Beiträge

Aus der Gnade herausfallen?

Von Dr. Ulrich Wendel

Falsch verstandene Bibelverse erklärt

„Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen (Galater 5,4).“

„Man kann auch aus der Gnade herausfallen!“ Ich habe die besorgte Stimme desjenigen noch im Ohr, der mir das sagte. Erst viel später entdeckte ich, dass er sich auf diesen Vers aus der Bibel bezog. Alle, die ich über diesen Bibelvers sprechen hörte, waren im Glauben eher unsichere Menschen, denen der Zweifel näher lag als die Gewissheit. Diese Verunsicherung hat offenbar ihren biblischen Grund: Wenn man aus der Gnade herausfallen kann, dann scheint es ja noch keine ausgemachte Sache zu sein, dass Gott einen errettet und angenommen hat.

Was aber hat Paulus gemeint, als er den Galatern diesen Satz über das Gesetz und die Gnade schrieb?

Zunächst müsste man exakter übersetzen. Das Wort „aus“ steht nicht im Grundtext. In diesem Falle hat dann auch das Verb eine andere Bedeutung; es heißt: „etwas verlieren“. Unter bestimmten Voraussetzungen können Glaubende also das Geschenk Gottes – die Gnade – wieder verlieren. Welche Voraussetzungen sind das?

Paulus richtet sich im Galaterbrief an Christen, die zum Glauben gekommen sind, aber dann nachträglich noch eigene Leistungen hinzufügen wollen, um bei Gott anerkannt zu sein. Das bloße Glauben reicht ihnen nicht aus, es scheint ihnen nicht verlässlich genug zu sein. Sie halten zusätzlich noch Vorschriften ein, die Gott seinem Volk, den Juden gegeben hatte. Dabei waren die Christen aus Galatien mehrheitlich gar keine Juden.

Wer so etwas tut und zu Gottes Gnade sicherheitshalber noch eigene Leistung hinzufügen will, der ergänzt die Gnade nicht, sondern verliert sie. Das ist es, was Paulus warnend sagen will. Denn Gnade kann man nur ganz oder gar nicht annehmen.

Paulus wendet sich also nicht an unsichere, angefochtene Glaubende, sondern im Gegenteil: an allzu sichere Christen. Er meint niemanden, der in seinem Glauben auf schwankendem Boden steht, sondern er meint Leute, die ihren Glauben durch eine Extrakonstruktion stabilisieren wollen. Die laufen Gefahr, die Gnade zu verlieren.

Für unsichere oder zweifelnde Christen gilt eher das Pauluswort aus dem Philipperbrief (1,6): „Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.“

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Luther und die Seligkeit

von Melanie Eckmann

Einem alten Wort aus der Bibelsprache auf der Spur

„Wer’s glaubt wird selig!“ Das ist eine Redewendung, die heute Zweifel an der Glaubwürdigkeit einer Aussage zum Ausdruck bringt. Dem, der den Glauben aufbringt, trotz schwacher Beweislage an dies oder jenes zu glauben, wird das eigene Seelenheil versprochen. Natürlich ist das ironisch gemeint.

Woher kommt diese Redensart? Der Ausspruch findet sich nicht wortwörtlich in der Bibel, weist aber Anklänge an den Missionsbefehl in Markus 16,16 auf, in dem es nach der Lutherübersetzung aus dem Jahr 1545 heißt: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.“ Noch enger werden die Worte „glauben“ und „selig“ in Johannes 20,29 kombiniert. Jesus begegnet Thomas, der an der Auferstehung zweifelt, mit den Worten: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Das klingt danach, als ob Jesus seinem Jünger das Seelenheil zuspricht, wenn dieser nur glaubt – also ganz auf der Linie seines Missionsbefehls.

Zwei Wege in die Seligkeit

Allerdings ist die Sache komplizierter. Das Wort „selig“ – es gehört zum Grundbestand der „Bibelsprache“ – steht in der Lutherübersetzung für zwei ganz verschiedene Worte des griechischen Grundtextes. Diese beiden Worte heißen, direkt übersetzt, „gerettet“ und „glücklich“. Es geht also einmal um ein Geschenk, das bis in die Ewigkeit hineinreicht, und das andere Mal um eine recht irdische, diesseitige Angelegenheit.

Im heutigen Deutsch sind diese beiden Aspekte kaum mit einem einzigen Wort zu erfassen. Die Medaille hat zwei Seiten. Ein Beispiel: Je nach Familienbeziehung kann der eine an Großmutters Grab der Verstorbenen einen sel’gen Frieden im ewigen Leben wünschen – und einem anderen kann ihr Tod ein seliges, glückliches, Lächeln über das Gesicht huschen lassen. Bei dem ersten geht es um das, was die Bibel mit „Rettung“ meint, beim zweiten um irdische Erleichterung, um Glück hier und jetzt.

Das Ringen um die Worte

Warum war das deutsche Wort „selig“ nun für Luther dennoch geeignet, um beide Aspekte auszudrücken? Beide Verwendungen des Adjektivs „selig“ sind aus dem Germanischen überliefert. Und das griechischen Wort für „gerettet werden“ (sōthēsesthai) hat seinerseits auch eine ziemliche Bedeutungsbreite. Es heißt – je nach Zusammenhang – „gerettet werden“, „beschützt/bewahrt werden“ und „geheilt werden“. Auch in Heilungsberichten wird es verwendet, wo jemand in irdischer Hinsicht gesund wird und die ewige Errettung noch kein Thema ist.

Um die Dinge noch komplizierter zu machen: Für die Übertragung des Neuen Testamentes in die deutsche Sprache verwandte Luther als Hilfsmittel die Vulgata, also die zu dem Zeitpunkt am weitesten verbreitete lateinische Bibelübersetzung. Am Beispiel von Markus 16,16 zeigt ein Blick zwischen ihre Buchdeckel, dass für sōthēsesthai der Ausdruck salvus erit hier seinen Platz gefunden hat. Salvus aber heißt im Lateinischen „gesund“ – obwohl der Missionsauftrag zweifellos die ewige Rettung, die Erlösung durch den Glauben, meint.

Das Glück im Jetzt

Die bekannten Seligpreisungen in Matthäus 5,3-11 sprechen nun noch einmal von einer anderen Art der „Seligkeit“. Das zugrunde liegende Wort makarios meint schlicht „glücklich“. Luther übersetzt auch hier: „Selig sind, die […]“.­ Die Worte von Jesus wirken bei genauerer Betrachtung paradox. Ein momentaner – meist unerfreulicher oder belastender – Lebensumstand bekommt das Prädikat „glücklich“. Die Seligpreisungen stellen das Leid in der Gegenwart in das Licht einer verheißungsvollen Zukunft. Und in diesem Licht kann der Leidende jetzt schon „glücklich“ sein. Auch hier geht es nicht um Erlösung in der Ewigkeit. Jesus meint ein irdisches Glück.

Genau das ist auch die Aussage gegenüber dem Zweifler Thomas. Die Seligkeit in Johannes 20,29 bezieht sich nicht auf das selige Leben bei Gott, sondern ein Glücklich-Sein auf Erden: „Wer’s glaubt, wird selig. Das Versprechen von Jesus zielt auf die Erde.

Greifbares Glück

Glück war für damalige Menschen aus der griechisch-römischen Kultur etwas durchaus Greifbares. Mit ihrem Wort für „glücklich“ – makarios – meinten sie Erfahrungen, die auch mit den Sinnen erfasst werden konnten. Sie dachten nicht bloß an irgendetwas in der Seele.

Genau hier entsteht eine weitere Schwierigkeit mit unserem Wort „selig“. Es klingt eben so sehr nach Seele. In früheren Jahrhunderten wurde dieses Wort tatsächlich noch mit zwei e geschrieben; da sprach die Kirche jemanden „seelig“ und man fragte sich, wie man „seelig“ sterben könne. Gemeint war: so sterben, dass man in die Erlösung eingeht. Wir würden das also als „errettet“ bezeichnen, das griechische Wort sōthēsesthai steht im Hintergrund.

Nun bezieht sich aber die biblische Auferstehungshoffung durchaus nicht nur auf die Seele. Paulus spricht von körperlicher Auferstehung. Das Wort „seelig“ verdeckt diesen Aspekt. Und auch heute noch sind die Seligpreisungen von Jesus diesem Missverständnis ausgesetzt, dass Jesus nur etwas Seelisches meine. Doch so ist es keineswegs. Egal ob das Glück auf Erden gemeint ist oder das Gerettet-Sein bei Gott – die Seligkeit hat in ihrer germanischen Wortherkunft nichts mit der „Seele“ gemeinsam. Von einer bloßen Innerlichkeit kann nicht die Rede sein. „Selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören“, sagte Jesus zu seinen Jüngern (Matthäus 13,16). Und was sahen ihre Augen, wovon hörten ihre Ohren? Doch zum Beispiel auch die Heilungswunder von Jesus. Etwas sehr Irdisch-Greifbares also. Daran beteiligt zu sein, auch das ist Glück.

Luther auf’s Maul geschaut

Luther führte für Jahrhunderte ein Wort in Sprachgebrauch und Volksglauben ein, das zwei Bedeutungen kombinierte. Das prägte. So hat der Volksmund Luther auf’s Maul geschaut und über die Zeit das Sprichwort gebildet: „Wer’s glaubt, wird selig.“ Wenn wir heute verstehen wollen, welche Bedeutung in welcher Bibelstelle genau gemeint ist, hilft uns das Wort „selig“ allerdings nicht mehr viel. Wer hier andere, heute präzisere Worte verwenden wollte, würde wohl ganz im Sinne Luthers handeln, der sagte: „Denn wer übersetzen will, muss einen großen Vorrat an Worten haben, dass er die Wahl haben könne, wo eins nicht an alle Stellen recht klingen will.“

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Was uns bewegt

von Ansgar Hörsting

 

Seit einigen Wochen spreche ich in Gemeinden immer wieder einmal über die Leitsätze, die unser Leben bestimmen. Oft unbewusst, aber doch sehr wirksam. Oder Leitsätze, die wir über unsere Gemeinden stellen. Sie wirken wie Überschriften über einem Zeitungsartikel. Sie bestimmen darüber, was wir als Hauptnachricht mitnehmen werden, egal, was im Artikel selbst steht.

Irgendwo haben wir sie gelernt. Irgendwann haben sie sich uns tief eingeprägt, die Leitsätze unseres Lebens. So wie diese: „Aus dir wird nie etwas.“ − „Was sollen die Leute denken?“ − „Eigentlich solltest du gar nicht geboren werden.“ Solche Leitsätze können eine Macht ausüben und uns sogar zerstören. Es gibt auch diese hier: „Egal was passiert: Wir stehen immer zu dir.“ oder „Du darfst alles, du darfst dich nur nicht erwischen lassen.“

Bei mir kamen später andere Sätze hinzu: „Weil es dir gut geht, geht es anderen Menschen auf der Welt schlecht.“ − „Denke an die hungernden Kinder in Afrika und iss deinen Teller leer“ − „Pass immer auf deine Sachen auf!“

 

Fromme Leitsätze

Andere erzählten mir von frommen Leitsätzen: „Pass auf, kleines Auge, was du siehst!“ − „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.“ Viele haben das als Druck empfunden und Gott als Aufpasser erlebt. Nicht alle jedoch! Denn solche Sätze wirken immer im Gesamtbild der Herkunftsfamilie und der Verlässlichkeit und Liebe, die dort herrschen.

Es gibt hilfreiche und lähmende Leitsätze. Und oft ist einem gar nicht bewusst, welche Sätze wirklich leiten. Es kann sein, dass man zwar ein Lebensmotto haben möchte, aber tief drinnen wird man von einem ganz anderen regiert.

Ich bekomme viel Resonanz auf meine Predigten, wenn ich auf die Leitsätze zu sprechen komme. Wir verlieren viel Lebenskraft durch schlechte Leitsätze. Ich bin überzeugt: Satan kann uns durch seine Lügen verführen. Er liebt es, Menschen mit lügenhaften Leitsätzen zu quälen.

 

Das sagt Gott

Deswegen ist es eine entscheidende Frage, was Gott eigentlich über unser Leben sagt. Ich bin überzeugt, dass die Antwort darauf immer zwei Aspekte hat. Der eine ist negativ. Gott sieht unser Leben, wie es ohne ihn aussieht: verloren, abgeschnitten vom Leben, in Schuld verwickelt, in Lügen verstrickt. Beladen mit Sorgen, mit Bitterkeit, mit eigener Schuld oder auch der Schuld anderer. „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“, diagnostiziert die Bibel (Röm 6,23). Es nützt nichts, diese Wahrheit zu leugnen, denn wer sie leugnet, kann ihr nicht begegnen.

Aber als Lebensmotto, als Leitsatz, taugt dieser Aspekt nicht. Dafür müssen wir uns den zweiten Aspekt ansehen, die Wahrheit, die Gott in Jesus über uns ausspricht. Zum Beispiel diese hier: „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist.“ (Röm 8,38f) oder: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ (Jes 43,1). In Jesus hat Gott uns alles geschenkt (Röm 8,32). Er macht unsere Leben reich. Nicht durch unser Tun, sondern durch Gott allein können wir leben. „Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1,7). Das sind Leitbilder, die uns lebenstauglich machen.

 

Bewegt von Gottes Liebe

Dieses Prinzip betrifft auch Gemeinden. Wir sehen sie häufig mit negativen Vorzeichen: Wir sehen die Fehler, die problematischen Leute, die Streitereien. Und keine Frage, das alles gibt es ja auch. Aber wenn uns das leitet, dann werden wir irgendwann der Gemeinde Jesu den Rücken zuwenden.

Gemeinden geben sich häufig Leitbilder. Drucken diese vierfarbig in unsere Veröffentlichungen oder schreiben es auf Leinwände. Aber es kommt darauf an, dass diese Leitbilder in unsere Herzen geschrieben werden. Dazu braucht es die ständige Erinnerung und positive Erfahrungen. Dann wird ein Leitbild zu dem, was es sein soll: Es leitet unser Denken, Fühlen und Handeln. Es ist die Überschrift über unser Tun und Lassen. In diesem Sinne: „Bewegt von Gottes Liebe bauen wir lebendige Gemeinden.“

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Christsein Heute. Jetzt kostenlos testen: www.christsein-heute.de

Unbekannte Personen der Bibel: Maria aus Jerusalem

von Dr. Ulrich Wendel

Immobilienbesitz für Gottes Reich

Wie kommt es eigentlich, dass Christen noch Häuser haben? Jesus hat doch klar gesagt: „Verkauft, was ihr habt, und gebt es den Bedürftigen!“ (Lukas 12,33), und: „Geht in die ganze Welt!“ (Markus 16,15). Häuser, in denen man dauerhaft wohnt, sind in diesen Anweisungen nicht vorgesehen – oder?

Die ersten Christen haben sehr oft radikal befolgt, was Jesus lehrte. Zu den ersten Christen in Jerusalem gehörte Maria – nicht die Mutter von Jesus, sondern eine andere Frau gleichen Namens. Ihr Sohn war Johannes Markus, später ein Begleiter der Apostel. Barnabas, ein wichtiger Missionar und Mentor in der jungen Christenheit, war ihr Schwager oder Neffe.

Im Bericht der Apostelgeschichte erfahren wir nicht nur, wo Maria wohnte – in Jerusalem –, sondern auch, wie sie wohnte. Sie besaß ein Haus, und zwar ein recht großes. Es verfügte über eine Art Vorhof oder eine Toranlage und es war geräumig genug, einer großen Hausgemeinde Raum für Gebet und Gottesdienst zu geben. Zum Haushalt gehörte auch eine Magd oder Sklavin – auch dies ein Indiz dafür, dass Maria ziemlich wohlhabend war (Apostelgeschichte 12,12-14).

In der Gemeinde von Jesus waren immer auch begüterte Menschen. Einige haben ihren Grundbesitz verkauft, um das Geld zu spenden, aber nicht alle taten das. Maria steht dafür, dass man seinen Immobilienbesitz auch anders für Gottes Reich einsetzen kann. Sie behielt ihr Haus, machte es aber zu einem Instrument für Gott.

Gastgeberin in gefährlichen Zeiten

Zunächst: Sie öffnete ihr Haus für die Gemeinde. Sie ließ es also zu, dass andere Leute durch ihren Hof und ihr Wohnzimmer trampelten und das Haus mit ihrem Lärm, ihrem Geruch und ihren Krümeln erfüllten. Sie stimmte zu, dass in ihrer Küche Essen für andere zubereitet wurde. Sie war einverstanden, dass immer wieder nicht sie selbst als Hausherrin bestimmte, was in ihren vier Wänden ablief, sondern der Leiter des Gottesdienstes. Und sie setzte die Arbeitskraft ihrer Magd ein, um alles hinterher wieder sauberzumachen.

Maria hielt an diesen Entscheidungen auch dann fest, als es für Christen gefährlich wurde. Nachdem in Jerusalem bereits Stephanus gesteinigt worden war, löste König Herodes bald eine zweite Verfolgungs- und Misshandlungswelle aus. Der Apostel Jakobus wurde geköpft und Petrus war gerade verhaftet worden, um ebenso getötet zu werden. Eine brenzlige Lage, in der man wohl gern erst einmal abtauchen und sich still verhalten würde. Gut möglich, dass die Behörden den Christen ihr Eigentum wegnehmen würden – wenig später ist das nachweislich passiert (Hebräer 10,34). Da wäre es vielleicht ratsam, nicht auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel durch Besucherströme von 30 oder 40 Christen, die ihre Schritte ins Haus lenken. Doch Maria hielt ihr Haus weiterhin offen für die Gemeinde.

Soziale Unterschiede trennen nicht

Sie gab den Betern dabei mehr als ein Dach über dem Kopf. Sie gestaltete das Leben und das Erscheinungsbild der Gemeinde mit. Sie tat das Ihre hinzu, damit die Gemeinde genau so aussehen konnte, wie Jesus sie sich gedacht hatte: als eine Gemeinschaft von ganz unterschiedlichen Leuten verschiedenster Herkunft und mit unterschiedlichem sozialen Status – und in dieser Zusammensetzung eins in Christus. Maria selbst, die reiche Frau, war Teil dieser Gemeinde. Viele andere waren nicht so begütert. Und Marias Sklavin stand sicher am unteren Ende der sozialen Skala. Dennoch gehörte sie voll und ganz zur Gemeinde und nahm am Gemeindeleben teil. Ein Detail der biblischen Berichterstattung verrät uns das: Als der Apostel Petrus durch ein Wunder Gottes aus dem Gefängnis frei kam, ging er sofort zu Marias Haus, wo er – zu Recht – die Gemeinde  vermutete. Auf sein Klopfen sollte Marias Sklavin öffnen. Am Tor erkannte sie gleich die Stimme des Apostels. Das lässt ja darauf schließen, dass sie Petrus schon oft gehört hatte – dass sie also an den Gottesdiensten teilnahm und häufig unter seiner Predigt gesessen hatte.

Marias Haus war also ein Werkzeug für Gottes Reich: Sie hatte einen Ort geschaffen, wo die Glaubenden zuhause sein konnten, und sie hat in ihrem Leben und ihren Beziehungen die Maßstäbe von Jesus widergespiegelt. Sie hat mehr als ein Haus eingesetzt: Ihr ganzes Leben ließ sie vom Evangelium prägen.

Zwei Modelle der Nachfolge

Damit lebte Maria eins von zwei möglichen Modellen, nämlich das der sesshaften Jesusnachfolge. Natürlich gab es auch noch das andere Modell – das der reisenden Missionare. Auch als Jesus nicht mehr auf der Erde war, als er also nicht mehr mit seinen Jüngerinnen und Jüngern durch Galiläa zog, gab es viele Christen, die „hingingen in alle Welt“. Marias Sohn Johannes Markus und ihr Verwandter Barnabas stehen für dieses andere Modell. Johannes Markus und Barnabas waren die Begleiter von Paulus auf der ersten Missionsreise und reisten später zusammen nach Zypern. Wenn man im Neuen Testament nachschlägt, wo Johannes Markus genannt wird, und wenn man an den betreffenden Orten Fähnchen in die Landkarte steckt, dann kommen neben Jerusalem und Zypern noch die Landschaft Pamphylien (an der Südküste der heutigen Türkei), Kolossä, Rom und vielleicht Cäsarea in Betracht. Reiserouten, die sich quer durch den Mittelmeerraum spannen. Johannes Markus ist damit das Gegenbild zu seiner sesshaften Mutter.

Damit Johannes das sein konnte, musste seine Mutter ihn loslassen. Das hat sie auch getan. Im Grunde hat sie aber auch ihr Haus losgelassen, zumindest ihren Anspruch darauf. Sie hat es in den Dienst für Gott gestellt. Mobiler Missionar oder Immobilienbesitzer – beide Lebensentwürfe geben die Möglichkeit, Jesus zu folgen und für Gottes Reich da zu sein. Man muss dafür Christus den Herrn sein lassen: den Herrn über Wohnort und Reiseziele und auch den Herrn im Haus.

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel.

Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Gabriel, der Mann Gottes

von Gabriel Furchert

Namen sind mehr als Schall und Rauch: Sie können ihren Träger sympathisch und klug wirken lassen – oder auch das Gegenteil bewirken. Dabei haben Namen ihre ganz eigene Bedeutung. Viele stammen aus der Bibel und tragen oft eine Botschaft in sich.

„Daniel, Daniel, Daaaanieeeeeel – Sag mal hörst Du schwer?“ Dieser Satz, so oder in ähnlicher Form dargebracht, war vor allem in meiner Schulzeit ein Dauerbrenner und sollte mich lange begleiten. Zumeist gepaart mit meiner Antwort: „Nee, meinen Ohren geht es bestens, aber mein Name ist Gabriel.“ „Ach ja, der Erzengel“, worauf ich mir als Kind ein „Na meistens Scherzbengel“ nicht verkneifen konnte. Später wurde ich flexibler, auf Daniel hörte ich bald automatisch und die Geschichte von der Löwengrube hörte ich an manchen Tagen auch lieber als den Erzengel.

War ich ein glücklicher Erzengel? Als Kind hatte ich da so meine Schwierigkeiten. Der einzige Gabriel auf dem Schulhof, kein bejubelter Namensvetter in Funk, Fernsehen oder Sport. Und ein eindeutig biblischer Name schien Mitte der 80er in der DDR für Neugeborene wohl auch nicht im Trend gewesen zu sein. Mich umgaben Sebastian, Katharina, Susanne und Henning. Dazu mein gelocktes, fast goldenes Haar – nein der brave Engel wollte ich an den meisten Tagen einfach nicht sein. Ich erinnere mich noch an den verzweifelten Versuch, meine Freunde so umzuerziehen, dass sie mich mit Mike ansprachen, was ich als Kind besonders cool fand.

Just in dem Moment wo sich das Bewusstsein dafür, einen besonderen Namen zu tragen, in meinem Kopf Bahn brach und mich stolz und erhobenen Hauptes den Schulalltag meistern ließ, passierte es: Meine neue Mathelehrerin am Gymnasium fing plötzlich an mich „Gabi“ zu rufen. Stets mit einem Lächeln im Gesicht und einer kitschig sanften Stimme, als wolle sie mir damit eine ganz besondere Liebkosung zuteilwerden lassen. Ganz neue Zeiten brachen an. Von der 4 in Mathe wollte ich runter, daher war Widerspruch nicht angebracht. Mitschüler fanden ebenfalls schnell Gefallen daran und so war ich irgendwann zu dritt: Gabriel, Daniel und Gabi – fast schon ein kleiner Hauskreis.

Zuweilen sorgte das auch für ordentliche Verwirrung – und wurde doch zum Segen. Denn meine Frau lernte ich zu dieser Zeit kennen. Sie 14, ich 18. Geschickt vermittelte sie ihren Eltern, dass sie am Abend noch bei Gabi sei. „Alles kein Problem – Mädels unter sich ging“, wohl durch den elterlichen Kopf. Das ermöglichte uns das Kennenlernen. Die Überraschung war später groß und sollte auch zehn Jahre danach noch als Anekdote bei unserer Trauung für Erheiterung sorgen.

Und heute? Bin ich immer noch zu dritt, manchmal ist auch Samuel dabei. Schätzen gelernt habe ich Gabriel aber schon lange. Eines aber hat sich nicht geändert – der Scherzbengel.

 

Dieser Artikel erschien im Magazin LebensLauf

Jetzt kostenlos testen: www.lebenslauf-magazin.net

Tobi, der Blinde?

von Tobias Hambuch

Namen sind mehr als Schall und Rauch: Sie können ihren Träger sympathisch und klug wirken lassen – oder auch das Gegenteil bewirken. Dabei haben Namen ihre ganz eigene Bedeutung. Viele stammen aus der Bibel und tragen oft eine Botschaft in sich.

Mein Name ist doch super, dachte ich immer. Ich heiße nicht Lukas, Johannes oder Mose und bin damit nicht nach einem hinlänglich bekannten Bibelbuch benannt. Andererseits ist mein Name dennoch biblisch, denn in den Apokryphen gibt es doch dieses kleine, aber feine Buch: Tobi(t). Da ist er schon, mein Spitzname! Alles bestens also: Mein Name hat biblisches Fundament und ist gleichzeitig nicht schnöde und langweilig, weil er in jedem dritten Kapitel vorkommt – wie beispielsweise Allerweltsnamen à la Nebukadnezar, Melchisedek und Co.

Wenn ich in die weite Welt hinausschaue, mache ich eine weitere durchaus interessante Beobachtung: Einen Politiker, Schauspieler oder Sportler, der regelmäßig in den Gazetten auftaucht und dabei den Vornamen Tobias trägt, gibt es nicht (belehrt mich gerne eines Besseren!). Damit will ich keinesfalls ausdrücken, dass jeder Tobi(as) nur Durchschnitt und nicht besonders erwähnenswert wäre. Vielmehr scheinen die Tobis dieser Welt nicht so stark interessiert am Blitzlichtgewitter, neigen also eindeutig zur Bescheidenheit.

Nähern wir uns nun aber diesem Tobit, Sohn eines Tobiel, und seinem Sohn Tobias (sehr erfindungsreiche Familie!). Denn da kommen doch tatsächlich die ersten Makel an der Perfektion dieses ach so wunderschönen Vornamens ans Tageslicht: Tobit ist alles andere als der Held der Bibel, der voller Tatendrang und Furchtlosigkeit ins Ungewisse schreitet – er ist zuallererst blind! Wie bitte? Blind? Das ist für mich auf den ersten Blick nicht die beste Voraussetzung, um etwas bewegen zu können. Möglicherweise soll mir das aber auch einfach einen Hinweis darauf liefern, woher meine Hornhautverkrümmung rührt und warum ich eine Brille auf der Nase trage! Spannend ist: Tobit wird durch Zutun seines Sohnes Tobias von seiner Blindheit geheilt und wird 112 Jahre alt. Das sind doch mal Aussichten! Gerne komme ich da nach meinen Namensvetter.

Kommen wir zum Schluss noch zur ursprünglichen Wortherkunft. Das Hebräische „tobijah“ bedeutet „Gott ist gut und gnädig“. Das spricht eine klare Sprache: Meine Eltern sehen mich als Geschenk Gottes an. Wahnsinn! Außerdem ist es eine über mein Leben ausgesprochene, gültige Wahrheit – schön, dass ich diese noch 88 Jahre lang kräftig auskosten darf.

Dieser Artikel erschien in LebensLauf. Jetzt kostenlos testen: www.lebenslauf-magazin.net

Unbekannte Personen der Bibel: Urija ben Schemaja

von Dr. Ulrich Wendel

Hat Gott seinen Diener vernachlässigt?

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ heißt ein erfolgreich verfilmter Roman, und es gab schon immer viele Menschen, die ihr eigenes Leben so beschreiben würden. Auch in der Bibel bildet sich die Ungerechtigkeit der Lebensschicksale häufig ab. Urija ben Schemaja ist so einer, dem das Leben offenbar unfair mitgespielt hat.

Urija war ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia. Er stammte aus Kirjat-Jearim, einer Stadt, die gut 25 Kilometer von Jeremias Heimatort Anatot entfernt lag. Beide Männer hatten viel gemeinsam: Sie lebten unter demselben König, Jojakim. Wie Jeremia war auch Urija ein Prophet – und sie hatten dieselbe Botschaft: Sie sprachen im Namen Gottes gegen das Land Juda und die Mächtigen in Jerusalem, denn diese hatten Gottes Wege verlassen.

Für diese mutige Botschaft musste Urija einen hohen Preis bezahlen. Nichts war damals verwerflicher als die göttlichen Vorzüge von Jerusalem in Frage zu stellen. König Jojakim plante Urijas Hinrichtung. Der Prophet erfuhr davon und floh nach Ägypten. Doch Jojakim hatte politische Verbindungen dorthin. Er schickte ein Kommando hinterher, ließ Urija zurückholen, mit dem Schwert hinrichten und seinen Leichnam unehrenhaft verscharren (die Geschichte steht in Jeremia 26,20-24).

Kollege Jeremia stand in der gleichen Gefahr. Doch er hatte einen einflussreichen Beamten des Königshofes hinter sich stehen, der seine Hand über ihn hielt. So kam Jeremia mit dem Leben davon, und das mehr als einmal. Urija aber hatte niemanden auf seiner Seite. Und auch Gott schützte ihn nicht. So viel zum Thema Gerechtigkeit.

Keine falschen Schuldzuweisungen!

Manche Bibelausleger machen Urija zum Vorwurf, dass er nach Ägypten geflohen ist. Anstatt sich auf Gott zu verlassen, habe er selbst für seinen Schutz sorgen wollen. Doch diese Erklärung ist wohl nur ein Versuch, die drängende Frage nach der Gerechtigkeit zu übertünchen. Der biblische Bericht hat an der Flucht von Uirja nichts auszusetzen. Im Gegenteil – auch Jeremia musste sich in einer bestimmten Situation einmal vor König Jojakim verstecken. Der Bericht kommentiert das mit den Worten, dass Gott selbst ihn – den fliehenden Propheten – verborgen hielt (Jeremia 36,18). Auch früher schon war es ein Zeichen der Treue zu Gott gewesen, wenn jemand Propheten vor dem rachsüchtigen König versteckte (1. Könige 18,3-4). Man kann also Urija nicht vorwerfen, er sei eigenmächtig davongelaufen und also selbst Schuld an seinem Schicksal.

Wir müssen zunächst einfach anerkennen: Gott behandelt nicht jedes seiner Kinder gleich. Und Gott gibt auch nicht jedes Mal eine Erklärung dafür, warum er seine Leute ungleich behandelt. Wir leben in einer Welt, in der Menschen einander Schaden zufügen, ja einer den anderen tötet. Gott schiebt dem manchmal einen Riegel vor – aber nicht immer. Zuweilen lässt er dem Bösen seinen Lauf, auch wenn das seine Diener das Leben kostet. Auch im Neuen Testament steht beides hart nebeneinander: Der Apostel Petrus wird ins Gefängnis geworfen, aber durch ein Wunder befreit – und kurz vorher ist der Apostel Jakobus geköpft worden, ohne Wunder, ohne Rettung (Apostelgeschichte 12,2-11).

Aus dem Abstand betrachtet

Das einzige, was manchmal (!) hilft: Einen Schritt zurücktreten und das Gesamtbild betrachten. Die Jahre verstreichen lassen und sehen, was zu allerletzt herauskommt. Bei Jeremia war es so: Immer wieder hatte er einflussreiche Fürsprecher, die ihm das Leben retteten. Gott schenkte ihm eine längere Lebenszeit als Urija. Am Ende allerdings war Jeremia dann doch ein Spielball der Judäer, denen er die ganze Zeit treu Gottes Wort gesagt hatte. Sie verschleppten ihn nach Ägypten – wo sich dann sein Weg verliert. Der Überlieferung zufolge wurde er von seinen Landsleuten gesteinigt. Letzten Endes ging es ihm also nicht besser als Urija. Es traf ihn bloß später.

Bei Petrus war es vermutlich ähnlich. Anders als Jakobus war er gerettet worden, doch frühe christliche Historiker sagen, er sei später in Rom hingerichtet worden. Dasselbe Muster also: Auch der, den Gott beschützte, blieb zum Schluss nicht verschont.

Vielleicht ist der Unterschied zwischen Urija und Jeremia doch nicht so groß. Aus menschlicher Perspektive zwar durchaus: Jahre und Jahrzehnte weiterleben dürfen oder nicht, das ist ein Riesenunterschied! Doch am Ende warteten auf beide die Mörder. Und am Ende hieß es für beide auch: Man hat ihnen nicht geglaubt, ihre Botschaft kam nicht an. Am Erfolg gemessen, war Jeremia gescheitert. Urija ebenso – bloß früher. Sein Leben blieb ein Fragment.

Lebenssinn trotz Scherben

Aber es gibt auch Fragmente, die in tieferem Sinn vollständig sind. „Es kommt wohl nur darauf an, ob man dem Fragment unseres Lebens noch ansieht, wie das Ganze eigentlich angelegt und gedacht war und aus welchem Material es besteht. Es gibt schließlich Fragmente … die bedeutsam sind auf Jahrhunderte hinaus, weil ihre Vollendung nur eine göttliche Sache sein kann, also Fragmente, die Fragmente sein müssen … Wenn unser Leben auch nur ein entfernter Abglanz eines solchen Fragmentes ist, … dann wollen wir uns auch über unser fragmentarisches Leben nicht beklagen, sondern daran sogar froh werden.“ Das schrieb Dietrich Bonhoeffer – auch einer, den Gott am Ende nicht beschützt hat, als er seinen Mördern in die Hände fiel.

Zum größeren Bild, aus dem Abstand betrachtet, gehört schließlich auch dies: König Jojakim, der Urija wie einen ehrlosen Verbrecher verscharren ließ, erlitt am Ende dasselbe Schicksal: Seine Leiche sollte den Tieren auf dem Feld vorgeworfen werden (Jeremia 22,19; 36,30). In der Tat – die Bibel erwähnt seinen Tod, aber weder Begräbnis noch Trauer (2. Könige 24,6).

Ist das ausgleichende Gerechtigkeit? Hat jemand wie Urija etwas davon, wenn es am Ende den anderen auch nicht besser geht? Unterm Strich hilft wohl nur das Vertrauen: Auch wenn Menschen einander töten – Gott ist es, der über die Dauer eines Lebens entscheidet. Und an Gott liegt es auch, dass ein Leben erfüllt sein kann, selbst wenn es zu früh endet. Nein, Gott behandelt nicht jeden gleich. Doch seine Zuwendung und Zuneigung sind nicht geringer, auch wenn jemand ein Leben voller Belastungen und Grenzen führen muss.

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

 

Daniel – Gott ist mein Richter

von Daniel Wildraut

Namen sind mehr als Schall und Rauch: Sie können ihren Träger sympathisch und klug wirken lassen – oder auch das Gegenteil bewirken. Dabei haben Namen ihre ganz eigene Bedeutung. Viele stammen aus der Bibel und tragen oft eine Botschaft in sich.

„Grüß Donald Duck von mir“, oder: „Was hast du heute schon erfunden?“ So oder so ähnlich reagierten vor mehr als 45 Jahren die weniger bibelfesten Menschen, wenn sie zum ersten Mal meinen Vornamen hörten. Das war eine Anspielung auf Daniel Düsentrieb, den genialen aber auch zerstreuten Erfinder aus den „Donald Duck“-Comics. Obwohl ich den Spitznamen „Düsentrieb“ nicht unbedingt schmeichelhaft fand, war er mir immer noch lieber als „Dany + Sahne“. Erinnern Sie sich an diesen Pudding? Ich schon!

Gehen wir einen Schritt in der Chronologie zurück. Meine Eltern hatten sich überlegt, ihrem Erstgeborenen einen biblischen Namen zu geben. Und da ihre eigenen Vornamen mit „D“ anfingen (Dorothea und Detlef), passte „Daniel“ ganz gut dazu. In meinem Geburtsjahr 1968 rangierte „Daniel“ in der Liste der beliebtesten Vornamen für Jungen jenseits von Platz 70. Und so blieb die oben genannte Comicfigur neben dem biblischen Propheten einige Jahre lang mein einziger mir bekannter Namensvetter.

Dies änderte sich Mitte der 70er-Jahre drastisch. Innerhalb kurzer Zeit schoss mein Name an die Spitze der Beliebtheitsskala und hielt sich zwanzig Jahre lang in den Top 10. Wenn ich als Teenager in der Stadt unterwegs war, hörte ich ständig irgendwelche Mütter nach ihrem (kleinen) „Daniel“ rufen. Es schien fast so, als wären Jungs zu dieser Zeit gleich rudelweise auf diesen Namen getauft worden. Unglaublich!

Kurze Randnotiz: Als Mädchen wäre mir Ähnliches nicht passiert, denn dann hätte ich „Delia“ geheißen. Und dieser Name hat es bis heute noch in keinem Jahr unter die beliebtesten 250 Mädchen-Vornamen geschafft.

Bleibt die Frage nach meinem biblischen Namenspatron. Als Kind kannte ich die Geschichte des Propheten Daniel in- und auswendig. Toller, mutiger Kerl! Ich selbst betonte allerdings stets, niemals in einer Löwengrube landen zu wollen. So erzählt es meine Mutter. Später, als Teenager, als ich mich gerade bewusst dem christlichen Glauben zugewandt hatte, war mir die Bedeutung des Namens („Gott ist/sei mein Richter“) eine Zeit lang sehr wichtig.

Ich mag meinen Vornamen – auch heute noch. Aber inzwischen denke ich nur noch selten über ihn oder seine Bedeutung nach. Eine besondere Verbundenheit mit der biblischen Gestalt verspüre ich nicht. Prophetische Gaben? Bei mir Fehlanzeige! Gut, ich mag Löwen. Aber das hängt vermutlich nicht mit meinem Vornamen zusammen. Oder doch?

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Gestaltete Zitate

Zum Herunterladen auf das gewünschte Bild klicken und mit Rechtsklick abspeichern.

Jesus, meine Zuversicht

Von Ansgar Hörsting

Das wohl dominanteste Lebensgefühl heutiger Zeit ist das der „Unsicherheit“.

Dafür gibt es viele Gründe: IS-Attentate, Diebstähle, Währungskrisen, Niedrigzinsphase, Altersarmut, demographischer Wandel – um nur einige zu nennen. Und dann bringen uns das Internet und die Nachrichten auch noch jedes Geschehen in Echtzeit direkt ins Wohnzimmer. Aber es gibt darüber hinaus eine Unsicherheit, die tiefer begründet ist, im Denken und Lebensgefühl des modernen oder postmodernen Menschen. Ihm geht jede Gewissheit verloren. Wir können heute nichts mit Sicherheit wissen. „Wissenschaft ist der aktuelle Stand des Irrtums“, sagen manche. Deswegen weiß der Mensch nicht, wer er ist und was wirklich verlässlich ist. Ganz extreme Leute sagen: Vielleicht ist alles, was wir sehen, hören und riechen eine einzige Sinnestäuschung und eigentlich sind wir Wesen, die irgendwo an Schläuchen hängen und unsere Hirnströme täuschen uns unsere Welt nur vor. Manche sind davon wirklich überzeugt. Und davon, dass wir eigentlich von Reptilien beherrscht werden, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Sachen gibt’s. Schließlich: Ehe, Staat, Konventionen, Werte, das seien alles nur Konstruktionen der Mächtigen, um den Menschen am Laufen zu halten. Weg damit! Und nun weiß keiner mehr Bescheid.

 

Populismus und Fundamentalismus

Zu diesem Lebensgefühl gibt es Reaktionen und Gegentrends. Eine Reaktion auf diese Unsicherheit ist, so sagt man heute, der Populismus. Das sind Schwarz-Weiß-Antworten, an denen man sich leicht orientieren kann. Eine andere Reaktion ist der Fundamentalismus, sagen andere. Fundamentalisten seien müde, ob all der ungeklärten Fragen und ziehen sich zurück auf ihr Glaubenssystem, auf ihre nicht mehr hinterfragbaren Fundamente. Wieder andere reagieren mit Verschwörungstheorien. „Postfaktisch“  ist das Wort des Jahres 2016. Fakten werden ignoriert. Sie spielen keine Rolle. Die Lügen-Posts auf Facebook setzen sich durch. Wobei ich mich wundere, dass sich viele darüber so wundern. Denn gelogen wurde schon immer, Fakten wurden immer zurechtgebogen. Es ist noch fast jeder Krieg mit einer Lüge begründet worden. Und überhaupt: Wenn lange genug gesagt wird, es gebe ja gar nicht „die Wahrheit“ und alles sei Interpretationssache, dann ruft man eben alle möglichen Interpretatoren auf den Plan. Fakten braucht dann kein Mensch mehr, da es die sowieso nicht gebe, wie wir es lange gehört haben.

So kann man unsere Zeit beschreiben. Und auch wenn es nicht für jeden und immer zutrifft, insgesamt gilt: Unsicherheit und ihre Gegentrends sind ganz hoch im Kurs. Und deswegen hat auch das Lebensgefühl der Angst Hochkonjunktur. Keiner weiß mehr genau Bescheid über Wahrheit, über Zukunft, über Frieden, über Politik, über Gewissheiten, und über Gott sowieso nicht. Das macht Angst.

 

Jesus, egal was kommt

2017 ist das Jahr des Reformationsjubiläums. Die Evangelischen haben das Thema entdeckt und begreifen es als Chance. Sie sagen: Wir haben etwas, oder besser jemanden, der sicher ist, der Gewissheit schenkt, zuverlässig und treu ist: Jesus Christus. Und ja, da bin ich dabei! Ich bin überzeugt, dass wir ein Angebot haben, das sehr hohen „Marktwert“ hat: ein sicheres Fundament unseres Lebens, eine gute Orientierung für unsere Fragen, eine letzte Sicherheit in Tod und Leben und Gewissheit, weil wir als Jesus-Nachfolger nicht uns selbst gehören, sondern ihm: Jesus, meine Zuversicht. Und deswegen finde ich die Bezeichnung „Christusfest“ für dieses Jubiläumsjahr sehr gut. Da mache ich mit.

Eine Frage müssen wir dennoch klären. Wenn wir Jesus als diesen Fixpunkt haben, wer sagt uns mit Gewissheit etwas über ihn? Woher haben wir Informationen, auf die wir uns verlassen können? Es ist die Bibel, das Wort Gottes. Sie bezeugt, wer er ist, was er gesagt hat, wer er sein wird und was kommen wird. Ohne diesen Bezug zur Bibel als das Wort Gottes, werden wir keine Sicherheit haben und bieten können. Manche Reformationsjubiläumseuphorie wird versanden, weil das reformatorische „sola scriptura“ müde belächelt wird. Natürlich beten wir Gott an, nicht die Bibel! Und ganz sicher ist das Wort Gottes zugleich Menschenwort, also nicht vom Himmel gefallen, sondern durchzogen von menschlichen Perspektiven. Aber eben darin offenbart sich Gott. Bis heute. Wir beten den Gott an, der sich in der Bibel bekannt macht und wir beten ihn durch Jesus an, von dem wir in der Bibel erfahren. Wie gut, sie zu haben, egal was kommt.

 

Dieser Kommentar erschien im Magazin Christsein Heute. Jetzt kostenlos testen: www.christsein-heute.de