Daniel – Gott ist mein Richter
von Daniel Wildraut
Namen sind mehr als Schall und Rauch: Sie können ihren Träger sympathisch und klug wirken lassen – oder auch das Gegenteil bewirken. Dabei haben Namen ihre ganz eigene Bedeutung. Viele stammen aus der Bibel und tragen oft eine Botschaft in sich.
„Grüß Donald Duck von mir“, oder: „Was hast du heute schon erfunden?“ So oder so ähnlich reagierten vor mehr als 45 Jahren die weniger bibelfesten Menschen, wenn sie zum ersten Mal meinen Vornamen hörten. Das war eine Anspielung auf Daniel Düsentrieb, den genialen aber auch zerstreuten Erfinder aus den „Donald Duck“-Comics. Obwohl ich den Spitznamen „Düsentrieb“ nicht unbedingt schmeichelhaft fand, war er mir immer noch lieber als „Dany + Sahne“. Erinnern Sie sich an diesen Pudding? Ich schon!
Gehen wir einen Schritt in der Chronologie zurück. Meine Eltern hatten sich überlegt, ihrem Erstgeborenen einen biblischen Namen zu geben. Und da ihre eigenen Vornamen mit „D“ anfingen (Dorothea und Detlef), passte „Daniel“ ganz gut dazu. In meinem Geburtsjahr 1968 rangierte „Daniel“ in der Liste der beliebtesten Vornamen für Jungen jenseits von Platz 70. Und so blieb die oben genannte Comicfigur neben dem biblischen Propheten einige Jahre lang mein einziger mir bekannter Namensvetter.
Dies änderte sich Mitte der 70er-Jahre drastisch. Innerhalb kurzer Zeit schoss mein Name an die Spitze der Beliebtheitsskala und hielt sich zwanzig Jahre lang in den Top 10. Wenn ich als Teenager in der Stadt unterwegs war, hörte ich ständig irgendwelche Mütter nach ihrem (kleinen) „Daniel“ rufen. Es schien fast so, als wären Jungs zu dieser Zeit gleich rudelweise auf diesen Namen getauft worden. Unglaublich!
Kurze Randnotiz: Als Mädchen wäre mir Ähnliches nicht passiert, denn dann hätte ich „Delia“ geheißen. Und dieser Name hat es bis heute noch in keinem Jahr unter die beliebtesten 250 Mädchen-Vornamen geschafft.
Bleibt die Frage nach meinem biblischen Namenspatron. Als Kind kannte ich die Geschichte des Propheten Daniel in- und auswendig. Toller, mutiger Kerl! Ich selbst betonte allerdings stets, niemals in einer Löwengrube landen zu wollen. So erzählt es meine Mutter. Später, als Teenager, als ich mich gerade bewusst dem christlichen Glauben zugewandt hatte, war mir die Bedeutung des Namens („Gott ist/sei mein Richter“) eine Zeit lang sehr wichtig.
Ich mag meinen Vornamen – auch heute noch. Aber inzwischen denke ich nur noch selten über ihn oder seine Bedeutung nach. Eine besondere Verbundenheit mit der biblischen Gestalt verspüre ich nicht. Prophetische Gaben? Bei mir Fehlanzeige! Gut, ich mag Löwen. Aber das hängt vermutlich nicht mit meinem Vornamen zusammen. Oder doch?
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