Beiträge

„Freuet euch im Herrn allezeit!“

Annegret Prause

Was passiert, wenn man die Paulus-Worte aus Philipper 4,4 „Freut euch im Herren allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!“ als handfeste Aufforderung versteht? Annegret Prause will es herausfinden und wagt ein kleines Experiment: Freude – eine ganze Woche.

 

Montagmorgen. Mein kleines Experiment beginnt unter verschärften Bedingungen: Es gießt wie aus Eimern, ich habe schlecht geschlafen, bin müde und alles andere als euphorisch. „Jetzt müsstest du anfangen, dich zu freuen …“, denke ich mir. Schwierig.
Der Weg ins Büro ist lang, und ich nutze die Zeit im Auto, um über Freude nachzudenken. „Freut euch im Herrn allezeit!“ – „Allezeit“ wie in immer und den ganzen Tag? Wie soll ich das bloß hinbekommen? Ich komme zu keinem Ergebnis, stelle jedoch einen kleinen Nebeneffekt fest: Wenn ich über Freude nachdenke und mich mit dem Herrn darüber unterhalte, ist der Drang, sich über andere Autofahrer aufzuregen (die zu schnell, zu langsam und sowieso total komisch fahren) deutlich geringer. Ich komme ziemlich entspannt an …

Der Tag ist voll mit Dingen und Aufgaben, die meine gesamte Aufmerksamkeit fordern. Erst auf dem Heimweg fällt mir auf, dass ich mich währenddessen überhaupt nicht gefragt habe, ob ich mich jetzt gerade freue oder nicht. Ich habe gearbeitet, ich habe Dinge erledigt, ich habe Alltag erlebt. Das meiste davon freudetechnisch eher unauffällig.

Spät abends kann ich meinen Autoschlüssel nicht finden. Wo ich auch nachschaue, er ist nicht da. „Nimm den Regenschirm“, schießt es mir durch den Kopf. Ich ziehe den Regenschirm aus dem Schirmständer, öffne ihn – und heraus fällt mein Schlüssel. Ich bin ja eher ein stiller Freuer, lasse mich aber dazu hinreißen, ein bisschen vor Freude zu hüpfen. Nur wegen des Experiments natürlich. Eins zu Null für die Freude.

 

Freude als Widerstand

Der nächste Tag beginnt wieder mit Regen und Müdigkeit. Ich versuche, stimmungsmäßig dagegenzuhalten und singe im Auto laut „Summer in the city“ mit – während ich im Regen übers Land fahre. Trotzdem schwant mir schon an Tag zwei, dass das mit dem „sich allezeit Freuen“ anders gemeint sein muss. Es setzt mich unter Druck, und Druck und Freude vertragen sich nicht so gut.

Ich möchte dem Vers theologisch auf den Grund gehen und frage bei den Bibel-Kollegen nach, was Paulus sich hier gedacht haben könnte. Wir stellen fest, dass es wohl weniger um Dauer-Euphorie geht, als darum, sich freuen zu können, auch wenn die Umstände das nicht unbedingt nahelegen. „Freude als Widerstand“ nehme ich mir mit. Sich freuen, um zu zeigen, dass die Umstände hier nicht das letzte Wort haben, sondern Gott.

Soweit die Theorie. Ich sammle in den nächsten Tagen Freude-Momente und schreibe sie auf, denn ich habe festgestellt, dass ich in dieser Hinsicht ziemlich vergesslich bin. Ein spontaner (regenfreier) Abendspaziergang, Zeit mit Lieblingsmenschen, ein abgeschlossenes Projekt, Momente der Muße, Dankbarkeit für mein Zuhause. Aufschreiben und erinnern macht mich dankbar. Dankbarkeit macht mich fröhlich. Nicht als Dauerzustand, aber immer wieder. „Läuft“, denke ich mir.

 

Der Praxistest

Aber dann kommt im Laufe der Woche ein ziemlich großes Paket Alltagssorgen vorbei. Von der Sorte, die sich nicht so leicht weglächeln lässt. Und ja, ich sorge mich. Mit meiner Guerilla-Taktik der „Freude als Widerstand“ ist es in der Praxis nicht so weit her. Ich gebe einen ziemlich erbärmlichen Widerstandskämpfer ab. An solchen Tagen kann ich mich nur entscheiden, welchen Erlebnissen und Dingen ich erlaube, in den Vordergrund zu treten. Wird der Tag im Rückblick freudebunt, weil eigentlich immer auch gute Dinge passieren, oder wird er sorgengrau? An manchen Tagen fällt die Antwort leicht, an manchen ist die Antwort ein trotziges „Mir doch egal, ich entscheide mich für die Freude“. Es gibt aber auch Tage, und ich bin dankbar, dass es wenige sind, da siegt das Grau. Wie wird dieser Sorgentag im Rückblick aussehen? Ich bin unentschlossen.

 

Freude. Einfach so

Sonntag. Gottesdienst. Ein völlig normaler, aufgrund der Ferienzeit übersichtlich besuchter Gottesdienst. Und mittendrin ist da plötzlich: Freude. Einfach so. Weil Gott da ist. Keine „Ich hüpfe vor Euphorie durchs Zimmer“-Freude, sondern Freude wie die Wärme eines Kachelofens. Und eine weitere Erkenntnis: „Freude im Herrn“ ist ein Geschenk, für das ich nichts machen kann/muss. Freude ist ein Teil Gottes, von der ich mich einhüllen lassen kann, wenn ich ihm begegne. Ich muss mir eigentlich nur die Zeit nehmen, um Zeit mit ihm zu verbringen. So einfach ist das. Und so schwer.

Was bleibt von dieser Woche? Staunen, dass Freude für Gott ein ziemliches Thema ist. Der Gedanke „Freude ist eine Form des Widerstandes“, der mich weiter begleitet. Und die Erkenntnis, dass es sich deutlich leichter freuen lässt, wenn man sich damit nicht so unter Druck setzt.

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift JOYCE. Jetzt kostenlos testen: www.JOYCE-magazin.net

 

Angekommen

Ich liebe die deutsche Sprache. Nicht nur, wenn ich Gedichte des Poeten Rainer Maria Rilke lese. Oder wenn ich bei einem Poetry-Slam-Abend in einem Berliner Club rumhänge. Der Grund für meine Sprach-Liebe? Im Deutschen gibt es großartige Worte, die einfach nicht übersetzbar sind! Oft werden sie eins zu eins in den Wortschatz anderer Sprachen übernommen. Da gibt es zum Beispiel so stimmungsvolle Ausdrücke wie „Gemütlichkeit“. Oder „Weltschmerz“. Oder „Wunderkind“.

Hilferuf eines Angefochtenen

Von Levian Scheidthauer

Eine Auslegung von Psalm 13

HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? 

Es ist ein Markenzeichen der Psalmen, dass sie uns die labilen Stimmungslagen großer Glaubenshelden auf dem Silbertablett servieren. „Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen?“ Ist das nicht allzu menschlich? Wie oft fühlen wir uns in unserem Scheitern von Gott verlassen. In der Stunde der großen Niederlagen, wenn es einsam um einen wird. Solange es läuft, feiern wir seinen Segen, aber unser Scheitern erleben wir auf uns selbst zurückgeworfen. Gott, bist du nur der Gott der Siegertypen? David macht aus diesem Gefühl keinen Hehl, auch wenn er es – wie sich zeigen wird – besser weiß.

 

Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?

Da versinkt einer in einer Mischung aus Angst und Selbstmitleid. Nicht aus Selbstzweifeln, sondern aus Gottverlassenheit. Die Angst versperrt uns den klaren Blick auf die Dinge, zerstört auch das stabilste Lebensgefühl. Mit Angst ist alles bitter. Ohne Gott ist alles bitter. Und David leidet wie ein Schlosshund.

Aber David bleibt nicht bei seinen eigenen Gefühlen. Seine Klage wird persönlicher. Das Gefühl, Gott sei irgendwie abwesend in einer Phase, in der David Gottes Beistand mehr denn je brauchen könne, hinterfragt Gottes Gameplan. Gott, bist du wirklich auf der Seite der Unterdrückten? Bist du bereit, dich bei Ungerechtigkeit auf meine Seite zu schlagen? Oder brauche ich auf seine Unterstützung nicht zu hoffen, wenn ich angefeindet werde?

 

Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe, dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke. 

Endlich wandelt sich der Tonfall. David überwindet die Distanz, die aus den ersten Versen heraus spricht. Statt weiter mit Gott über dessen Schweigen zu hadern, beginnt er zu flehen. Es geht um Leben und Tod – wie viel Selbstmitleid kann sich David da noch leisten? David vertraut sich Gott neu an. In seiner Ohnmacht lässt er sich retten.

 

Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.

„Ich traue aber darauf“ – David besinnt sich auf seinen Gott, den er in der Vergangenheit als gnädig und hilfsbereit erfahren hat. Er wankt, aber fällt nicht. Natürlich registriert er seine Gefühle, bleibt aber nicht bei ihnen stehen, sondern konfrontiert sie mit der Wahrheit über Gottes Wesen. David muss die Wahrheit nicht spüren, um sich auf sie stellen. Gott, der Gnädige und Hilfsbereite, wird „wohl an mir“ tun – auch wenn ich seine Hand in diesem Augenblick nicht spüre. Deshalb endet sein Psalm auch nicht im Moll, sondern im Lobpreis: ein Vorgriff auf Gottes Treue, die David schon heute feiern kann, weil er sie glaubensgewiss morgen erleben wird.

Dieser Artikel erschien in DRAN NEXT, dem Magazin zum Selberglauben. Jetzt kostenlos testen: www.dran-next.de

Es gibt keine biblischen Prinzipien

Von Dr. Ulrich Wendel

Man begegnet ihr immer wieder: der Redeweise von „biblischen Prinzipien“. In zahlreichen Predigten, aber auch in Büchern und Schulungskonzepten. Da gibt es zum Beispiel „biblische Prinzipien für gelungene Kommunikation“ nach Epheser 4, ferner biblische Prinzipien für den Umgang mit Geld (unter dem Titel „Mäuse, Motten und Mercedes“) oder auch biblische Geschäftsprinzipien: „Die Bibel, das beste Managementhandbuch der Welt!“ Nicht zu vergessen die biblischen Prinzipien des Gemeindewachstums.

Keine Frage, Prinzipien sind nützlich. Weil man wenige allgemeine Grundsätze dann auf seine spezielle Situation anwenden kann. Ein Prinzip passt „im Prinzip“ erst mal immer und überall. Es ist handhabbar und funktioniert aus sich heraus.

Genau das ist es, was mich misstrauisch macht gegenüber der inflationären Verwendung von sogenannten biblischen Prinzipien. Denn der Glaube, den die Bibel beschreibt, ist nicht handhabbar und funktioniert auch nicht aus sich heraus. Er „funktioniert“ überhaupt nicht, sondern er lebt aus der Begegnung mit Gott.

Gott zeigt sich in der Bibel nicht in abstrakten Prinzipien, sondern durch sein Handeln in der Geschichte. Das ist ein pulsierendes Geschehen. Der lebendige Gott bleibt sich treu – aber er unterwirft sich keinen Prinzipien. Wer biblische Prinzipien sucht, läuft Gefahr, ein Christentum zu produzieren, das letztlich ohne Gott auskommt. Man hat ja Prinzipien…

Außerdem: Sind die Bibeltexte, die für bestimmte Prinzipien herhalten müssen, nicht oft willkürlich ausgewählt? Wer sagt denn, dass ein bestimmtes Prinzip gerade in diesem Briefabschnitt von Paulus oder in jenem Spruch Salomos steckt? Was ist mit den vielen anderen Texten, die auch noch etwas zu sagen haben? Fallen die aus dem Prinzip heraus? Oft fügen sich die Texte der Bibel eben in kein Prinzip ein.

Natürlich gibt es wiederkehrende Grundmuster, wie Gott handelt. So z.B. das Muster von Saat und Ernte: Was der Mensch sät, wird er ernten (vgl. Galater 6,7-8; 2. Korinther 9,6). Aber hier gibt es auch zahlreiche Ausnahmen. Und das wichtigste Grundmuster der Bibel ist kein Prinzip, sondern ein Geschenk: Gott ist Liebe. Die wichtigste Berufung ist keine Maxime, sondern der Ruf eines liebenden Gottes: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben.“

Wie wir als Christen leben sollen, sei es im Blick auf Kommunikation, Geld, Geschäftsverhalten oder Gemeindewachstum, es wird immer nur gehen im engen Gespräch mit Gott. Und nie ohne den Heiligen Geist.

Gottes Wort ist nicht unübersichtlich, nicht unberechenbar. Aber auch nicht starr festgelegt auf Prinzipien. Sondern reich und weit und lebendig und von Gottes Charakter durchdrungen. Es ist jedem Prinzip überlegen.

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Mein Lieblingsvers

Von Susanne Tobies

„Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ Römer 5,3-5

Ein so unbequemer Abschnitt der Bibel als Lieblingsvers? Wer will schon Bedrängnis, geschweige denn sich dessen rühmen? Ich sicher nicht! Und doch war unsere Familie Ende der Neunzigerjahre in einer existenziellen Bedrängnis – und das für längere Zeit. Ich war emotional am Ende und fragte mich, ob Gott uns überhaupt sieht – keine unserer Bitten hatte er bis dahin erhört. Er schien taub und stumm uns gegenüber zu sein. Wieder einmal saß ich damals mit der Bibel in der Hand und rang mit Gott um Hilfe und Antwort. „Zufällig“ schlug ich Römer 5 auf. Vorher hatte ich diese Sätze nie wirklich verstanden – mir hatte meine Bedrängnis keine Geduld gebracht, und mit meiner Hoffnung war es nach Jahren unbeantworteter Gebete auch nicht mehr weit her.

Doch genau in diesem Moment passierte das Wunder, von dem der Vers sprach: Die Liebe Gottes wurde „ausgegossen in mein Herz durch den Heiligen Geist“. Ich wusste auf einmal mit absoluter Sicherheit, dass Gott mich liebt und daher auch nicht vergessen hat. Das war ein überwältigendes Gefühlserlebnis, das ich nie vergessen werde. Seitdem bin ich überzeugt, dass Gottes Liebe das Allerwichtigste ist, über das ich Gewissheit haben muss, damit ich befreit und unbesorgt leben kann. Alles andere tritt dagegen in den Hintergrund – unsere Lebensumstände, unsere Schwierigkeiten und sogar die erhoffte Hilfe. Heute glaube ich, dass meine „Bewährung“ darin bestand, trotz aller Bedrängnisse und Verwirrung beharrlich an Gott festzuhalten. Und Gott hat seine Zusage wahr gemacht: Hoffnung lässt uns nicht zuschanden werden; er hat uns damals geholfen, so wie wir es uns niemals selbst hätten ausdenken können. Immer wenn ich heute in Bedrängnis komme, erinnere ich mich daran, dass Gott mich liebt. In dieser Geborgenheit kann ich es wagen, auch schwierigen Situationen ins Auge zu schauen – und auf Gott zu vertrauen.

Susanne Tobies ist Redaktionsassistentin beim Magazin AUFATMEN. Jetzt kostenlos testen: www.aufatmen.de

Aus der Gnade herausfallen?

Von Dr. Ulrich Wendel

Falsch verstandene Bibelverse erklärt

„Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen (Galater 5,4).“

„Man kann auch aus der Gnade herausfallen!“ Ich habe die besorgte Stimme desjenigen noch im Ohr, der mir das sagte. Erst viel später entdeckte ich, dass er sich auf diesen Vers aus der Bibel bezog. Alle, die ich über diesen Bibelvers sprechen hörte, waren im Glauben eher unsichere Menschen, denen der Zweifel näher lag als die Gewissheit. Diese Verunsicherung hat offenbar ihren biblischen Grund: Wenn man aus der Gnade herausfallen kann, dann scheint es ja noch keine ausgemachte Sache zu sein, dass Gott einen errettet und angenommen hat.

Was aber hat Paulus gemeint, als er den Galatern diesen Satz über das Gesetz und die Gnade schrieb?

Zunächst müsste man exakter übersetzen. Das Wort „aus“ steht nicht im Grundtext. In diesem Falle hat dann auch das Verb eine andere Bedeutung; es heißt: „etwas verlieren“. Unter bestimmten Voraussetzungen können Glaubende also das Geschenk Gottes – die Gnade – wieder verlieren. Welche Voraussetzungen sind das?

Paulus richtet sich im Galaterbrief an Christen, die zum Glauben gekommen sind, aber dann nachträglich noch eigene Leistungen hinzufügen wollen, um bei Gott anerkannt zu sein. Das bloße Glauben reicht ihnen nicht aus, es scheint ihnen nicht verlässlich genug zu sein. Sie halten zusätzlich noch Vorschriften ein, die Gott seinem Volk, den Juden gegeben hatte. Dabei waren die Christen aus Galatien mehrheitlich gar keine Juden.

Wer so etwas tut und zu Gottes Gnade sicherheitshalber noch eigene Leistung hinzufügen will, der ergänzt die Gnade nicht, sondern verliert sie. Das ist es, was Paulus warnend sagen will. Denn Gnade kann man nur ganz oder gar nicht annehmen.

Paulus wendet sich also nicht an unsichere, angefochtene Glaubende, sondern im Gegenteil: an allzu sichere Christen. Er meint niemanden, der in seinem Glauben auf schwankendem Boden steht, sondern er meint Leute, die ihren Glauben durch eine Extrakonstruktion stabilisieren wollen. Die laufen Gefahr, die Gnade zu verlieren.

Für unsichere oder zweifelnde Christen gilt eher das Pauluswort aus dem Philipperbrief (1,6): „Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.“

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Kaugummi der Liebe Gottes

von Rüdiger Jope

„Auf welchem See war Jesus mit seinen Jüngern unterwegs?“, fragte der Pfarrer. Mein Finger schnellte nach oben. Für die richtige Antwort heimste ich als 7-jähriger DDR-Bürger einen West-Kaugummi ein. Anschließend schnappte sich der Pastor die Gitarre und stimmte das Lied „Gottes Liebe ist wie die Sonne“ an. Noch heute, 38 Jahre später, habe ich diesen paradiesischen Kaugummi-Geschmack in Mund und Nase, wenn ich diese Zeilen singe oder höre.

Kirche ist dazu da, dass den Menschen die Liebe Gottes auf der Zunge zergeht und sie eine Heimat finden. Noch eine Kostprobe? Zuhause funkte es im Teenageralter gewaltig. Der Hocker an der Heizung in der Küche des Pastors wurde für mich zum Heimathafen. Dort saß ich in schwierigen Zeiten mit einem Meerschweinchen auf dem Schoß. Dort fand ich ein hörendes Herz, ein ermutigendes Wort, ein freundliches Lächeln, ein gelebtes, gastfreies Evangelium.

Helfend und dienend

Das ist ein wesentlicher Kern der Kirche – oder wie Dietrich Bonhoeffer es formulierte: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. … Sie muss an den weltlichen Aufgaben des menschlichen Gemeinschaftslebens teilnehmen, nicht herrschend, sondern helfend und dienend.“ Kirche, Christsein ist kein Selbstzweck. Darin ist Kirche gut. Meistens.

Noch stapeln sich in der Wohnung die Umzugskisten. Egal. Es ist Sonntag. Wir besuchen den Gottesdienst im neuen Ort. Eine volle Windel sorgt für Verspätung. Die Glocken sind bereits verklungen, als wir mit dem Wagen vor einer Treppe zum Stehen kommen. Wo geht’s bloß rein? Schweißgebadet öffnen wir eine schwere Tür. Unsicher suchen wir Vier uns einen Platz. Starr nach vorne gerichtete Augen würdigen uns keines Blickes. Als die Orgel einsetzt, merken wir: Uns fehlen noch die Liederbücher. Nur wo gibt es die? In die Liturgie hinein quasselt unser Einjähriger. Einen Kindergottesdienst scheint es nicht zu geben. Vor der Predigt gehe ich mit den Kindern raus. Nur wohin? Im Raum nebenan krabbelt der Kleine los. Nach wenigen gekrabbelten Metern sind die Finger schwarz, seine Hose sieht aus wie ein Lappen nach dem Freitagsputz. Die für die Große gefunden Stifte benötigen erst einen Spitzer. Nur wo ist dieser?

Einladend und fehlerfreundlich

Kirche ist an vielen Orten gut, einladend, den Menschen zugewandt, aber es gibt auch noch viel Luft nach oben. Dr. Heinzpeter Hempelmann schlägt in seinem Buch „ZEITGEIST 2“ (Francke) folgendes vor: „Lassen Sie uns Gemeinde bauen, die nicht ideal, nicht perfekt, sondern Gemeinden unterwegs, auf Zeit, als Notbehelf, im Wechsel, Station eben, für eine Nacht oder für ein Glas Sprudel und eine Tasse Kaffee, eine Wegstrecke. Fehlerfreundlich, unvollkommen und gerade darin Hinweiser auf die eine große Heimat, das eine große Ziel, zu dem wir unterwegs sind.“

In der Hoffnung, dass Menschen durch diese Art Kirche auf den Geschmack kommen und sich die göttliche Liebe auf der Zunge zergehen lassen, wie den Kaugummi.

Dieser Artikel erschien im Magazin 3E. Jetzt kostenlos testen: www.magazin3e.net

Legenden über die Bibel: Die Rauchsäule

Von Dr. Ulrich Wendel

„Die Rauchsäule zeigt, was Gott gefällt“

Über die Bibel kursieren viele Ideen, die zwar populär sind, aber der Nachprüfung nicht standhalten: Maria Magdalena war eine Prostituierte, das „Nadelöhr“ war ein Stadttor in Jerusalem – und manches mehr…

Schon in der zweiten Generation der Menschheit passierte ein Mord. Kain erschlug seinen Bruder Abel. Die Szene gehört zu den bekanntesten Geschichten der Bibel: Kain, der Bauer, bringt einen Teil seiner Ernte als Opfergabe zu Gott. Abel, der Viehzüchter, macht es ebenso mit den erstgeborenen Schafen oder Ziegen seiner Herde. Gott nimmt das Opfer von Abel an, das von Kain aber nicht. Aus Neid und Zorn bringt Kain dann seinen Bruder um.

Wenn man versucht, sich die Szene plastisch vorzustellen, als die beiden Brüder ihre Gaben zu Gott bringen, dann erscheinen von dem inneren Auge ganz häufig ein oder zwei Altare. Dort lassen Kain und Abel ihre Gaben als Brandopfer in Rauch aufgehen. Und wer diese Geschichte im Kindergottesdienst gehört hat, der glaubt auch zu wissen, wie Kain erkennen konnte, dass Gott sein Opfer ablehnt: Während die Rauchsäule von Abels Opfer schön senkrecht aufsteigt, qualmt Kains Opfer vor sich hin und der Rauch verweht.

Ein so klares Erkennungszeichen dafür, was Gott gefällt, wäre vielleicht praktisch. Es würde uns auch helfen, diese biblische Geschichte besser zu verstehen. Aber die Sache mit der Rauchsäule steht schlicht so nicht in der Bibel.

Brandopfer – hier nicht!

Die Nacherzählungen der Bibel und die Illustratoren haben sich vielleicht davon anregen lassen, dass Gott bei anderen Brandopfern schon mal eingriff und anhand des Feuers klarmachte, wie er dachte. So wurde das Brandopfer Elias von Gott selbst entzündet, mit Feuer, das vom Himmel fiel (1. Könige 18,38). Das Fleisch und das Brot, das Gideon einem Boten Gottes vorsetzen wollte, wurde ebenfalls von Feuer verzehrt, als der Engel mit seinem Stab daran tippte. Hier schlug die Flamme vom Felsen zum Himmel empor (Richter 6,21). Und als die Eltern von Simson ein Brandopfer brachten, fuhr der Engel Gottes in der aufsteigenden Flamme aufwärts (Richter 13,20). All das waren Momente, in denen Gott sich zu erkennen gab.

Bloß: Bei Kain und Abel ist überhaupt nicht von einem Brandopfer die Rede, und auch einen Altar findet man im Bericht nicht. Im hebräischen Text steht einfach „Gabe“ – ein Wort, das später auch für eine Opfergabe verwendet wurde, aber sonst einfach „Dankgeschenk“ heißt.

Auf der Suche nach dem Erkennungszeichen

Wie haben die beiden dann erkannt, dass der eine von Gott angenommen, der andere aber abgelehnt wurde? Hier gibt es verschiedene Antwortversuche. Das Nächstliegende scheint zu sein, dass Abel später einen guten Ertrag seiner Herden hatte, Kain aber keine guten Ernten. Segen war im Alten Orient und im Alten Testament oft materiell erfahrbar. Die Szene von 1. Mose 4 hätte sich dann nicht innerhalb einer Stunde abgespielt, sondern zwischen Opfer und Mord hätte eine längere Zeit gelegen. Andere suchen die Erklärung in einer inneren Gewissheit der Opfernden. Abel hätte demnach irgendwie gespürt, dass er bei Gott willkommen war – vielleicht an der ungetrübten Freude, die er beim Opfern hatte. Kain hätte diese Freude gefehlt; vielleicht tat es ihm Leid um die schönen Feldfrüchte, die er da aus der Hand gab. Und dass solcher Missmut von Gott abgewiesen würde, das kann ihm dann klar geworden sein.

Diese Deutungsversuche zeigen: Man will etwas erklären, das die Bibel eben gerade nicht erklärt. Aus diesem Bedürfnis, vermeintliche Lücken im Bericht aufzufüllen, kommt wohl auch die Vorstellung von der senkrecht aufsteigenden Rauchsäule. Viele Bibelleser merken beim Lesen kaum, dass sie etwas „sehen“, was da gar nicht steht, das Feuer und die Altäre zum Beispiel.

Gott sieht das Herz an

Oft überlesen wird auch eine andere Einzelheit: wen oder was Gott denn genau wohlwollend ansah und wen oder was Gott ablehnte. Es war nicht das Opfer, mit dem bei Kain etwas schief lief. Gemeint ist nicht, dass seine Feldfrüchte nicht wertvoll genug gewesen wären, und auch nicht, dass Gott nur solche Opfer gemocht hätte, die mit Blutvergießen einhergehen (ja, auch so deuten einige diese Geschichte: Kains Fehler sei gewesen, dass er Gott ein unblutiges Opfer angeboten hätte)!

In Wirklichkeit sagt der biblische Bericht: „Der Herr blickte auf Abel und auf seine Opfergabe; aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht.“ Gott interessiert sich also nicht für die Sache, sondern für die Person. „Der Herr sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7) – dieser Grundsatz ist schon auf den ersten Seiten der Bibel gültig. Was Gott an Kain auszusetzen hat und was ihm an Abel gefällt, das bleibt wieder im Unklaren. Auch hier füllen Leser und Ausleger gern die Lücke auf – zum Beispiel damit, dass Kain von vornherein neidisch auf Abel gewesen wäre. Aber auch das steht nicht im Bericht. Und Neid hätte ja allenfalls erst nach dem Opfer aufkommen können – nachdem Kain merkte, dass er zurückgesetzt worden war. Der Hebräerbrief sagt im Rückblick, Abel habe im Glauben geopfert, er habe Gott also vertraut. Vielleicht war dies der „Vorsprung“ von Abel (Hebräer 11,4).

Religion und Glaube

Äußerlich ist aber kein Unterschied erkennbar. Beide Männer kommen zu Gott und geben ihm etwas. Genau dies ist ja die Definition von Religion: Menschen suchen Gott und leisten etwas für ihn. Glaube im Sinne der Bibel ist gerade das Gegenteil: Gott sucht die Menschen und erwartet, dass sie sich einfach auf ihn verlassen. Der Unterschied zwischen Religion und Glauben ist von außen meist nicht erkennbar. Er wird auch im Bericht von 1. Mose 4 nicht aufgezeigt. Nur Gott hat den Durchblick.

Legenden über die Bibel wollen manchmal die biblischen Texte leichter fassbar machen. Sie tragen eine Anschaulichkeit hinein, die nicht alle Texte in sich haben. Für Bibelleser ist es immer eine gute Übung, das sehen zu lernen, was da steht. Das zu erkennen, was da nicht steht. Und manchmal die Schroffheit der biblischen Texte auszuhalten.

Dieser Artikel erschien im Magazin Faszination Bibel. Jetzt kostenlos testen: www.faszination-bibel.net

Judy Bailey

Interview: Jörg Podworny

„Wir sind eine Welt“

Die Sängerin Judy Bailey über Songs zwischen Reggae und Disco und die vereinende Kraft der Musik.

Judy, du bist schon von deiner Lebensgeschichte her – auf Barbados aufgewachsen, jetzt in Deutschland – eine Weltmusikerin und Weltbürgerin, die in vielen Teilen der Welt unterwegs ist. Welche Rolle spielt das für deine Art, Musik zu machen?

Es hat auf jeden Fall etwas miteinander zu tun. Ich bin auf Barbados aufgewachsen – das ist sowieso viel Reggae, Rhythmus, Calypso, afrikanische Einflüsse … Aber auch da hatte ich schon viele Poplieder in meinem Kopf. Und das ist weiter gegangen, seit ich mit Musik um die Welt reise: Was ich erlebe, das taucht auch in meiner Musik auf. Was mir gefällt, das fließt mit ein, auch unbewusst. Und wenn Leute fragen: „Wie nennst du deine Musik?“, dann ist das wirklich schwer zu beantworten. Weil es ist so gemischt: Reggae, Rock, Soul, Balladen, auch ein Disco-Song ist auf meinem neuen Album. Es ist schwer für mich, zu sagen: Das ist jetzt meine Musik. Es ist alles meine Musik irgendwie.

„Judy-Music“ sozusagen.

Ja, wirklich (lacht). Und Menschen aus buchstäblich aller Welt singen mit mir gemeinsam.

Neue Lieder haben oft zu tun mit Erinnerungen und Begegnungen. Gibt es im Rückblick auf die vergangenen Monate besonders bewegende Geschichten?

Oh, da gibt es einige! Ich habe eine ruhige Ballade getextet: „Let love have the last word“. Die habe ich geschrieben, als mein Schwiegervater gestorben ist. Das war keine einfache Geschichte. Vieles war nicht gelöst. Es gab noch viele Fragen, es war eine Herausforderung für die ganze Familie. Und das Lied soll ausdrücken: Obwohl man nicht alles versteht, soll die Liebe das letzte Wort haben – ohne dass es naiv oder simpel ist. Egal, was deine Gefühle sagen: Lass Liebe das letzte Wort haben! Auch wenn es schwer ist – lass nicht deine Wut oder deine Gefühle gewinnen! Das hat natürlich viel mit Vergebung zu tun.

Und eine zweite Geschichte: Als bei uns im Dorf viele Flüchtlinge ankamen, sind nach einiger Zeit ganz viele Leute zusammengekommen und wir haben ein Begegnungsfest gefeiert. Daraus ist das Lied „Home“ entstanden: ein Lied über Zuhause, besonders für die Flüchtlinge in meinem Dorf. Es begleitet uns irgendwie jeden Tag.

Gleichzeitig lag mein Bruder in diesen Tagen auf dem Sterbebett. Er hatte nicht das beste Verhältnis zu meinen Eltern, aber jetzt war er wieder zu Hause. Und als er gestorben ist, war das auch wie nach Hause gehen, zu Gott.

Zwei sehr eindrückliche Geschichten. Nun hat das Album den Titel One – und es trägt diesen Titel nicht einfach so …  

Ja. Ganz allgemein heißt „One“: Egal, wer du bist, wo du herkommst, wie du aussiehst und nach welcher Religion du lebst – wir sind eins! Durch die Adern jedes Menschen fließt Blut, jeder atmet, kennt Enttäuschungen, hat Freude: Wir teilen so viel gemeinsam. Als Christ heißt „One“ für mich: Wir sind eins, egal welcher Glaubensrichtung wir angehören, wenn wir den grundsätzlichen Kern des Glaubens haben. Und zusammen: Wir sind eine Kirche, haben einen Glauben, eine Hoffnung. Wir sind eine Welt.

Was ist dein Wunsch, wenn Menschen sich begegnen, wenn sie deine Musik hören oder auch gemeinsam singen?

Ich wünsche mir, dass meine Musik Leute zusammenbringt, dass wir zusammen tanzen und singen und sehen, dass wir eins sind. Und wenn wir von unserem Glauben singen, dann kann man den nicht sehen, nicht mit Händen greifen. Aber ich hoffe, dass Menschen es spüren und dass der Glaube anziehend ist für Menschen. Dazu möchte ich ermutigen mit meiner Musik.

Vielen Dank für das Gespräch!

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift lebenslust. Jetzt kostenlos testen: www.lebenslust-magazin.net

Daniel Kallauch

Interview: Bettina Wendland

Kinder stark machen

Über ein Vierteljahrhundert steht Daniel Kallauch schon auf der Bühne. Und macht dabei nicht nur eine professionelle Show für Kinder und Eltern, sondern vermittelt auch wichtige Werte.

Du bist seit über 25 Jahren Kindermusiker. Macht es dir immer noch Spaß?

Ja, es macht mir richtig Spaß. Vor einigen Jahren dachte ich, mit Mitte 50 mache ich mehr für Erwachsene. Aber dann hatte ich so etwas wie ein Gotteserlebnis, wo ich auf einmal wusste: „Du bist und bleibst bei den Kindern.“ Das war befreiend für mich.

Wie bist du denn überhaupt zur Kindermusik gekommen?

Seit ich 16 bin, bin ich mit Musik unterwegs – zuerst mit einem Freund, dann mit Anke, meiner Frau. Bei meiner ersten Arbeitsstelle als Vikar bin ich im Kinderbereich gelandet. Der Diakon brauchte für einen Einschulungsgottesdienst ein Lied zur Speisung der 5.000. Da ich kein passendes Lied kannte, habe ich eins geschrieben: „4999 und 1“. Danach entstand ein Kinderlied nach dem anderen und die kamen viel besser an als die Lieder, die ich vorher gemacht hatte.

Ist der Willibald auch schon 26 Jahre dabei?

Ja. Vom ersten Kinderkonzert im Januar 1991 bis heute. Der Spaßvogel sah zwar noch etwas anders aus, hatte aber immer seinen Charakter, der sich im Lauf der Jahre weiterentwickelte. So wie bei mir!

Wie hast du das Bauchreden gelernt?

Bei einen Wochenend-Kurs. Mit dem Bauchreden ist es wie mit dem Klavierspielen. Man braucht eine halbe Stunde, um zu wissen, wo welcher Ton ist. Aber es dauert zehn Jahre, bis es klingt.

Du hast in den letzten  Jahren viele Kinder erlebt. Würdest du sagen, dass die Kinder sich verändert haben?

Ja, die Aufnahmefähigkeit hat nachgelassen. Aber auch die Eltern haben sich verändert. Viele sind nicht mehr so konzentriert dabei. Bei fast jedem Auftritt gibt es eine Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Schoß ihr Smartphone bearbeitet. Für die Veranstalter ist es auch nicht leichter geworden. Früher war eine Familienshow oft zwei Wochen vorher ausverkauft. Heute bezahlen die Leute lieber den teureren Tagespreis, um spontan entscheiden zu können, ob sie hingehen.

Hast du dein Showprogramm an diese Veränderungen angepasst?

Eigentlich nicht. Häufig bekomme ich die Rückmeldung von Eltern, sie hätten noch nie erlebt, dass ihr Kind 80 bis 90 Minuten so konzentriert bei einer Sache dabei war. Mal hören sie zu, dann kommt Willibald wieder, kurz darauf heißt es aufstehen zum Mitmachen … Wir wechseln ständig die Impulse, alles mit Regisseur und viel Erfahrung geplant.

Auf deiner neuen CD „Ganz schön stark“ geht es darum, Kinder stark zu machen. Was sind denn die größten Herausforderungen für sie?

In unserer Gesellschaft müssen alle richtig viel Leistung bringen, auch die Kinder schon. Unser Schulsystem ist darauf aufgebaut. Das ist zunehmend eine große Herausforderung für Kinder und Familien. Kreativität zum Beispiel ist kaum gefragt. Ich hoffe, dass ich Kindern, die sensibler und kreativer sind, Mut mache, stark zu sein und zu sich zu stehen.

Wie können Eltern das fördern?

Eltern müssen sich nicht dem Diktat der Schule und der Gesellschaft unterwerfen. Sie sollten den Mut haben, ihren eigenen Weg mit ihren Kindern zu gehen und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Eltern dürfen mutig als Vorbilder vorangehen und dem Nachwuchs zeigen, dass nicht immer alles glatt läuft. Sie sollten bereit sein, ihre Kinder mehr in ihr Leben mit hineinzunehmen und ihnen zeigen, wie jemand mit Schwierigkeiten umgeht, der Gott vertraut.

Dieses Interview erschien in der Zeitschrift Family. Jetzt kostenlos testen: www.family.de