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10 Tipps… Medien für Advent und Weihnachten

Sarah Lang

1. Mit jedem neuen Kapitel des Buchs „24x Weihnachten neu erleben“ (SCM R.Brockhaus) öffnen Sie eine Tür, die Ihnen den Weg zum echten Sinn von Weihnachten weist.

2. Gestalten Sie einen eigenen digitalen Adventskalender! Unter www.tuerchen.com/de gibt es tolle Vorlagen, die Sie mit Fotos, Videos oder Grüßen bestücken können.
Den Link zu Ihrem persönlichen Adventskalender können Sie mit Familie oder Freunden teilen – und so die Adventszeit digital miteinander verbringen.

3. Der Adventskalender „Leuchttage 2021 – Dein Begleiter durch den Advent“ (adeo) bietet vom 28. November 2021 bis zum 6. Januar 2022 jeden Tag eine Seite mit liebevoll gestalteten Illustrationen, lustigen Anekdoten sowie Gedanken zum Innehalten.

4. Auf der CD „Advent & Weihnachten – das Lieder schatz Projekt“ (SCM Hänssler Musik) fi nden Sie zwölf klassische Weihnachtslieder, modern arrangiert, die Sie durch die Weihnachtszeit begleiten. Passend dazu gibt es auch ein Liederbuch: So können Sie gleich mitsingen.

5. Ein Adventstagebuch zum Lesen, Innehalten und Schreiben hat Elisabeth Vollmer mit ihrem Buch „Adventsmomente“ (SCM Verlag) verfasst.

6. „Ein Weihnachtslicht für dich – Geschichten und Ge danken für die schönste Zeit des Jahres“ (Gerth Medien) nimmt Sie mit in die Faszination der Weih nachtsgeschichte. Die inspirierenden Texte stammen zum Beispiel von Sefora Nelson, Andreas Malessa, Elisabeth Mittelstädt oder Max Lucado.

7. „Weihnachtsglück in Ivy Hill“ (SCM Hänssler) ist der vierte Roman dieser Serie. Der Schriftsteller Richard zieht widerwillig von London in sein Heimatdorf Ivy Hill zurück. Dort lernt er die junge Arabella kennen, die sich allerdings bald in Richtung London aufmacht. Wird es eine gemeinsame Zukunft für beide geben?

8. Für Ihre Enkel oder Patenkinder gibt es eine tolle CD mit 13 sowohl neuen als auch bekannten Kinder-Weihnachts-Schmetter-Songs: „Feiert Jesus Kids – Weihnachten“ (SCM Hänssler Musik).

9. „Leute, die Weihnachten verpasst haben – Was ist die Realität von Weihnachten?“ (Voice of Hope) ist ein sachliches Hörbuch von John MacArthur mit spannenden Fakten rund um Weihnachten. 38 Minuten vollgepackt mit Material zum Nachdenken und Staunen.

10. Der Film „Die Hütte – ein Wochenende mit Gott“ (erschienen 2017 in den deutschen Kinos, auf DVD und Blu-ray erhältlich) erzählt eindrucksvoll die Geschichte des Bestseller-Romans von William P. Young. Der Familienvater Mackenzie „Mack“ Allen Philips verliert auf tragische Weise seine kleine Tochter und darf auf wunderbare und übernatürliche Weise Gottes Gegenwart und seine unendliche Liebe erleben.

Dieser Artikel erschien in LebensLauf. Jetzt kostenlos testen: www.lebenslauf-magazin.net

 

Vom Ende der Gemütlichkeit

David Werner

Im vergangenen Dezember sieht sich David herausgefordert, seine festlich-familiäre Komfortzone zu verlassen. Er beschließt das Weihnachtswunder in diesem Jahr unter den Obdachlosen auf den Straßen Hannovers zu suchen. Dafür bekommt er eine neue Dankbarkeit geschenkt.

„Wenn Gott redet, ist die Gemütlichkeit zu Ende“. Als ich diese Worte von Peter Hahne, dem aus dem ZDF bekannten christlichen Fernsehmoderator und Buchautor, einige Wochen vor Weihnachten am Frühstückstisch höre, passiert erstmal nicht viel. Ich mache mich wie geplant auf den Weg zur Bahnhaltestelle, döse auf der 45-minütigen Fahrt durch die Dunkelheit immer wieder ein und bin doch nicht wirklich ausgeschlafen, als ich schließlich, so richtig hell ist es immer noch nicht, an meinem Arbeitsplatz ankomme.

Worte, die mich nicht mehr loslassen

Für gewöhnlich kann ich mir Bibelverse, Zitate oder andere Weisheiten eher schlecht merken. Auch bei der Kurzzeitbibelschule, die ich vor einigen Jahren besucht hatte, schafften es die meisten Verse, die es auswendig zu lernen galt, nur ins Kurzzeitgedächtnis. Dieses Mal ist es anders. Die Tage vergehen, Weihnachten rückt immer näher und Peter Hahnes provokant formulierter Vers geistert immer wieder durch meinen Kopf.

Zwar ziehe ich Ferienwohnungen dem Campingplatz vor und dusche auch nur dann mit kaltem Wasser, wenn die Warmwasseraufbereitung mal wieder nicht funktioniert. Trotzdem würde ich mich nicht als jemanden beschreiben, der sein Leben nach Komfort und Gemütlichkeit ausrichtet. Für Weihnachten im Kreis der Familie, den Spätgottesdienst an Heiligabend in der bekannten Kirche und ein bisschen Gemütlichkeit kann ich mich in diesem Jahr dennoch erwärmen.

Rückkehr in eine fremde Welt

Ein paar Wochen später, es sind nur noch wenige Tage bis zum Christfest, sitze ich in einem mit „Weihnachtstouristen“ gefüllten ICE und bin auf dem Weg in die niedersächsische Landeshauptstadt. Aller Vorfreude auf ein gemütliches Weihnachten zu Hause zum Trotz habe ich mich bei „Christmas in the City“, einer sozial-missionarischen Einsatzwoche in Hannovers Drogenszene, angemeldet. Was mich bei der von „Neues Land“, einer christlichen Drogenarbeit mit mehreren Therapiehäusern, organisierten Aktion erwartet, weiß ich einerseits schon, da es nicht das erste Mal ist, dass ich an diesem besonderen Weihnachtsprogramm teilnehme. Andererseits ist es wieder ein Schritt in eine fremde Welt: Es erwarten mich Begegnungen mit Menschen, die vom Leben nichts mehr erwarten und sich aufgegeben haben. Menschen, die die Hoffnungslosigkeit, in der sie gefangen sind, nicht mehr verstecken (können).

Meine neue Dankbarkeit

Es dauert ein paar Tage bis ich die ersten Berührungsängste überwunden habe, ohne Scheu auf die Menschen zugehen kann und dann häufig „nur“ zuhöre. Ich höre viel von Kinder- und Jugendzeiten, die alles andere als behütet waren und werde dabei neu dankbar für meine Familie und die Zuneigung, die ich von meinen Eltern erfahren habe. Es geht um gescheiterte Therapien, bei manchem waren es Dutzende, mal sind es betrogene Arbeiter aus Osteuropa, die auf Hannovers Straßen gestrandet sind, und von dort nicht mehr wegkommen.

Bei allem Zerbruch und Getrieben sein, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man sich den Menschen zuwendet, nehme ich auch eine große Wertschätzung für unseren Dienst wahr. Ein ehrliches „Danke“ oder ein liebevolles Lächeln für einen Kaffee von einem vom Leben gezeichneten Mann, der ansonsten niemandem vertrauen kann, in der Obdachlosenunterkunft sogar sein Hab und Gut, zusammengepackt und verstaut in wenigen Gepäckstücken, mit auf die Toilette nimmt, sind in diesen Tagen unser Lohn.

Obdachlose, Alkoholiker und Drogenabhängige werden nicht nur in Hannover so gut es mit legalen Mitteln geht an den Rand der Gesellschaft geschoben. Die Substitutionsprogramme versorgen viele täglich auf Kosten der Beitragszahler mit der notwendigen Ration „Stoff“. Hilfe beim Ausweg gibt es kaum.

Jesus schenkt Freiheit

Je näher Heiligabend rückt, desto voller werden die Straßen. Reisende gehen eilenden Schrittes zum Bahnhof, um noch rechtzeitig daheim anzukommen.

Diejenigen, die kein Zuhause haben, ihre Nöte mit Alkohol und Drogen betäuben, haben wenig Vorfreude auf die Feiertage. Der Verlust von Angehörigen oder Weggefährten wiegt in diesen Tagen noch schwerer, die Einsamkeit verfolgt manchen wie ein treuer Begleiter.

Ich fühle mich in der Zwischenzeit angekommen, habe viele der 90 anderen Teilnehmenden von „Christmas in the City“ etwas besser kennengelernt und empfinde Freude daran, Zeit mit den Menschen auf der Straße zu verbringen. Besonders begeistern mich die Unterhaltungen mit anderen Mitarbeitenden, ehemaligen Drogenabhängigen, die bereits seit Jahren ein Leben in Freiheit führen, eine Therapie erfolgreich durchlaufen haben und nun auch mit Jesus durchs Leben gehen. Sie haben eine besondere Leidenschaft für ihre ehemaligen Weggefährten, die immer noch im Sumpf der Abhängigkeit feststecken und für die sich die Spirale fortwährend nach unten bewegt. Von Jahren auf der Straße, Gefängnisaufenthalten und der Zerstörung, die die illegalen Substanzen auch in ihrem Leben angerichtet haben, gezeichnet, verbreiten sie nicht nur in der Weihnachtszeit Hoffnung auf ein Leben in wirklicher Freiheit.

Heiligabend im SOS-Bistro

Als in den Kirchen der Stadt Tausende gerührte Kehlen „O du Fröhliche“ schmettern, wird die Menschenschlange vor dem „SOS-Bistro“, dem Hauptquartier von „Neues Land“ in Hannover, immer länger. Die Weihnachtsfeier im Rahmen von „Christmas in the City“ ist für viele zu einer festen Institution an Heiligabend geworden. Es ist der Platz, der diejenigen aufnimmt, die (nicht nur) an Heiligabend niemanden haben.

Im Innern geht es kurz vor dem Einlass geschäftig zu: Die Helfer in der Küche nehmen Stellung, um das Essen zu servieren, der Punsch wird portioniert und findet schnell nach Öffnung der Türen dankbare Abnehmer. Nicht nur ich frage mich mit kindlicher Spannung: „Sehen wir einige von denen wieder, die wir in den vergangenen Tagen kennengelernt und eingeladen haben?“

Es wird ein stimmungsvoller Abend. Die vielen Gäste fühlen sich sichtlich wohl und sind erleichtert, den Heiligen Abend nicht allein verbringen zu müssen. Nach der Weihnachtsgeschichte überreichen Kinder den gerührten Gästen schließlich die Geschenke, gespendet von christlichen Gemeinden aus der Umgebung. Ich ertappe mich, wie meine Augen im Laufe des Programms umherstreifen und die Besucher mustern. So mancher Anblick führt zu einem Schmunzeln, z.B. über einen Gast, der während seines Aufenthalts seine überdimensionierten Kopfhörer nicht abnimmt. Auf vielen der von Enttäuschungen und Tiefschlägen gezeichneten Gesichtern ist ein Lächeln zu sehen. Es ist Weihnachten geworden, mitten in Hannover und hoffentlich in vielen Herzen.

Was bleibt

„Ich muss hier raus, das ist mir zu viel Liebe“, höre ich eine junge Frau von ihren Gefühlen überwältigt sagen, bevor sie mit glasigen Augen den Raum verlässt. Es gab schon schlimmere Gründe, warum Menschen gegangen sind, denke ich mir.

Was bleibt nach acht Tagen „Christmas in the City“? Es sind wohl die vielen Begegnungen mit den Menschen in den dunklen Ecken Hannovers. Es ist die Hoffnung, dass sich der eine oder andere im neuen Jahr auf den Weg macht, seine Drogensucht hinter sich zu lassen und mit einer Therapie zu beginnen. Und es bleibt die Gewissheit, dass Jesus diese Menschen liebt! So sehr, dass er es vor über 2.000 Jahren Weihnachten hat werden lassen.

 

Dieser Artikel erschien im Magazin DRAN. Jetzt kostenlos testen: www.dran.de

Hoffnung ist das größte Geschenk

Lydia Riess

 

Im vergangenen Jahr drehte der Musiker Chris Lass gemeinsam mit der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ein Video, in dem zwei Mädchen einander durch ein Geschenk näherkommen. lebenslust hat nach dem Grund für das Video gefragt – und warum Hoffnung ein so wichtiges Geschenk ist.

Chris, was war der Grundgedanke deines Videos?

Ich kenne die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, seit ich ein kleiner Knirps bin, und fand es total stark, darauf hinzuweisen. Wir haben den Song „Power of Prayer“ von meinem Album ausgewählt, das seinerzeit herauskam, also „Kraft des Gebets“. Dazu haben wir eine Geschichte entwickelt, in der es darum geht, etwas zu verschenken, an andere zu denken, für andere da zu sein. Das passt gut zum Thema „Gebet“, denn beim Beten dreht man sich nicht nur um sich selber, sondern tut das für andere, als Fürbitte. Außerdem finde ich: Für andere zu beten ist gut, aber auch etwas für sie zu tun, ist genauso gut, wenn nicht noch besser!

Manche sagen, kleine Gesten wie die Geschenke von „Weihnachten im Schuhkarton“ verändern nicht viel.

Dahinter steckt der Gedanke: „Man muss Großes tun, damit sich Großes bewegt.“ Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das nicht stimmt. Wer bemisst, was groß und was klein ist? Dinge beginnen oft im Kleinen, bevor sie groß werden. Gerade bei der Aktion geht es ja darum, Kindern eine Freude zu machen und ihnen Hoffnung zu schenken. Ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind und dass es Menschen gibt, die sie wertschätzen. Was das für ein Leben bedeuten kann, ist unermesslich und kann in der Verkettung am Ende etwas ganz Großes bewirken!

Als ich noch ein Kind war, haben wir in unserer Gemeinde diese Kartons gepackt für andere Kinder, und wir haben jedes Mal auch Feedback bekommen. Das war immer stark zu sehen, dass da Kinder sind, die sich total freuen!

Wie kann man konkret Hoffnung schenken, nicht nur an Weihnachten, sondern im Alltag?

Indem man anderen Mut zuspricht, anstatt ihre Hoffnungen und Träume in Frage zu stellen. Das würde dazu führen, dass die Menschen um uns herum mutiger werden und Dinge erleben und schaffen, die sie über sich hinauswachsen lassen – und damit auch andere inspirieren. Ich singe viel mit Leuten gemeinsam. Wenn die dann erleben, dass sie eine Atmosphäre verändern mit ihrer Stimme, ihren Liedern, ihren Botschaften – das ist großartig!

So haben wir es auch beim Video erlebt: Mitten im Dreh schüttete es auf einmal so heftig aus allen Wolken, dass alle so durchnässt waren, dass ans Weiterdrehen nicht zu denken war. Gott sei Dank gab es ganz in der Nähe ein Luxushotel, in dem normalerweise nur die ganz „Großen“, Reichen und Berühmten unterkommen. Und die Angestellten dort waren tatsächlich so lieb und haben unsere ganzen Klamotten in den Trockner geschmissen und uns ein paar Föne gegeben – wir haben uns auf den Toiletten eingeschlossen und uns gegenseitig trockengeföhnt. Als die Sonne wieder rauskam, konnten wir weiterdrehen. Sie haben also das Video für uns gerettet, indem sie uns so beschenkt haben.

Warum ist Hoffnung so wichtig für Menschen?

Ich persönlich glaube, dass Hoffnung der Motor ist, der uns erlaubt, Dinge anzupacken. Hoffnung ist die Kraft, die uns erlaubt, Probleme anzugehen, unser Leben zu verändern, den Glauben nicht zu verlieren an andere Menschen und sich selbst. Man sagt ja nicht umsonst: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, ein biblisches Zitat. Ich glaube, dass das wirklich so ist: Wenn wir anderen Menschen Hoffnung zusprechen und sie ermutigen, dann ist das wahrscheinlich das größte Geschenk, das man jemandem machen kann.

 

Dieses Interview erschien im Magazin lebenslust. Jetzt kostenlos testen: www.bundes-verlag.net/lebenslust

Bethlehem im Ruhrgebiet

Ingrid Jope

 

Weihnachten erlebt: Wenn Kinder zur Krippe kommen

Wenige Tage nach Heiligabend lud ein strahlender Winterhimmel zu einem ausgiebigen Spaziergang ein. Der Himmel zeigte sein schönstes Blau bei klirrender Kälte. Um möglichst viel heißbegehrte Wintersonne zu spüren, suchten wir anhand einer Wanderkarte einen unbekannten Weg, der uns auf einem Höhenzug entlangführte. Mein Mann und ich spazierten auf dem Asphalt. Unsere beiden Kinder schlugen sich durchs Dickicht. Da steckte unser vierjähriger Sohn – noch ganz unter dem Eindruck des Weihnachtsmusicals in unserer Kirchgemeinde – seine große Schwester mit der Idee an: „Komm, wir sind Hirten und wandern nach Bethlehem!“ Gesagt, getan. Beide stapften mit Stöcken in der Hand und rotwangigen Gesichtern über Stock und Stein, zwischen Bäumen und Büschen entlang. Es war ein beschwerlicher Weg durchs Gelände, aber die Kinder hatten übereifrig ihren Spaß und wiederholten immer wieder: „Wir sind Hirten! Wir wandern nach Bethlehem!“ Schließlich überquerte der Wanderweg einen Hof, offensichtlich eine Schreinerei. Da ruft unsere Tochter plötzlich: „Da, der Stall!“ Und tatsächlich stand am Wegesrand eine lebensgroße Krippenszene aus einfachen Holzfiguren als Weihnachtsdekoration. Die Kinder rannten begeistert darauf zu. Fast andächtig beugten sie sich über die Krippe und schenkten dem „Jesuskind“ ihre Wanderstöcke. Auch wir Eltern waren überrascht von diesem schönen Zufall und berührt davon, wie aus dem kindlichen Spiel plötzlich Ernst wurde. Ja, das Erlebnis wurde uns zu einem eindrücklichen Bild: Jesus, der Sohn Gottes, ist nicht nur an den Feiertagen im Glanz des Weihnachtsbaumes zu finden. Sondern er ist da, wenn wir uns auf unserem Lebensweg vorwärts mühen. Manchmal verlaufen unsere Tage wie ein Spaziergang im strahlenden Sonnenschein: Wir haben vieles, wofür wir danken können. Wir haben Menschen um uns, mit denen wir unser Glück teilen. Aber nicht selten kämpfen wir uns Schritt für Schritt nach vorne. Wir stolpern über Wurzeln, verletzen uns an Dornen und setzen nur mühsam einen Fuß vor den anderen, kurz davor, aufzugeben. Wir werden von Sorgen niedergedrückt und zweifeln, weil wir manches nicht verstehen. Und gerade auf diesem mühsamen Weg durchs Dickicht unseres Lebens will Jesus uns begegnen. Er will uns zeigen, wie sehr Gott uns liebt. Er will uns umarmen und trösten, wenn wir uns an den Leidenspunkten unseres persönlichen Weges reiben. Er will uns befreien, wo Schuldgefühle uns die Luft abschnüren, und uns vergeben, wo wir tatsächlich schuldig geworden sind. Dafür ist Gott Mensch geworden. Er will uns seinen Frieden schenken – mitten in den Fragen und Widersprüchlichkeiten unseres Daseins. Das ist der tiefe Sinn von Weihnachten, der bis in die dunkelsten Winkel unseres Lebens leuchtet: Gott ist da. Wenn wir ihm unser Herz öffnen, wird unser ganzer Lebensweg eine Weihnachtswanderung.

 

Denn uns wurde ein Kind geboren,

uns wurde ein Sohn geschenkt.

Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft.

Er heißt: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater, Friedensfürst. (Jesaja 9,5)

 

 

Dieser Artikel erschien im Magazin lebenslust. Jetzt kostenlos testen: www.bundes-verlag.net/lebenslust

„Klage auch an Weihnachten“

Brian Doerksen ist einer der bedeutendsten Künstler in der modernen Anbetungsmusik. Einige seiner Lieder („Kommt, jetzt ist die Zeit“) werden in vielen Gottesdiensten gesungen. Aber der Komponist und Musiker ist auch Ehemann und Vater von sechs inzwischen erwachsenen Kindern.

2003 hatten wir ihn schon einmal im Family-Interview. Damals sagte er, dass er am liebsten seinen Job als Musiker und Anbetungsleiter aufgegeben hätte, als klar wurde, dass auch sein zweiter Sohn die Fragile X–Diagnose hatte – eine geistige Behinderung. Wie sein Bruder würde er vermutlich nie ein „normales“ Leben führen können.

Brian, wie geht es deinen beiden Jungen heute?

Isiah ist inzwischen 18 Jahre alt. Er spricht immer noch nur drei Worte: „Ich“, „Nein“ und „Mama“. Aber er kann auch ohne Worte kommunizieren und ausdrücken, was er braucht. Er ist sehr gut darin, Liebe und Mitgefühl zu kommunizieren. Der Große, Benjamin, hat gerade seinen 26. Geburtstag gefeiert. Beide Jungs sind uns kostbare Geschenke, und wir danken Gott für sie.

Hattest du eine ähnliche Krise nochmal – wie damals in der Zeit, als Isiah geboren wurde? Damals warst du kurz davor, alles hinzuwerfen.

Das Leben ist voller Herausforderungen: Nach einer Minikrise folgt die nächste Minikrise. Doch meine Frau Joyce und ich lernen, im Vertrauen zu leben und uns dabei zu entwickeln – von der Ängstlichkeit hin zur Dankbarkeit. Ich bin ganz versöhnt damit, dass diese beiden Jungs so sind, wie sie sind. Sie sind ein Geschenk. Und ja, an manchen Tagen liegt die Last schwer auf uns, wie wohl die Zukunft wird. Aber nie lange, denn dann passiert irgendetwas Witziges oder Süßes – dann merken Joyce und ich wieder, wie gesegnet wir doch sind.

Heute sind deine Kinder groß, nur Isiah wohnt noch bei euch. Was beschäftigt dich, wenn du an deine erwachsenen Kinder denkst?

Ich trage jedes meiner Kinder jeden Tag in meinem Herzen. Ich bin stolz auf sie – wie sie sind, wie sie füreinander sorgen. Und wie sie sich freuen, wenn sie zusammen sind. Unsere Kinder sind keine „Hochleistungsmenschen“, aber sie sind Menschen, die für andere Sorge tragen. Wenn es im Leben wirklich darum geht, Liebe zu geben und zu empfangen, sind meine Kinder darin sehr gesegnet – und leben dies auch aus. Natürlich mache ich mir auch manchmal Sorgen um die Finanzen und wie sie es in dieser Welt schaffen werden.

Wie gelingt es euch, dass eure Ehe vital bleibt?

Wir gehen immer noch regelmäßig miteinander aus. Wir haben einen Abend pro Woche für ein Date reserviert. Wie bemühen uns umeinander und um die kleinen Dinge, die die Romantik aufrechterhalten. Ich weiß, dass meine Ehe mit Joyce wahrscheinlich das größte Glück ist, das ich in meinem Leben habe. Deshalb ist das für mich auch so wertvoll. Natürlich haben wir auch unsere Missverständnisse. Oder Joyce will bei einer anstehenden Entscheidung in die eine Richtung — und ich in die andere. Doch wir finden immer einen Weg, wie wir unsere Verbindung aufrechterhalten. Manchmal tun wir das auch, indem wir dem anderen die Freiheit geben, anders sein zu können. Aber es beglückt mich noch immer, wenn sie meine Hand beim Spazierengehen halten möchte.

Ihr seid ja schon lange miteinander unterwegs: Du hast mit 19 geheiratet – und bist jetzt 52. Hast du jemals bereut, so früh geheiratet zu haben?

Nicht ein einziges Mal! Das war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben. Wir sind gemeinsam ins Erwachsenendasein hineingewachsen. Wir kennen einander besser, weil wir mehr miteinander durchgestanden haben. Als kreative Persönlichkeit bin ich durch einige Hochs und Tiefs hindurchgegangen – und wir halten daran fest, dass wir in jeder dieser Phasen zueinander gehörten und gehören. Da wir eine sexuelle Beziehung nur im Rahmen unserer Ehe hatten, erleben wir Stabilität und Sicherheit in diesem tiefen Vertrauen. Dankenswerterweise sieht Joyce in mir, obwohl ich Anfang 50 bin, immer noch den 19 Jahre alten Mann. Wie sollte ich das jemals bedauern?

Wie macht ihr es mit den erwachsenen Kindern? Wie haltet ihr den Draht, die innere Verbundenheit?

Wir haben mindestens einmal im Monat sonntagabends „Familienabend“, Wir sind durch Text-Botschaften und Video-Chats in Kontakt. Zwei unserer Töchter studieren auch am Prairie College, sodass wir uns dort oft sehen.

Für wen ist das Loslassen schwerer, Mama oder Papa?

Für Mama. Isiah und Joyce sind sehr miteinander verbunden – er ist das Nesthäkchen der Familie. Es wird für Joyce ein harter Tag werden, wenn er ausziehen sollte – falls er das mit seinen besonderen Bedürfnissen je tun wird! Wir würden für ihn ein besonderes Zuhause benötigen und Menschen, die nach ihm sehen … Und doch hoffe ich, dass wir das finden werden und dann in eine Ehephase eintreten können, in der alle unsere Kinder ausgeflogen sind.

Was hat euch in der Zeit geholfen, in der das Haus leerer geworden ist?

Wir lieben diese Phase. Wir haben mehr Zeit füreinander und können mehr tiefe Gespräche miteinander führen. Wir lieben es, miteinander auf der Couch zu liegen und einen Historienfilm zu gucken. Und wir haben oft Gäste. Joyce hat eine außergewöhnliche Gabe der Gastfreundschaft und führt nun ein 5-Sterne-AirBnB in dem Studio über der Garage, wenn ich es nicht für meine Aufnahmen oder das Komponieren benötige. Obwohl also fünf der sechs Kinder das Haus verlassen haben, sind immer Menschen bei uns … Und Joyce liebt es so.

Du sagtest in unserem Gespräch 2003, dass ihr vier Paare habt, denen ihr euch verantwortet, die in euer Leben hineinsprechen dürfen. Ist das noch so?

Absolut. Wir haben mehrere Paare, mit denen wir in enger Beziehung stehen, die in unser Leben und wir in ihre Leben hineinsprechen. Inzwischen sind wir Teil einer kleinen Hausgemeinde, die aus vier Familien besteht. Wir meinen: In christliche Beziehungen geht es nicht um Bequemlichkeit; sondern es geht darum, füreinander in harten Zeiten einzustehen. Und durch die verschiedenen Phasen gemeinsam hindurchzugehen.

Stichwort „harte Zeiten“: Ich habe vor zwei Jahren ein Konzert von dir auf dem Dünenhof gehört, zu den Psalmen. Gerade die Klagepsalmen scheinst du zu lieben. Warum?

Klage auszudrücken ist eines der wichtigsten Dinge, die wir tun können. Jeder leidet, auch Menschen, die einen starken Glauben haben. Die moderne Kulturwelt – und auch ein Großteil der modernen Kirche — reagiert auf Leid und Schmerz mit Verleugnung und Zerstreuung. Die biblische Antwort ist aber: zu klagen. Die Psalmen geben uns die Sprache dafür, um dies gut zu lernen, und so sehe ich die Psalmen als eins der größten Geschenke, die der Menschheit gegeben wurden. Sie helfen uns, eine emotional gesunde Spiritualität in unserem Leben zu entwickeln. Die SHIYR Poets (Anm. d. Red.: die kanadische Band von Brian Doerksen) und ich arbeiten derzeit am Volume 3 der Psalmen, den Kapiteln 21 bis 30. Zum Beispiel Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Psalm 22 vor dem Trost von Psalm 23 kommt. Und es ist sehr wichtig, diesen schwierigen Emotionen in unserer heutigen Welt eine Stimme zu verleihen. Es ist ein zentraler Schlüssel, um zu erkennen, was es heißt, Mensch zu sein.

Was singt ihr, wenn an Weihnachten die ganze Familie da ist?

Wir singen einige klassische Weihnachtslieder wie „Silent Night“ – ein deutsches Lied! Ich habe selbst einige Weihnachtslieder geschrieben. Wir lieben es, Schallplatten aufzulegen und mitzusingen. Ich singe wahrscheinlich am lautesten und mache damit meine Familie verrückt. „It’s the most wonderful time of the year“ – es ist die wundervollste Zeit im Jahr. Aber es ist nicht immer rein schimmernde Freude. Meine Mutter starb vor drei Jahren kurz vor Weihnachten, und um meine Trauer zu verarbeiten, schrieb ich ein Lied: „Christmas is the saddest season“ –„Weihnachten ist die traurigste Jahreszeit“. Das singe ich dann auch. Weihnachten ist die Zeit, in der wir wirklich merken, welche unserer Lieben uns für immer fehlen. Klage ist also auch an Weihnachten wichtig. Aber die Grundstimmung, die du bei uns zu Hause erleben würdest, ist die Haltung der Dankbarkeit, wenn wir gemeinsam auf ein Jahr zurückschauen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Martin Gundlach. Übersetzung: Ulrike Propach.

Dieses Interview erschien in der Zeitschrift FamilyNEXT. Jetzt kostenlos testen: www.family-next.de

 

Info zu Brian Doerksen:

Mit 22 Jahren wurde Brian Doerksen Pastor mit dem Schwerpunkt Lobpreismusik in der Langley Vineyard Christian Fellowship in Kanada. In dieser Zeit erschienen bei Vineyard Music die ersten Worship-Alben mit seiner Beteiligung. Brian Doerksen hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Lobpreis-Musik. Zu seinen bekanntesten Liedern zählen „I lift my eyes up“, „Hallelujah (Your Love is Amazing)“, „Refiner’s Fire“ und „Come Now is the Time to Worship“.

1994 veröffentlichte er das Musical „Father’s House“. Zwei Jahre lang wurde es mit Erfolg aufgeführt, danach folgte eine Flaute und schließlich der finanzielle Bankrott. Zur selben Zeit suchte die Vineyard-Kirche in Großbritannien eine Lobpreis-Leiter und Trainer für Songwriter. Brian zog mit seiner Familie nach England, wo er an zahlreichen erfolgreichen Alben mitarbeitete. 1999 kehrte er nach Kanada zurück, seit 2014 hat er eine Professur am Prairie College in Alberta.

Angekommen

Ich liebe die deutsche Sprache. Nicht nur, wenn ich Gedichte des Poeten Rainer Maria Rilke lese. Oder wenn ich bei einem Poetry-Slam-Abend in einem Berliner Club rumhänge. Der Grund für meine Sprach-Liebe? Im Deutschen gibt es großartige Worte, die einfach nicht übersetzbar sind! Oft werden sie eins zu eins in den Wortschatz anderer Sprachen übernommen. Da gibt es zum Beispiel so stimmungsvolle Ausdrücke wie „Gemütlichkeit“. Oder „Weltschmerz“. Oder „Wunderkind“.

Ist da jemand?

„Ist da jemand?“, fragt der Sänger Adel Tawil in seinem neuesten Song. Oliver Kallauch, selbst auch Musiker, hat sich dazu seine Gedanken gemacht – und Adel Tawil einen offenen Brief geschrieben:

„Morgen, Kinder, wird’s was geben“

von Agnes Wedell

Wie Weihnachten zum Fest der Geschenke wurde

Auf die Frage „Wie war Weihnachten?“ zählen Kinder meistens auf, was sie alles geschenkt bekommen haben. Erwachsene würden das wohl nicht so klar ausdrücken, aber auch sie möchten in der Regel nicht auf die traditionelle Bescherung an Weihnachten verzichten. Natürlich könnte man die Bücher, Kosmetikartikel und DVDs, die man an Heiligabend auspackt, mit viel weniger Aufwand, als ihn der Schenkende hat, einfach selbst kaufen und würde dabei sicher den eigenen Geschmack besser treffen. Trotzdem: Die kleinen und größeren Päckchen unterm mit Kerzen geschmückten Baum gehören einfach zu Weihnachten. Das war schon immer so – oder?

Trautes Familien-Idyll

Genau genommen ist diese Tradition erst 200 Jahre alt. Im Biedermeier (1815-1840) wurde aus dem kirchlichen Weihnachtsfest mehr und mehr ein Familienfest. Der Dichter E. T. A. Hoffmann beschreibt dieses traute Weihnachts-Familien-Idyll in seinem Märchen „Nussknacker und Mausekönig“: „Der große Tannenbaum in der Mitte trug viele goldne und silberne Äpfel, und wie Knospen und Blüten keimten Zuckermandeln und bunte Bonbons und was es sonst noch für schönes Naschwerk gibt, aus allen Ästen. (…) Um den Baum umher glänzte alles sehr bunt und herrlich – was es da alles für schöne Sachen gab – ja, wer das zu beschreiben vermöchte!“

Kleine Leckereien in der Weihnachtszeit, vor allem für Kinder, gab es schon seit Langem. Bereits die alten Römer machten sich zum Jahresende Geschenke – das sollte Glück bringen. Diese Tradition wurde bald mit dem Weihnachtsfest verbunden, das zunächst zum Jahreswechsel gefeiert wurde. Die Begründung war aber neu: Gott hat den Menschen in Jesus den Erlöser geschenkt. Außerdem erinnern die Weihnachtsgeschenke daran, dass die Weisen dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten.

Christkind und Nikolaus

Ein Patron fürs Schenken ist auch Nikolaus von Myra. Der Bischof aus dem vierten Jahrhundert hat der Legende nach drei verarmten Mädchen jeweils einen Goldklumpen ins Haus geworfen und es ihnen so ermöglicht, zu heiraten. Bei den Kindern war dieser freigiebige Heilige seit dem 13. Jahrhundert sehr beliebt, da er ihnen Äpfel und Nüsse brachte. Der Reformator Martin Luther hielt von diesem Brauch allerdings wenig, schließlich sollte in der Advents- und Weihnachtszeit Jesus im Mittelpunkt stehen, nicht Nikolaus. Außerdem lehnte er die Verehrung von Heiligen ohnehin ab. Geschenke gab es in evangelischen Familien deshalb an Weihnachten, sie wurden vom „heiligen Christ“ gebracht, aus dem später das Christkind wurde.

Lange Zeit handelte es sich bei diesen Geschenken um kleine Leckereien, die am Baum hingen, manchmal auch um praktische Geschenke wie Schuhe oder Kleidung. Kinder aus wohlhabenden Bürgerfamilien konnten sich seit dem 19. Jahrhundert außerdem auf Spielzeug freuen: Zinnsoldaten, Steckenpferde oder Spielzeugeisenbahnen für Jungs, Puppen samt Zubehör für Mädchen. Ein berühmtes Weihnachtsgeschenk machte 1845 der Arzt Heinrich Hoffmann seinem dreijährigen Sohn: Das von ihm verfasste Bilderbuch „Struwwelpeter“ begleitete seitdem Generationen von Kindern.

Was die geschenkten Spielsachen anging, war damals übrigens „Recycling“ angesagt: Spätestens im Februar wurden sie eingesammelt und verschwanden in einer Truhe – bis zum nächsten Weihnachtsfest.

 

Wann ist endlich Bescherung?

Nicht überall auf der Welt packen die Kinder ihre Geschenke am Heiligabend aus. In England schleicht der Weihnachtsmann mit seinen Gaben erst in der Nacht zum 25. Dezember ins Haus. Die kleineren Päckchen deponiert er in extra dafür aufgehängten Socken – wo sie die Kinder am nächsten Morgen finden. Noch einen Tag später, am 26. Dezember, werden die Geschenke in Ghana ausgepackt. In Italien und Spanien beschenkt man sich sogar erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Ein Termin, den man eigentlich auch für die Bescherung in Russland vermuten würde. Denn die dortige orthodoxe Kirche feiert an diesem Tag Weihnachten. Die Kinder haben ihre Geschenke allerdings schon fünf Tage zuvor, am Neujahrstag, bekommen – von „Väterchen Frost“.

Oben auf der Wunschliste

Mit „Apfel, Nuss und Mandelkern“ (wie es in einem alten Weihnachtslied heißt) ist es an Weihnachten längst nicht mehr getan. Von Jahr zu Jahr werden die Wunschlisten der Kinder länger und anspruchsvoller. Während im Wirtschaftswunderland der 50er-Jahre Teddys und Legosteine, Modelleisenbahnen und Kaufmannsläden, Puppenhäuser und Gesellschaftsspiele der Renner waren, steht heute vor allem Unterhaltungselektronik hoch im Kurs.

Auch bei Erwachsenen kommt ein großer Teil der Präsente aus dem Multimediabereich. Am beliebtesten sind aber Bücher, Kosmetik – und Geschenkgutscheine. Schließlich ist es gar nicht so einfach, den Geschmack des Beschenkten einzuschätzen. Außerdem kann man so auf eine aufwendige Verpackung verzichten. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, schätzt man die Mengen Geschenkpapier, die an Weihnachten verbraucht werden, auf rund 8.000 Tonnen. Damit könnte man mehr als 7.000 Fußballplätze bedecken.

Anders schenken

Gutscheine werden oft auch überreicht, wenn man sich dafür entscheidet, Zeit zu schenken – in Form eines Restaurantbesuchs, einer Ballonfahrt oder einer Hilfeleistung. Theater- oder Konzertkarten landen ebenfalls häufig auf dem Gabentisch – genauso wie Selbstgebackenes, Gestricktes oder Gebasteltes. Andere unterstützen lieber im Namen des Beschenkten ein soziales Projekt.

Spendabel am Jahresende

Im November und Dezember erwirtschaftet der Einzelhandel einen großen Teil seines Jahresumsatzes. In dieser Zeit sind die Verbraucher besonders freigiebig, wenn es ums Essen, festliche Deko, Reisen und vor allem um Geschenke geht. Für sie wird mehr als die Hälfte des Weihnachtsbudgets ausgegeben – 2015 waren das laut Angaben des Handelsverbands Deutschland 86,7 Milliarden Euro. Pro Kopf sind das 266 Euro, glaubt man der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young; das ifes Institut für Empirie & Statistik rechnet sogar mit rund 460 Euro. Wobei der Weihnachtsmann in Bayern (509 Euro) wesentlich spendabler ist als in Berlin (409 Euro). Im Vergleich zu den USA verhält sich allerdings ganz Deutschland äußerst knauserig: Die Amerikaner geben etwa dreimal so viel für Geschenke aus.

Frauen kaufen weniger und schneller

Wie die Umfrage des ifes Instituts außerdem ergab, geben Männer mehr Geld für Geschenke aus als Frauen, brauchen dafür aber oft noch bis kurz vor Weihnachten – während die meisten Frauen spätestens ab Mitte Dezember Zeit für andere Weihnachtsvorbereitungen haben. 15 Prozent der Deutschen verteilen ihre Weihnachtseinkäufe sogar über das ganze Jahr. Das spart Kosten. Zwölf Prozent der Deutschen sparen es sich lieber gleich ganz, etwas an Weihnachten zu verschenken (weitere interessante Fakten zu Weihnachten auf www.was-soll-ich-schenken.net/weihnachten-live).

Was tun mit ungeliebten Geschenken?

Die Hose ist zu klein, der Pulli hat die falsche Farbe, von der DVD steht bereits ein Exemplar im Regal und bei aller Liebe zum Schenker möchte man die kitschige Vase schnellstens außer Sichtweite bringen: Etwa eine Milliarde Euro wurden 2008 für unerwünschte Weihnachtsgeschenke ausgegeben, ergab eine ebay-Umfrage.

Sollte man solche Geschenke behalten (schließlich zählt ja der gute Wille!), verkaufen oder umtauschen? Laut Handelsverband Deutschland wurden 2011 knapp fünf Prozent der Geschenke umgetauscht. Die meisten Geschäfte sind damit einverstanden, ein Recht darauf gibt es aber nicht. Eine originelle Alternative, um verschmähte Weihnachtsgeschenke loszuwerden, gibt es in München: Seit 20 Jahren versteigert Albert Dietrich sie nach Weihnachten im Rathaus-Innenhof. Der Erlös kommt dem Kinderhilfswerk Unicef zugute – bisher fast eine halbe Million Euro.

 

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift lebenslust. Jetzt kostenlos testen: www.bundes-verlag.net/lebenslust

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Advents- und Weihnachts-Ideen, um Ihren Mitmenschen eine Freude zu machen.

  1. Stellen Sie einen Teller mit selbstgebackenen Plätzchen in den Flur Ihres Mehrfamilienhauses oder vor die Tür Ihrer Nachbarn.
  2. Besuchen Sie Flüchtlinge, die an Ihrem Wohnort untergebracht sind, und bieten Sie ihnen Ihre Hilfe an.
  3. Helfen Sie dem alten Nachbarn oder der alleinerziehenden Mutter nebenan beim Schneeschippen.
  4. Basteln Sie für jeden Ihrer Freunde einen persönlichen Adventskalender. Beim einen enthält der vielleicht Fußball-Anekdoten, bei der anderen Rezepte, beim Dritten Süßigkeiten.
  5. Helfen Sie der alten Nachbarin von gegenüber beim Dekorieren, zum Beispiel beim Aufhängen der Lichterketten.
  6. Schenken Sie der Postbotin, den Männern von der Müllabfuhr, der Zeitungs-Austrägerin etwas Süßes als Dankeschön für ihren Einsatz. Das motiviert sie fürs nächste Jahr.
  7. An der Kasse kramt jemand hinter Ihnen in seinem Kleingeld, um einen Schokoriegel zu bezahlen? Übernehmen Sie seine Rechnung.
  8. Bieten Sie Ihren Nachbarn an, beim nächsten Mal für sie mit einzukaufen.
  9. Setzen Sie einen großen Topf Punsch auf und laden Sie alle dazu ein, die Sie beim Einkaufen der Zutaten treffen.
  10. Besuchen Sie alte Menschen im Altenheim und lesen Sie ihnen eine weihnachtliche Geschichte vor – oder bringen Sie kleine Geschenke mit.
  11. Passen Sie einen Abend lang auf die kleinen Kinder Ihrer Nachbarn auf. Die Eltern können dann ungestört ihre Weihnachtseinkäufe machen oder einfach in Ruhe über den Weihnachtsmarkt schlendern.
  12. Bringen Sie einem Obdachlosen ein heißes alkoholfreies Getränk.
  13. Geben Sie den Nachbarskindern kostenlos Nachhilfe.
  14. Spielen Sie den Nikolaus/Weihnachtsmann bei der Bescherung im Kindergarten.
  15. Helfen Sie Ihren Bekannten im Haushalt oder bei kleinen Reparaturen.
  16. Bieten Sie bei Bus- oder Bahnfahrt Rentnern einen Platz an.
  17. Laden Sie Ihren Partner zum Essen ein.
  18. Werfen Sie ermutigende Postkarten oder kleine Schokoladentafeln in die Briefkästen Ihrer Nachbarn.

Dieser Tipps erschienen in der Zeitschrift lebenslust. Jetzt kostenlos testen: www.bundes-verlag.net/lebenslust

Olé du fröhliche

In immer mehr Fußballstadien treffen sich Menschen zum Vor-Weihnachtssingen

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Das Weihnachtssingen auch. Und die Stadien in Deutschland werden immer voller. In der Adventszeit in ein Fußballstadion zu pilgern – um dort mit Tausenden anderen Weihnachtslieder zu singen – ist ein Trend, der Jahr für Jahr wächst.

In Aachen auf dem „Tivoli“ – für Nicht-Fußballer: das ist kein Vergnügungspark sondern so heißt das Stadion – wird es traditionell am 4. Advent weihnachtlich-stimmungsvoll; sofern der 4. Advent nicht (wie in diesem Jahr) mit Heiligabend zusammenfällt. Anno 2017 wird also am 17. Dezember gesungen. Um 19 Uhr läuten die Glocken des Aachener Doms ganz offiziell das Singen ein. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: „Die Domklänge kommen vom Band“, verrät Siegmar Müller, Gründer und bis heute einer der Organisatoren des Aachener Weihnachtssingens.

Der Pastor im Ruhestand hatte von dem Weihnachtssingen in Berlin gehört und dachte sich: „Das könnten wir in Aachen doch auch probieren!“ Er sucht sich Mitstreiter in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Stadt Aachen, der Interessengemeinschaft der Aachener Fangruppen und dem Kongresszentrum „Eurogress“ (dem Stadion-Vermieter) – und 2013 findet mit 1.500 Mitsängern das erste Weihnachtssingen auf dem Aachener Tivoli statt. Zum „kleinen Jubiläum“, dem 5. Weihnachtssingen in diesem Jahr, werden wie schon 2016 wieder mehr als 21.000 Besucher erwartet.

Fußball-Clubs organisieren für ihre Fans Weihnachtssingen in den Stadien – oder sie sind selbst Gäste. Oder ein freier Organisator lädt ein. Die Modelle sind unterschiedlich. Der Hauptstadt-Club Union Berlin veranstaltet seit 2003 das Event, ist damit das Urgestein der modernen Gesangsbewegung – und mehrere Vereine der Republik zogen nach. Vor zwei Jahren (2015) waren es vier Traditionsvereine, die neben den Berlinern ein Vor-Weihnachtssingen arrangierten: Beim TSV 1860 München im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße (dort erlebte das Adventssingen seine dritte Auflage). Im – damals noch so genannten – „Rudolf-Harbig-Stadion“ von Dynamo Dresden (wo der Massen-Gesang von dem 128-köpfigen Kreuzchor begleitet wurde). Außerdem im Westen im „Wohnzimmer“ von Alemannia Aachen (ebenfalls zum 3. Mal), und im Rheinenergie-Stadion des 1. FC Köln (wo es klassisch kölsch hieß: „Loss mer Weihnachtsleeder singe“).

In München und Dresden war nach 2015 Schluss mit dem öffentlich-volkstümlichen Singen im Advent. Immerhin tritt in diesem Jahr (am 22. Dezember 2017) der Dresdner Kreuzchor im „DDV Stadion“ auf, allerdings ohne Mitsänger und zu entsprechenden Konzertpreisen. An die Stelle der bayerischen und sächsischen Metropole treten – seit 2016 – die Sängertreffen in Gelsenkirchen auf Schalke und in der MDCC-Arena des 1. FC Magdeburg.

Weihnachtslieder, Fangesänge

Was bringt die Menschen zum Singen ins Stadion? „Gemeinsame Anknüpfungspunkte“ gibt es „in der Musik und im Gesang“, glaubt Siegmar Müller: „In der Kirche wird gesungen – und auf dem Fußballplatz, mit Inbrunst und Begeisterung.“ Beim Weihnachtssingen wird das verbunden: christliche Weihnachtslieder, volkstümliche Weihnachtslieder und Fangesänge – „das bringt Fußball und Kirche zusammen“. Auch Nicht-Alemannia-Fans singen dann die Vereinshymne. „Es packt einen mitzusingen“, findet Müller. In den vergangenen Jahren hat der Trommler von Alemannia den Song begleitet.

Das Weihnachtssingen entfaltet einen Charakter „fast wie ein Gottesdienst“ (Müller). Und ein katholischer Besucher erklärte zuletzt: „Das war meine eigentliche Weihnachtsmesse.“

Bevor es richtig losgeht, stimmen die Chöre die Gäste mit einem einstündigen Vorprogramm ein, dann folgen die 90 Minuten Hauptprogramm. Alle Texte werden in einem Liederbuch ausgeteilt, die Texte auch auf die Leinwände projiziert. Weihnachtslieder – darunter Klassiker wie „Stille Nacht“, „O du fröhliche“, „Vom Himmel hoch“, „White Christmas“ oder „Feliz Navidad“ stehen im Vordergrund. Instrumentalchöre begleiten die Lieder; (Gospel-)Chöre animieren die Leute zum Mitsingen. 2016 hat ein 9-jähriges afrikanisches Mädchen die 1. Strophe von „Stille Nacht“ allein gesungen. 2017 ist erstmals auch ein Kinderchor dabei.

Die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel wird vorgelesen. Sie sorgt ebenso für Andacht und Stille im Stadionrund wie das Gebet, das sich anschließt. Obendrein ist das Aachener Weihnachtssingen ein wichtiges Stadtereignis: Der Oberbürgermeister begrüßt jedes Jahr die Gäste. Robert Moonen, der offizielle Stadionsprecher, moderiert das Programm. Und der Sänger Jupp Ebert, ein „Öcher Original“ (Müller), stimmt traditionell die Alemannia-Gesänge an.

Mit zunehmender Größe steigen Professionalisierung und Kosten. Der Etat liegt inzwischen bei rund 100.000 € (vor allem für Sicherheit und Technik), der zu gleichen Teilen geschultert wird von Spendern, Sponsoren und einer kleinen Reservierungsgebühr der Besucher (ab 5 Euro). „Bei 20.000 Menschen können wir die Besucherströme in die Stadionblöcke und auf die Tribünen nur lenken über die Ausgabe von Tickets“, erklärt Müller.

Gänsehautmomente

Philipp Scheufler (24) studiert Fahrzeug- und Antriebstechnik an der FH Aachen. Dreimal war er schon beim Weihnachtssingen; das erste Mal auf Einladung eines Freunds: „Der meinte, es wäre megacool, das müsste man unbedingt erlebt haben! Und ich dachte: Da gehe ich mal mit.“

Mit zigtausend anderen Menschen auf den Rängen zu singen, ist „etwas komplett anderes“ als zu Weihnachten in der Kirche. Scheufler hat zwischendurch „aufgehört mitzusingen, um einfach nur zu hören“. Das war „teilweise atemberaubend.“

Und jedes Mal gibt es ganz sicher einen „Gänsehautmoment“: Am Eingang werden Kerzen verteilt, jeder Besucher bekommt eine. Das Stadionlicht wird heruntergedimmt und auf allen Rängen leuchten allein die Kerzen. „Dieser Moment hat sich bei mir festgesetzt“, gesteht Scheufler, „es ist tatsächlich eine coole Atmosphäre.“ Und das Weihnachtssingen nicht nur für ihn „jedes Mal wieder ein Erlebnis; auf jeden Fall eine Sache, die sich lohnt“. Für ihn persönlich bedeutet es noch mehr: Hier wird, eine Woche vor dem Fest, „die Weihnachtszeit eingeläutet“.

 

Von Berlin bis Köln: Weihnachtssingen 2017

Berlin: Das älteste und größte Treffen dieser Art. Hier fing alles an, an der Alten Försterei in Berlin. Im Jahr 2003 trafen sich 89 Verrückte „halblegal“ mit Glühwein und Gebäck auf Höhe der Mittellinie im Stadion An der Alten Försterei zum Weihnachtsliedersingen. Von Jahr zu Jahr wuchs die Schar der Sänger. Weihnachten 2010 erfüllten schon die Stimmen von über 10.000 Menschen das „eiserne“ Wohnzimmer.

Der Fanclub Alt-Unioner organisiert das inzwischen traditionelle Weihnachtssingen. 2017 werden über 28.000 Menschen erwartet: Das Weihnachtssingen ist zu einem generations- und vereinsübergreifenden Ereignis geworden. Pfarrer Müller trägt die Weihnachtsgeschichte vor, der Chor des Emmy-Noether-Gymnasiums gibt Tonart und Takt vor und eine kleine Bläsergruppe sorgt für festlich-fröhliche Klänge. Liederbuch und Kerze gibt es gratis – eine kleine Spende für die Nachwuchsarbeit des Vereins ist immer willkommen (23.12.2017, 19 Uhr, Einlass 17 Uhr).

Köln: Die Karnevalsmitsinginitiative „Loss mer singe“ hat einen Ableger in der Weihnachtszeit: Am 23. Dezember klingen bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ im Rheinenergie-Stadion Adventslieder aus Tausenden von Kehlen (23.12.2017, 19 Uhr; Tickets ab 5 Euro).

Weihnachtssingen auf Schalke: Wo sonst die Fußballprofis der Königsblauen spielen, stehen einen Tag vor Weihnachten wieder bekannte Musiker und Chöre zum Weihnachtssingen auf der Bühne. PUR-Frontsänger Hartmut Engler lässt es sich nicht nehmen, beim 2. Weihnachtssingen auf Schalke gemeinsam mit den Besuchern Weihnachtslieder zu singen (23.12.2017, 19 Uhr, Tickets 14 Euro).

Magdeburg: Das 2. Weihnachtssingen findet dieses Jahr am Tag vor Heiligabend statt. Die Tore werden um 16 Uhr geöffnet, es gibt ein kleines Vorprogramm auf den Vorplatz, mit kleiner Bühne und Weihnachtsmarkt. Aufgrund des Erfolgs beim Start im Vorjahr (7.000 Besucher) rechnen die Veranstalter in diesem Jahr mit 10.000 bis 15.000 Besuchern in die MDCC-Arena. Trotz steigender Besucherzahlen und Kosten für Bühne, Technik, Sicherheitskonzept und eine erhöhte Zahl an Liederheften und Kerzen bleibt der Eintritt zum Weihnachtssingen kostenlos (23.12.2017, 18 Uhr).

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