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Nathanael Ullmann

Hans-Martin Wiedemann strotzt nur so vor Energie. Das ist vor allem verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele ehrenamtliche Projekte der 60-Jährige neben seinem Beruf noch meistert.

Hans-Martin Wiedemann ist ein ehrenamtlicher Tausendsassa. Er sitzt im Gemeinderat seiner Kirche, engagiert sich bei der Kolpingfamilie und hilft bei der Caritas. Aber auch außerhalb der kirchlichen Strukturen endet sein Engagement nicht. Im Flüchtlingsnetzwerk ist er ebenfalls voll mit dabei. „Ich kann das nicht haben, wenn Menschen auf der Straße leben oder keinen Zugang zu Bildung haben“, so der Bochumer. Früher habe er bis zu 16 Stunden täglich als Werkzeugvertriebler gearbeitet. „Dann habe ich mir gedacht: Das kann es nicht sein.“ Wiedemann fuhr seine Stundenzahl zurück und engagiert sich seitdem verstärkt ehrenamtlich. Das sei zwar nicht bezahlt, gebe ihm aber ganz viel zurück.

Kleiderkammer fehlte

Auf die Flüchtlingsarbeit ist er durch das Bibelteilen (gemeinsames Bibellesen) gekommen. Zusammen hatte das Team überlegt, wo ihre Hilfe am ehesten gebraucht wird. Schnell war klar: Im Bochumer Stadtteil Langendreer fehlte es an einer Kleiderkammer. „Wir haben dienstags Bibel geteilt und den Sonntag darauf die Kleiderkammer eingerichtet“, erinnert sich der Ehrenamtliche.

Mittlerweile sind die meisten Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht, die Kleiderkammer ist überflüssig geworden. Für Wiedemann endet die Arbeit damit nicht. Nach wie vor ist er im koordinativen Bereich der Flüchtlingsarbeit tätig. Der zweifache Vater ist in unterschiedlichen Vereinen im Stadtteil unterwegs. Für jeden Belang weiß er den richtigen Ansprechpartner. Aber auch den persönlichen Kontakt zu den Geflüchteten unterhält er noch: „Die sind mir ans Herz gewachsen.“

Vorbild Adolph Kolping

Motiviert wird Hans-Martin Wiedemann durch sein großes Vorbild: Adolph Kolping. „Für ihn hat Kirche eine wichtige Rolle gespielt. Aber vor allem sein soziales Engagement für die Menschen, die keine Fürsprecher haben, inspiriert mich“, erzählt er begeistert. Zusätzlich dazu stärkt seine Frau ihm den Rücken: „Wenn ich meine Frau nicht hätte, könnte ich viele Projekte, die mir wichtig sind, so nicht umsetzen.“

Und wenn dann doch mal die Motivation schwindet? „Dann gucke ich abends noch mal aufs Kreuz oder morgens beim Guten-Morgen-Gebet, dann geht das.“ Besonders, wenn Wiedemann die Früchte seiner Arbeit sieht, findet er neue Energie. Vor einiger Zeit hat sich der Ehrenamtliche dafür stark gemacht, eine Flüchtlingsfamilie über dem Gemeindehaus einziehen zu lassen. „Wenn ich dann die Kinder auf dem Kirchplatz sehe, denke ich jedes Mal, dass es sich dafür gelohnt hat.“

In die Flüchtlingsarbeit einsteigen könne übrigens jeder, davon ist der gläubige Katholik überzeugt. Voraussetzungen müsse man keine mitbringen. „Jeder Mensch hat Gaben, die Gott ihm geschenkt hat. Der eine kann vielleicht besser vorlesen, der andere Möbel schleppen.“

 

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