzt und bestand zu zwei Fünfteln aus Afrikanern. Nachdem der Zypriot Barnabas und der Kilikier Paulus auf Reisen geschickt worden waren, waren die Afrikaner – zumindest eine Zeitlang, wir wissen ja nichts, darüber, ob und wie der Kreis dann ergänzt wurde – in der Mehrheit. Mindestens einer dieser beiden Afrikaner war durch seine schwarze Haut unübersehbar als solcher erkennbar. Ob sich auch Luzius durch seine Hautfarbe abhob, ist schwer zu sagen. Der Teint von Libyern und Syrern (wo Antiochia lag) war vielleicht nicht so unterschiedlich wie von – sagen wir – weißen Amerikanern und Afroamerikanern. Doch allen war bewusst, dass auch Luzius aus Afrika kam: Sein Beiname war unmissverständlich.

Unseren westlich geprägten Kulturen muss gerade in diesem Jahr neu bewusst gemacht werden, dass „schwarzes Leben zählt“ (Black Lives Matter, so das Motto einer ursprünglich US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung). Auch unter Christen ist es nicht überall selbstverständlich, Schwarzen ohne Vorbehalte zu begegnen. Luzius aus Kyrene zeigt uns, wie integrativ christliche Gemeinden sein können und sollen. Schon in Jerusalem gehörten ja „Männer aus Kyrene“ fraglos dazu. Und aus Antiochien am Orontes ist uns überliefert, dass Dunkelhäutige (oder People of Color, wie man heute sagen würde) die Gemeinde selbstverständlich prägten und erhebliche Verantwortung in ihr trugen.

Vorhut von Gottes neuer Welt

Luzius und die anderen, die seinen Dienst begrüßten, unterstützten und daraus Nutzen zogen – sie waren eine Vorhut. Die Vorhut der großen Menge „aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“, die in der Vollendung Gott auf seinem Thron anbeten werden (Offenbarung 7,9). Und wenn der neue Himmel und die neue Erde Realität sind, heißt es: Gott „wird bei ihnen wohnen und sie werden seine Völker sein“ (Offenbarung 21,3) – ethnische Vielfalt also auch dann noch! Das ist Gottes Zukunft. Luzius und seine Mitchristen lebten bereits ein Stück davon.

 

Diese Serie erscheint im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Passionszeit anders

Astrid Eichler

Ich empfinde die Situation mit all ihren Einschränkungen und Herausforderungen als unsagbar vielschichtig und komplex – so viele Facetten unseres Lebens und Christseins sind angesprochen. Ist uns das bewusst? Entdecken wir die Chancen, die in dieser Zeit stecken? Die Botschaft, die uns erreichen könnte? Drei Punkte möchte ich herausgreifen:

Es war ja mitten in der Passionszeit, als Corona alles zu bestimmen begann. Oft überlegen wir uns zum Beginn der Passionszeit (manchmal etwas mühsam …) wie wir fasten könnten. Jetzt war uns ein Fasten auferlegt. Diese Zeit ermöglichte Konzentration. Haben wir das ausgehalten oder versuchten wir möglichst viel von dem, was wir sonst haben, auch jetzt zu haben? Was fehlte uns so sehr, dass wir es nicht aushalten konnten? Könnte es sein, dass diese Zeit uns unsere wahren (= falschen) Götter zeigte? Luther hat mal gesagt: „Woran dein Herz hängt, das ist dein Gott.“ Es könnte sein, dass wir da ein paar entdeckten. Sind wir bereit, uns von ihnen zu lösen?

Das christliche Leben ist weitgehend in Veranstaltungen organisiert. Die fielen jetzt aus. Und nun? Fällt damit unser christliches Leben in sich zusammen? Auch hier die Frage: Versuchen wir alles so weit wie möglich aufrechtzuerhalten, den ganzen (frommen) Betrieb? Ich weiß nicht, ob es hunderte gestreamte Gottesdienste sein müssen, jede Gemeinde sich da reinhängt und stolz ist, dass sie es hingekriegt hat. Könnten wir nicht ganz alte Kostbarkeiten wiederentdecken? Selbst in der Bibel lesen, zu zweit oder zu dritt austauschen und füreinander beten? Vielleicht könnten da Beziehungen ganz anders in die Tiefe wachsen? Anbieter für Telefon- oder Videokonferenzen (auch kostenlose …) lassen sich leicht im Internet finden. Da braucht es keinen Aufwand.

Das Wichtigste scheint mir aber die Botschaft zu sein, die in diesen Wochen immer wieder in mir aufklang. Ein Lied, dass wir schon in meiner Kindheit gesungen haben: „Gott hält die ganze Welt in der Hand.“ Das ist eine doppelt wichtige Nachricht. Eine schlechte Nachricht für den selbstbestimmten Menschen, der in uns allen meint: Wir haben das Leben im Griff. Wir wissen, wie es geht. Wir nehmen unser Leben selbst in die Hand. Was für eine Lektion, wenn wir merken, wie wenig wir die Welt und unser Leben im Griff haben. Es ist geradezu eine Beleidigung für den postmodernen Menschen.

Und zugleich ist es eine gute Nachricht für den verunsicherten, ängstlichen Menschen, der in uns allen fragt: Wie soll das weitergehen? Was wird werden? Jetzt und danach? Lernen wir diese Lektion „Gott hält die ganze Welt in der Hand“ und kehren wir um, tun wir Buße für allen Hochmut und Rebellion gegen Gott und nehmen wir Zuflucht bei ihm, in seiner Treue, seinem Beistand: „Wenn ich auch gehe durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück …“ (Ps.23).

Ich hoffe sehr, dass wir die Passionszeit anders erlebt haben als sonst. Konfrontiert mit Krankheit und Tod mussten wir Ohnmacht erleben, wie wir sie in unserer postmodernen Welt nicht mehr kennen. Aber dann konnten wir mittendrin auch anders Ostern feiern. Ganz neu konfrontiert mit einem Virus, der eine todbringende Macht in sich trägt, können wir jubeln über den, der zu uns sagt (Mt 28,18-20): Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie … Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.

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Q&A zum Bibellesen

Jasmin Neubauer

Auf ihrem Insta-Account „liebezurbibel“ beschäftigt sich Jasmin mit Gottes Wort. Im Gespräch gibt sie Tipps für die tägliche Lektüre.

Wieso sollten wir überhaupt in der Bibel lesen? Viele Christen kennen doch die Kernbotschaft des Evangeliums.
Je mehr ich in der Bibel lese, umso mehr merke ich auch, wie damit ein Erkenntnisprozess einhergeht. Gott offenbart mir in seinem Wort Schritt für Schritt, wer er ist. Für mich ist es auch nicht nur ein bestimmter Teil, der wichtig ist, sondern die komplette Schrift ist von Gott inspiriert. Und das hat eine große Kraft, in mein Leben zu sprechen und es komplett auf den Kopf zu stellen. Gottes Wort lebt. Es zeigt mir, wer ich bin, wer Gott ist und wie ich ein erfülltes Leben im Heiligen Geist führen kann. Es hat das Potenzial, Dinge, die ich vorher nie verstanden habe, plötzlich mit anderen Augen zu betrachten oder dass Verletzungen aus der Vergangenheit heil werden.

Wie bereitest du dich auf das Bibellesen vor?
Ich bitte den Heiligen Geist darum, dass er mir die Weisheit und die Erkenntnis schenkt, Gottes Wort zu verstehen. Meine Erfahrung ist: Bete, dass Gott spricht, und er wird sprechen!

Was tust du, um nicht abgelenkt zu werden?
Ich versuche, mein Handy auf stumm zu schalten und wegzulegen, wenn ich Bibel lese. Ein stiller Ort, an dem ich ungestört sein kann, hilft auch. Es ist nicht im Interesse des Teufels, dass ich in Gottes Wort lese, weil er sich der Macht bewusst ist, die in diesem Buch steckt. Ich bin überzeugt, dass er zum Beispiel Ablenkungen nutzt, um uns davon abzuhalten, die Bibel aufzuschlagen.

Was hilft dir dabei, das Gelesene zu verinnerlichen?
Fragen, Anmerkungen und meine Gedanken schreibe ich immer auf. Ein Notizbuch hilft dabei, das Gelesene festzuhalten und zu verstehen – hier halte ich auch meine Stille Zeit mit Gott fest. Ich empfehle außerdem aufzuzeichnen, welche Bücher der Bibel man schon gelesen hat, um einen besseren Überblick zu haben.

Nutzt du ein bestimmtes System, mit dem du Bibelstellen markierst?
Mir persönlich helfen Farben dabei, Themen in der Bibel zu kategorisieren. Für verschiedene Themen benutze ich unterschiedliche Farben, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Ich arbeite zum Beispiel mit den Kategorien: Gottes Charakter, Sünde, Vergebung, Ermahnung, Ermutigung, Lebensstil usw.

Was heißt es für dich, dass wir uns von der Bibel „ernähren“ sollen?
Gottes Wort ist nicht nur ein Buch. Es sind Worte, die unser Leben verändern. Wenn wir auf die Worte der Schrift verzichten, werden wir geistlich hungern. Gottes Wort wird uns sättigen und füllen. Ich glaube, dass alles andere in meinem Leben mich mit einem Hunger zurücklassen wird, der sich nie richtig stillen lässt. Die Bibel hilft mir, diese Leerstelle zu füllen. Sie bereitet mich auf die Stürme meines Lebens vor und weist mir den richtigen Weg – auch, wenn es so scheint, als würde es keinen Weg mehr geben. Gott ist gut, sein Wort ist ein Geschenk an uns.

Manchmal kann die Lektüre ganz schön frustrierend sein, weil man die Zusammenhänge nicht versteht. Hast du da einen Tipp?
Es ist normal, nicht alle Zusammenhänge sofort zu verstehen, aber wir dürfen Gott im Gebet darum bitten, uns die Dinge zu erklären. Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich eine Studienbibel dazu zu nehmen oder mit anderen Christen gemeinsam die Bibel zu studieren

 

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Das umgekehrte Prinzip

Melanie Pongratz

Leiten und dienen, widerspricht sich das nicht? Von wegen – Jesus lebt uns vor.

„Jesus aber wusste, dass der Vater ihm Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und wieder zu Gott ging. Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus und band sich ein leinenes Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Waschschüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte.“ (Johannes 13,3-5) So ist er – unser Jesus. König der Könige. Gottes Sohn. Boss des Universums. Krassester Typ. Und da kniet er im Staub, schnappt sich die dreckigen Füße seiner Jünger, wäscht sie und will ihnen damit etwas sehr Wichtiges klarmachen: Leiter sind Diener.

Dieses Konzept klingt erst mal widersprüchlich. Wie kann ich, als Leiter, gleichzeitig Diener sein? Werde ich dann nicht schlicht und ergreifend ausgenutzt? An der Nase rumgeführt? Verliere ich so nicht meine Autorität?

Kein Widerspruch

Dienende Leiterschaft ist eine Haltung, die mittlerweile in der Unternehmenskultur weltweit zu einem Erfolgskonzept für Führungskräfte geworden ist. Bekannt als Servant Leadership, finden sich allerhand Studien, Blogbeiträge und Bücher zu einem Thema, das für uns Christen eigentlich schon ein alter Hut ist.

Laut Hans Lutz Merkle, dem früheren Vorsitzenden der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, sind Dienen und Führen auch keine Gegensätze. In seinen Augen geht die Eignung zum Leiten aus der Bereitschaft zum Dienen hervor. Wissenschaftlich hat es ein Forschungsteam der Uni Istanbul untermauert. Die Ergebnisse von Studien mit insgesamt 148.501 Personen zum Zusammenhang von Leiterschaft und Jobzufriedenheit zeigen: Die größte Zufriedenheit herrscht beim Führungsstil der dienenden Leiterschaft. Und während Jesus jetzt vor meinem geistigen Auge in seinen Bart schmunzelt „War doch klar! Hab’ ich euch doch auch schon vorgemacht!“, sollten wir uns mal genauer anschauen, was das denn nun für Auswirkungen auf unser Handeln hat.

Das Beste rausholen

Der ehemalige CEO von Motorola, B. Galvin, definiert diese Art von Leiterschaft so: „Wir messen die Effektivität eines wahren Leiters nicht anhand seiner Führung, die er ausübt, sondern anhand der Führungsfähigkeiten, die er in anderen hervorruft; nicht anhand seiner Macht über andere, sondern anhand der Macht, die er in anderen freisetzt; nicht anhand der Ziele, die er setzt, und der Richtung, die er vorgibt, sondern anhand der Pläne, die andere mit seiner Hilfe für sich selbst erarbeiten; nicht anhand seiner getroffenen Entscheidungen oder durchgezogenen Events, sondern anhand des Wachstums an Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und persönlicher Zufriedenheit seiner Mitarbeiter.“

Dienende Leiterschaft ist also darauf bedacht, den anderen zu ehren und voranzubringen, das Beste aus ihm rauszuholen, damit er sein volles Potenzial entfalten kann. Heißt: Ich weiß, ich mache meinen Job als Leiter richtig, wenn mein Mitarbeiter, Mentee oder Trainee, ein noch viel geilerer Leiter wird. Als ich das erste Gespräch mit meiner Mentorin hatte, meinte sie: „Ich will all mein Wissen und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, an dich weitergeben und mich so investieren, dass du voll an mir vorbeiziehst und noch krasser wirst, als ich es je sein könnte!“ – Was für ein Privileg und eine Riesenehre, sowas gesagt zu bekommen. Und als Leiterin ein starkes Statement, das von Demut und einem dienenden Herzen zeugt. Denn dieses Herz weiß, wo es steht und welche Identität es hat.

Feste Identität

So auch bei Jesus. Jesus wusste, wer er war, zu wem er gehörte und wohin er ging. Aus dieser Identität heraus war es gar kein Problem, sich auf den Boden vor seine Jünger zu knien und allen die Füße zu waschen. Tatsächlich steht vor der Fußwaschung folgendes: „Jesus wusste, dass für ihn die Zeit gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zu gehen. Darum gab er denen, die in der Welt zu ihm gehörten und die er immer geliebt hatte, jetzt den vollkommensten Beweis seiner Liebe.“ (Johannes 13,1)

Dienende Leiterschaft als vollkommener Liebesbeweis. Eigentlich schon Grund genug. Aber Jesus führt seine Erklärung noch etwas mehr aus: „Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füße gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. Denkt daran: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr, und ein Bote ist nicht größer als der, der ihn sendet.“ (Johannes 13,14-16)

Ernten, was man sät

Auf Leiterschaft bezogen heißt das also: Was ein Leiter pflanzt, wächst auch in seinen Mitarbeitern weiter. Was ich vorlebe, übernehmen auch die Leute, die ich anleite. Ich kann zwar lehren, was ich weiß, aber ich reproduziere dann ja doch das, was ich bin. Wenn ich also das Potenzial aus anderen raushole, so werden auch sie das tun. Wenn ich mich so investiere, dass andere durch den Cocktail meines Wissens und meiner Erfahrungen, gemixt mit ihren Gaben und Talenten, weit an mir vorbeiziehen, dann werden sie sich genauso in andere investieren. Wenn ich vorlebe, wie man ganz natürlich und ohne Fremdschäm-Attacken vom Glauben und dem Evangelium erzählt, dann werden sie das Gleiche tun. Und so werden die Menschen um sie herum nicht nur zu Jesu Nachfolgern, die brav ihr Christsein perfektionieren, sondern zu echten Jüngern, die den Auftrag Jesu ernst nehmen und sich weiter in ihr Umfeld investieren.

Dienende Leiterschaft ist also definitiv etwas, das die Welt braucht. Nicht nur von CEOs, Pastoren und Ältesten, sondern von uns allen. Denn, dass wir alle Leiter sind und Menschen beeinflussen, ob wir wollen oder nicht, das haben wir schon in der ersten Ausgabe dieser Kolumne festgenagelt. Also, auf die Füße, fertig, los!

 

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„Jesus ist auferstanden! Andere Erklärungen tragen nicht“

Agnes Wedell

Mit dem auferstandenen Jesus kann man heute rechnen: Davon ist Alexander Garth überzeugt – und er nennt gute Gründe, den biblischen Berichten zu glauben.

Herr Garth, warum ist es Ihnen wichtig zu zeigen, dass der christliche Glaube der Vernunft nicht widerspricht? Reicht es nicht, auf die eigene Erfahrung zu bauen?

Mit Vernunft verbindet man Logik und Überprüfbarkeit. Aber die Auferstehung ist in diesem Sinne weder logisch noch überprüfbar. Auch Erfahrung ist kein Kriterium für Wahrheit – diese Welt ist voller religiöser Spinner! Aber an die Berichte der Bibel von der Auferstehung sollte man schon vernünftig herangehen. Die Bibel ist für mich ein Glaubensbuch, das uns von Gott gegeben ist, aber auch ein historisches Dokument. Als solches kann man es untersuchen und dabei sehr interessante Dinge herausfinden. Zum Beispiel, wenn es um die Auferstehung geht.

Was genau haben Sie untersucht?

Ich habe mich gefragt: Könnte Jesus wirklich auferstanden sein? Was sagen die biblischen Berichte dazu? Sind auch andere Deutungen möglich? Dann bin ich diese Deutungen durchgegangen und habe festgestellt: Sie sind alle nicht stimmig! Man landet immer wieder bei der Frage: Was ist denn nun wirklich passiert? Historisch sicher können wir nur eines sagen: Es gibt die, wie ich das ausdrücke, „vermaledeite Lücke“.

Was verstehen Sie darunter?

Am Karfreitag waren die Jünger durch den Tod von Jesus zutiefst frustriert. Sie hatten alles auf eine Karte gesetzt, und diese Karte hatte sich als Lusche erwiesen. Ihr Herr und Meister, an den sie geglaubt haben, von dem sie gedacht haben, dass mit ihm eine strahlende Zukunft beginnt, ist einen grausamen Verbrechertod gestorben. Deshalb haben sie sich in ihr altes Leben verkrümelt. Sie hatten vor, im Grau der Geschichte zu verschwinden.

Und dann, drei Tage später, findet man die gleichen Jünger, wie sie positiv und todesmutig bezeugen, dass Jesus Christus lebt. Da muss man sich doch fragen: Was ist in der Zwischenzeit passiert? Dabei bin ich immer wieder auf die Auferstehung gestoßen: Es muss etwas von Gott her passiert sein, denn alle anderen Erklärungsversuche tragen nicht, sie erweisen sich als reines Fantasieprodukt.

Welche Erklärungsversuche gibt es denn?

Die älteste Hypothese lautet: Die Jünger konnten sich mit dem Tod ihres Meisters nicht abfinden. Sie wollten den Behörden eins auswischen und gleichzeitig groß rauskommen. Deshalb sagten sie: Wir inszenieren eine Auferstehung! Wie macht man das? Indem man die Leiche klaut und versteckt. In der religiös aufgeheizten Stimmung der damaligen Zeit würde es bestimmt Leute geben, die dann an die Auferstehung glauben.

Das klingt erst mal ganz plausibel. Es macht aber gar keinen Sinn, weil die Jünger bereit sind, für die Überzeugung, dass Jesus lebt, in den Tod zu gehen. Für eine Lüge riskiert man nicht sein Leben! Es dauerte auch nicht lange, da gab es den ersten Toten unter den Christen: Stephanus ist gesteinigt worden wegen der Botschaft von der Auferstehung Jesu.

Welche anderen Erklärungen führen in eine Sackgasse?

Am leichtesten zu widerlegen ist die Scheintodhypothese: Jesus war gar nicht wirklich tot. In der Kühle des Grabes kam er wieder zu sich, rappelte sich auf und erschien dann seinen Freunden. Man übersieht dabei drei Fakten: 1. Jesus ist bereits vor der Kreuzigung halb tot geprügelt worden. Diese „Geißelung“ war so schlimm, dass viele Verurteilte sie nicht überlebten. 2. Jesus sind bei der Kreuzigung die Fersenknöchel zerstört worden. Danach rappelt man sich nicht wieder auf. 3. Man hat Jesus mit einem Speer von der Seite in die Herzkammer gestochen – um sicherzugehen, dass er wirklich tot ist. Denn über den Sabbat durfte man keine Leiche hängenlassen, und der begann um 18.00 Uhr. Bei diesem Speerstich sind getrennt Wasser und Blut herausgetreten. Das zeigt, dass der Tod vor mindestens einer Stunde eingetreten war. Aus diesen drei Fakten kann man sehen, dass die Scheintodhypothese reinste Fantasie ist.

Sie beziehen sich auf die Berichte in den Evangelien. Die wurden aber von Anhängern Jesu geschrieben, sind also nicht objektiv.

Alle Berichte aus dieser Zeit sind gefärbt. Aber keine andere Person ist so gut bezeugt wie Jesus Christus. Es gibt von ihm die meisten Handschriften – und viele von ihnen sind sehr früh entstanden. Die frühesten Zeugnisse, die wir über das Leben von Alexander dem Großen haben, sind erst 500 Jahre später aufgeschrieben worden. Und bei Cäsar sieht es nicht viel besser aus.

Die vielen Handschriften sind also ein sicherer Beweis, dass Jesus auferstanden ist?

Nein, man kann die Auferstehung Jesu natürlich nicht beweisen. Es ist ein göttliches Faktum, das sich unserer Beweisbarkeit entzieht. Aber es gibt vernünftige Hinweise dafür. Außerdem bezeugen nicht nur die Evangelien, dass Jesus auferstanden ist. Die interessanteste Schrift dazu stammt von einem ehemaligen Gegner von Jesus Christus, nämlich von dem Pharisäer Saulus, den wir auch als Paulus kennen. In seinem ersten Brief an die Korinther zitiert er ein altes Glaubensbekenntnis.

Im Kapitel 15, Vers 3 bis 8 steht, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, dass er begraben wurde und am dritten Tag auferstand. Und dass er von Kephas, den übrigen Jüngern und schließlich von mehr als 500 Nachfolgern gleichzeitig gesehen wurde, von denen die meisten heute noch leben. Es gab als dieser Brief verfasst wurde also noch viele Leute, die bezeugen konnten, dass sie eine Begegnung mit dem Auferstanden hatten. Paulus sagt, dass er mit diesem Glaubensbekenntnis weitergibt, was er selbst empfangen hat. Es ist damit das älteste Zeugnis von der Auferstehung.

Wann ist es entstanden?

Entweder wurde Paulus dieser Text bei seinem eigenen Taufunterricht weitergegeben, also bald nachdem er gläubig wurde. Das wäre etwa zwei Jahre nach der Auferstehung Jesu. Oder er hat ihn bei seinem ersten Besuch in Jerusalem empfangen, etwa drei Jahre später.

Interessant ist auch, dass Paulus von „Kephas“ spricht. Das ist die aramäische Form von Petrus. Also kommt dieses alte Glaubensbekenntnis noch ganz aus dem aramäischen Sprachraum, in dem das Christentum ursprünglich zu Hause war. Das zeigt auch das hohe Alter.

Es gibt also gute Gründe zu glauben, dass Jesus auferstanden ist. Aber wieso ist das überhaupt so wichtig?

Jesus wäre, wenn er nicht auferstanden wäre, als einer der vielen, die sich für den Messias hielten, aber gescheitert sind, im Nebel der Geschichte verschwunden. Alles, was wir sonst über Jesus zu sagen haben – seine Geburt im Stall, seine Predigten, seine Heilungswunder, seine Partys mit Zöllnern und anderen fragwürdigen Leuten – das alles wissen wir nur, weil durch die Auferstehung klar wird: Das ist der von Gott Gesandte. Er hat der Welt die Freundschaft mit Gott gebracht. Was er sagt und tut ist wichtig. Die Auferstehung ist sozusagen die Unterschrift Gottes unter dem Leben von Jesus.

Vielen Dank, Herr Garth, für dieses Gespräch!

Gott kann mit unseren Zweifeln umgehen

Erika Weiss im Gespräch mit Elke Werner über die Jahreslosung 2020

Jahreslosungen sind oft trostreiche Zusprüche oder konkrete Aufforderungen. Bei der Jahreslosung 2020 ist das anders. Was war Ihre spontane Reaktion, als Sie die Jahreslosung zum ersten Mal hörten?

Ich war zuerst total überrascht! In dem Satz sind Aussage und Bitte enthalten. „Ich glaube“ – das ist die Aussage und „hilf meinem Unglauben“ – das spricht ja von dem Gegenteil. Dieser Zwiespalt ist sehr interessant. Der erklärt sich eigentlich nur durch die Geschichte, aus der die Jahreslosung stammt.

Was genau hat Sie da angesprochen?

Dazu muss man sich die Rahmengeschichte näher anschauen. Der Vater, dessen Sohn von einem Dämon besessen ist, geht voller Hoffnung zu Jesus. Doch der ist nicht da, er ist auf dem Berg der Verklärung. Die Jünger versuchen alles, was sie von Jesus gelernt haben – nichts funktioniert. Die Jünger beten und nichts passiert. Da wächst natürlich der Zweifel bei allen, ob Jesus wirklich helfen kann. Trotzdem geht der Vater auf Jesus zu und bittet um Hilfe. Somit knüpft er wieder an seinen Glauben an, auch wenn sein Unglaube durch den Frust gewachsen ist. Diese Spannung hat mich total angesprochen.

Wie erging es Ihnen, darüber ein Buch zu schreiben?

Ich persönlich bin keine Zweiflerin. Ich gehe fröhlich im Glauben auf Dinge zu. Wie geht es Menschen, die zweifeln?

Ich arbeite seit Jahren in der Seelsorge und sprach mit zweifelnden Menschen. In diese Empfindungen musste ich mich erstmal einfühlen. Ich las viele Geschichten in der Bibel über Menschen, die auch zweifelten. Da merkte ich, Zweifel gehören zum Glauben dazu. Es ist sogar ein Zeichen von Glauben, wenn man diese Spannung aushält: Ich glaube und trotzdem gibt es da noch Zweifel und Unglauben in meinem Leben.

Um den Vers richtig zu verstehen, müsste man ja zunächst klären, was „glauben“ heißt …

Das Wort „glauben“ wird bei uns im Deutschen sehr unterschiedlich genutzt. Wir sagen zum Beispiel: „Ich glaube, dass es morgen regnet.“ Oder in der Zeit der Abitur-Prüfungen habe ich gesehen, dass Eltern auf große Plakate schreiben „Wir glauben an dich!“, um die Abiturienten zu ermutigen. Das ist ein anderer Glaube als der an Gott.

Das griechische Wort pistis bedeutet „Vertrauen und Treue“ und hat nochmal eine andere Bedeutung als das lateinische Wort credo, welches „Herz schenken“ bedeutet. In verschiedenen Sprachen sucht man nach Möglichkeiten, das Phänomen „Ich mache mich bei Gott fest“ auszudrücken. Das hebräische Wort aman bedeutet „sich fest gründen“. Diese drei Arten, das Wort zu übersetzen, zeigen, welche Spannbreite da drin liegt.

Mögen Sie einen dieser drei Begriffe besonders gerne?

Der Begriff credo hat mich besonders angesprochen: Ich schenke Gott mein Herz. Ich möchte mein Leben, mein Innerstes Gott anvertrauen und sehe, ich brauche ein neues, lebendiges Herz, in dem Gott zu Hause ist. Mein persönlicher Glaube stützt sich auch viel auf Fakten und Tatsachen, z. B. archäologische Funde. Der Begriff pistis gefällt mir auch sehr. Kann ich in bestimmten Lebenssituationen Gott vertrauen, gerade wenn es hart wird; halte ich fest? Oder gehe ich eigene Wege? Der Glaube hat verschiedene Gesichter und Phasen in meinem Leben: Mal stehe ich auf festem Grund und habe das Gefühl, mein Herz ist ganz nah bei Gott. Und mal ist es ganz weit weg. Ich möchte mich auf die verschiedenen Phasen einlassen, dabei an Gott festhalten und ihm vertrauen, denn er ist an der Beziehung zu mir interessiert und hält an mir fest.

Unglaube entsteht ja auch, wenn wir uns zu viele Gedanken machen: ständig hinterfragen und zweifeln …

Ich glaube, es ist gar nicht schlecht zu hinterfragen. Im Gegenteil: Die Gefahr für den Glauben ist eher, wenn wir alles für wahr halten. Dieses Fragen und Hinterfragen zeigt, dass ich mehr wissen und erkennen will, dass ich tiefer gehen möchte. Wir brauchen einen begründeten und keinen übernommenen Glauben. Das heißt, Forschen und Dranbleiben gehört für mich zum Glauben dazu. Denn so kann ich noch mehr von Christus erkennen.

Wie können wir konstruktiv mit unserem Unglauben bzw. unseren Zweifeln umgehen?

Wir können es so wie der Vater in der biblischen Geschichte machen: Zu Jesus gehen, trotz unseres Unglaubens, und ihn um Hilfe bitten. Mit ihm über unsere Zweifel sprechen, damit kann er umgehen. Schon in den Psalmen lesen wir, wie ehrlich Menschen beteten. Im Zweifeln und auch Verzweifeln haben sie alles an Gott gerichtet und erlebten, dass Gott antwortet und da ist. So wie es in Hebräer 10,35 heißt: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“

Sie bringen in Ihrem Buch viele Beispiele über Glaubenshelden, die durch schwere Zeiten gehen mussten. Wer ist ihr Glaubensvorbild?

Ganz viele Menschen. Ich liebe Biographien über Frauen. All diese Menschen gingen durch schwere Zeiten, da ist keiner dabei, der nur von strahlendem Sonnenschein umgeben war. Ich sage manchmal: „Nur beladene Schiffe haben Tiefgang“. Das ist ein Spruch, der sich in meinem Leben bewahrheitet hat. Da wo Gott uns Lasten auflegt, wird auch unser Tiefgang im Glauben gefördert. Der Glaube an den lebendigen Gott braucht diesen Tiefgang. Bei vielen Menschen sehe ich, dass sie gerade durch diese schweren Zeiten gereift und im Glauben gewachsen sind.

Wir brauchen ein festes Fundament, um zu glauben. Was gibt Ihnen Halt im Leben?

Jesu Tod und Auferstehung sind mein Fundament. Ich weiß, meine Schuld ist vergeben. Gott nimmt mich an und liebt mich, auch wenn es mir manchmal schwerfällt, mich selber zu lieben. Zu ihm kann ich kommen, so wie ich bin.

Als ich schwer an Krebs erkrankte, konnte ich nicht mehr in den Gottesdienst gehen oder verreisen. Ich konnte gar nicht mehr tun. Aber ich habe erlebt, dass Gott da war. Ich spürte seinen Trost. Gott ist allezeit bei mir: Das ist mein Fundament.

Wie haben Sie Gott in Krisen erlebt?

Ich habe ihn nicht so emotional erlebt mit einem Kribbeln im Bauch oder einem Gefühl, sondern als eine Kraftquelle. Eine Quelle, die mir innerlich Kraft gegeben hat. Sobald ich zu Gott schrie, auch manchmal voller Panik, wenn die nächste Chemo anstand oder ich Angst vor dem Tod hatte, durfte ich Gott als Kraftquelle erleben. Ich merkte, wie ich innerlich ruhig und getröstet wurde. Ich konnte wieder durchatmen. Ich persönlich darf erleben, wann immer ich zu Gott rufe: Er ist da.

Wie läuft der Prozess von Unglauben zu Glauben ab, geschieht es nacheinander oder nebeneinander?

Ich glaube, dass es um eine Umorientierung im Glauben geht: Wohin lenke ich meine Aufmerksamkeit, wenn es um den Sinn im Leben geht? Danach suchen wir alle. Ob wir ihn in Menschen oder Religionen suchen, diese Suche beschäftigt alle Menschen. Die Frage ist nur: Wie lenke ich meinen Glauben hin zum lebendigen Gott? Und dazu brauche ich die Bibel, wo Gott sich zeigt. Der Schritt vom Glauben an irgendetwas hin zum Glauben an den lebendigen Gott beginnt damit, dass ich ihn kennenlernen will und das kann ich, wenn ich die Bibel lese.

Was würden Sie jemandem raten, dem es schwerfällt zu glauben?

Ich würde ihm raten, im Kontakt mit anderen Christen zu sein. Menschen sind in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens an unterschiedlichen Punkten mit Gott unterwegs. Wenn ich dann miterlebe, wie sie Gott erleben, kann ich mich davon ermutigen lassen. Denn wenn die das erleben, dann kann und will ich das auch erleben.

Auch die Jünger zweifelten und waren nicht von Anfang an die Glaubenshelden. Aber trotzdem hielten sie an Jesus fest. Daraus können wir lernen: Wir sollten bei Jesus bleiben, auch wenn wir vielleicht nicht selber großartige Erfahrungen gemacht haben. Bei Jesus bleiben, das heißt auch, bei seinen Leuten bleiben. Denn bei und in denen lebt Jesus.

Vielen Dank für dieses Gespräch!

 

Dieses Interview erschien im Magazin LebensLauf. Jetzt kostenlos testen: www.lebenslauf-magazin.net