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Herzenssache

Wolfgang Kraska

Die Corona-Zeit hat gezeigt: Wir Menschen brauchen den Kontakt zueinander. Wir sind Beziehungswesen. Eine wichtige Beziehung gerät dabei oft aus dem Blick: die zu Gott, der laut Bibel unser Vater im Himmel und zugleich unser Schöpfer ist. Er hatte die Idee, jeden von uns zu designen, wollte mich, so wie ich bin. Nur Gott weiß, wie ich wirklich gemeint bin und wie ich mich optimal entfalten kann. Es lohnt sich, dazu mehr von ihm zu erfahren. Nur, wie kann ich an Gott herankommen?

Das Gute: Der erste Schritt ist längst getan. Gott kommt uns nahe. Offensichtlich hat er Interesse an uns Menschen –und an mir persönlich. Ich muss also nur reagieren. Ich nenne mal ein paar einfache Schritte, die jeder gehen kann:

Offen sein – Gott schaut mir ins Herz, und wenn er da entdeckt, dass ich sein Interesse an mir erwidere, bin ich bereits auf einem guten Weg zu ihm hin. Damit fängt alles an.

Nähe wagen – Ich kann Gott einfach ansprechen. Es sind keine besonderen Worte oder Rituale, nötig um sich Gott zuzuwenden. Das Gebet ist eine sehr einfache Angelegenheit: Mit Gott kann ich über alles reden, was mir auf dem Herzen liegt. Vielleicht gelingt das nicht gleich beim ersten Mal. Es ist völlig in Ordnung, sich erst vorsichtig heranzutasten – mit wachsendem Vertrauen spreche ich auch über tiefergehende Fragen.

Informationen einholen – Es gibt jede Menge Infos, wie Gott ist – sogar schriftlich, in der Bibel. Hier kann ich mehr über Gott erfahren: wie er ist, was er vorhat, was er von mir denkt und was er sich von mir wünscht. So können wir Gott besser kennenlernen.

Andere fragen – Wer sich heute auf das Abenteuer einlässt, seinen Vater im Himmel kennenzulernen ist damit nicht allein: Viele andere sind diesen weg schon gegangen oder gehen ihn gerade. Es lohnt sich, nach einer aktiven und offenen Gemeinde Ausschau zu halten und die Leute dort zu fragen, wie sie mit Gott leben und was das für sie bedeutet. Andere Menschen helfen dabei, das neue Leben mit Gott wie ein Geschenk auszupacken und zu entfalten.

Freundschaft pflegen – Gott geht es nicht um ein bisschen Aufmerksamkeit und Interesse anlässlich der Weihnachtstage. Er möchte mehr und mehr ein Teil unseres Lebens werden. Gerade im Alltag werden wir ihn immer besser kennen und verstehen lernen, Erfahrungen mit ihm sammeln, ihn lieben und ihm vertrauen. Wer dranbleibt, wird im Rückblick sagen: Gott kennengelernt zu haben, war das Beste, das mir passieren konnte.

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5 Freuden

Birgit Schilling

 

Was kann uns auch in Krisenzeiten stärken, so dass wir frohe und vertrauensvolle Menschen bleiben? Ich habe im Laufe der Zeit fünf Freuden-Spender entdeckt, die das Leben ein bisschen leichter und heller machen können.

 

  1. Die Leistungs- und Abarbeitungsfreude

Da ist zum ersten die Freude: Ich habe es geschafft, das Haus zu putzen, einen Dielenboden zu verlegen, den Einkauf zu erledigen. Die achtstündige Arbeitszeit im Büro ist beendet. Geschafft!

Wir alle haben Aufgaben, die wir erledigen müssen. Der Schwerpunkt liegt weniger im genüsslichen Tun als darin, es geschafft und To-Dos abgearbeitet zu haben. Für mich gehört die monatliche Buchführung dazu. Ich würde sie mir nie als Aufgabe aussuchen, doch sie gehört nun mal zu meiner Selbstständigkeit als Beraterin dazu und so freue ich mich vor allem, wenn sie erledigt ist.

Ich merke jedoch, dass ich es lernen kann, auch eine eher „unfreiwillige“ Arbeit achtsam und mit mehr Freude durchzuführen, indem ich versuche, sie mit einem zustimmenden Herzen zu erledigen. Ich sage mir innerlich: „Ja, es ist gut und in Ordnung, dass ich das jetzt mache. Dafür ist jetzt Zeit da.“ Ich lasse es zu, mich in eben diese – eigentlich ungeliebte – Arbeit zu vertiefen und spüre manchmal tatsächlich währenddessen Freude in mir und erst Recht, wenn die Arbeit erledigt ist.

Wenn meine Freuden jedoch vor allem die Leistungs- und Abarbeitungssaspekte beinhalten, geht es mir in der Tiefe meines Seins nicht gut. Das merken vor allem die anderen, die mit mir unterwegs sind: mein Ehemann, meine Kinder, meine Freundinnen, Leute aus der Gemeinde. Ich bin dann in Gefahr, einen Tunnelblick zu bekommen und mein Gegenüber nicht mehr wach und mitfühlend wahrzunehmen. Und auch nicht die kleinen Blümchen am Wegesrand. Doch zum Glück wurden mir vor einigen Jahren weitere Freuden bewusst:

 

  1. Die Beziehungsfreude

Als nächstes zeigte sich mir die Freude an Beziehungen. Ich lernte es, bei einem geliebten Menschen „ganz da“ zu sein, ohne ständig an unerledigte Aufgaben und Problemlösungen zu denken. Ich brauchte auch immer weniger „Programm“ und „Unterhaltung“ im Beieinandersein mit dem lieben Menschen – obwohl ja auch Unternehmungen schön sein können.

Das war früher anders. Wenn ich ehrlich bin, hat mich ein bloßes „Zusammensein“ mit lieben Menschen – ohne gemeinsame Aktivität – manchmal gelangweilt. Heute weiß ich, dass ich die anderen und mich nicht in der Tiefe gespürt habe. Ich war zu zerstreut, in Gedanken oft ganz woanders. Um nämlich von der Beziehungsfreude absorbiert zu werden, muss ich ganz da sein und genau hinschauen. Wie geht es dem anderen gerade? Was bewegt ihn oder sie? Wie ist ihm zumute? Und genauso wichtig ist diese Spur: Wie bin ich gerade hier? Was bewegt mich? Wie ist mir gerade zumute?

Keine einfachen Fragen. Doch wenn wir tiefer hineinspüren und das, was wir bei uns selbst und dem anderen wahrnehmen, in das Gespräch hineinnehmen, wenn wir auch mal Pausen aushalten, offene Fragen stellen, dann vertiefen sich Beziehungen. Ich beschenke andere mit Präsenz und Interesse – und bin selbst die Beschenkte dabei. Ich komme selbst zur Ruhe und andere fühlen sich in meiner Nähe wohl. Immer mal wieder hüpft dann mein Herz vor Freude über das Geschenk der innigen Beziehung.

Diese Freude kann sich auf Menschen beziehen – aber genauso auf Gott. So drückt es Teresa von Avila aus: „Meiner Meinung nach ist inneres Beten (Beten von ganzem Herzen) nichts anderes als das Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.“ Zweckfreies Zusammensein mit Gott stärkt unsere Beziehungsfreude an ihm.

 

  1. Die Schaffensfreude

Bei dieser Freude steht nicht das Ergebnis im Vordergrund, sondern ich überlasse mich ganz der Kreativität und dem inneren Fluss des Geschehens. In der Schaffensfreude lasse ich die Kontrolle darüber los, wie sich etwas zu entwickeln hat. Ich gebe mir das innere Einverständnis, dass ich manchmal hängenbleibe und nicht weiterkomme, ohne umgehend darüber ungehalten zu werden. Das gehört zu jedem Kreativprozess dazu. In der Schaffensfreude gehe ich davon aus, dass mir Impulse geschenkt werden, die ich nicht kontrollieren kann. Darüber komme ich dann manchmal ins Staunen.

Immer mal wieder übernimmt die Schaffensfreude auch meine Schreibprojekte. Ich weiß selbst nicht, was um die Ecke kommt, und bin total gespannt und wach dabei. Und dann fließt es von innen. Ich spüre, wie Freude mein Inneres aufleben lässt und ich staune über das, was entstanden ist.

Ich erlebe Schaffensfreude auch manchmal beim Kochen, beim Gestalten der Wohnung, beim Planen eines Urlaubs oder beim Klavierspielen. Die Schaffensfreude braucht Schutzräume von Zeit und Ruhe, um sich entfalten zu können. Es ist für mich ein Akt der Selbstfürsorge, sie mir zu gönnen und einen Riegel vor zu viele Anforderungen zu schieben, die andere an mich stellen oder ich selbst.

 

  1. Die Seinsfreude

Wir sind von Gott so geschaffen, dass wir in uns Wohlsein und Freude darüber spüren, am Leben zu sein – Freude an unserer normalen Existenz im Alltag, im So-Dasein, ohne dass wir etwas leisten. Früher habe ich mich im So-Da-Sein nicht gut gespürt. Ich brauchte immer Aktion oder Sport oder Abwechslung oder eine Aufgabe, um mich zu spüren. Doch es ist etwas Wunderbares, ja wie eine Befreiung, „meiner Selbst gewahr zu werden“ – mit Leib, Seele und Geist, so wie ich wirklich bin, verbunden mit Gott. Seinsfreude zu spüren.

So bin ich heute schon spazieren gegangen, nahm die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht wahr und … freute mich. Dann fiel mein Blick auf ein kleines Rotkehlchen, das auf einem Ast sitzend zwitscherte, und … ich freute mich. Ich aß genüsslich mein Müsli mit leckerem Obst und … freute mich. Lebendigkeit. Leben. Ein kurzes Gebet: Danke, Jesus!

Damit ich mich an diesen kleinen Momenten freuen kann, durfte ich lernen, einen anderen Gang zu wählen als früher – und zwar langsamer zu werden und innezuhalten, um die Freude am Sein in mir und in der Umgebung spüren zu können. Vor kurzem hörte ich: „Menschen suchen immer mehr Sinn, weil sie nicht mehr in ihren Sinnen sind.“ Ja, Seinsfreude hat mit den Sinnen zu tun. Damit, bewusst zu hören, zu schmecken, zu riechen, sich zu bewegen, zu spüren und zu tasten … und Freude als die Resonanz unseres Innern wahrzunehmen. Achtsamkeit. Seinsfreude. So hat Gott uns Menschen geschaffen.

 

  1. Die Helfensfreude

Der Zuspruch und die Aufforderung Gottes an den alttestamentlichen Stammvater Abraham lautete: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ (Genesis, Kapitel 12, Vers 2). Seine stärkende und Mut machende Begleitung spricht Gott auch uns zu. Er will uns segnen und wir sind in diese Welt gestellt, um für andere ein Segen zu sein. So klar und einfach ist das. Wir sind von Gott so gemacht, dass wir große Freude verspüren, wenn wir über uns hinaus leben. Wenn wir merken: Mein Leben macht einen Unterschied im Leben eines anderen. Je mehr wir Gott kennen und lieben lernen, umso mehr werden wir fähig, uns uneigennützig an andere zu verschenken.

Es ist, als würde unser Brunnen einfach übersprudeln zu anderen hin. Wenn wir im Vertrauen auf Gott unterwegs sind, werden wir immer wieder Impulse verspüren, anderen zu helfen und ihnen Anteil zu geben an dem, was Gott uns geschenkt hat: Zeit, Geld, Fähigkeiten, Begabungen.

 

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Tore schiessen!

Christian Gunka

Was im Sport völlig klar ist, scheint noch keine Selbstverständlichkeit fürs geistliche Leben zu sein.

Die Allianz Arena ist ausverkauft. Die Vereinshymne füllt die Luft mit Musik – es ist der Klassiker, das Derby, der Kampf um die Meisterschaft. Nervös kaust du auf den Nägeln, kannst es kaum erwarten – und endlich geht es los! Lewandowski passt den Ball zu Müller. Müller kickt rüber an die rechte Seitenlinie zu Kimmich. Der dreht sich zweimal um sich selbst, macht einen kunstvollen Übersteiger und erntet den anerkennenden Applaus seiner Mitspieler. Der Pass kommt zu Boateng. Er stoppt den Ball, tritt zur Seitenlinie und präsentiert den jubelnden Massen seine neuen, glitzernden Fußballschuhe. Jetzt schlenzt er den Ball zu Neuer, der sich mit einer wunderschönen Ausholbewegung … sein eigenes Autogramm auf das Trikot kritzelt! Und so geht das Spiel weiter, die Stars schieben sich die Kugel hin und her und sind am Ende noch nicht mal über die Mittellinie gekommen. Was für ein grottiger Kick!

Jesus auf dem Trainerposten?

Weißt du, was erschreckend ist? Christen verhalten sich oft genauso wie gerade beschrieben. Sie passen den Ball von Worship-Night zu Gemeinde-Café, kicken rüber zum nächsten Gebetstreffen und präsentieren einen glitzernden JuGo. Dass jemand dabei Jesus kennen und lieben lernt und sein Leben auf den Kopf gestellt wird, passiert allzu selten … Leider haben wir nämlich verlernt, was es heißt, ein „geistliches Tor“ zu schießen. Was uns im Sport völlig logisch erscheint, geht auf geistlicher Ebene verloren. In den letzten Stunden auf der Erde hat Jesus seinen Jüngern einen klaren Spielplan gegeben: „Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Matthäus 28,19-20 a). Jesus möchte, dass seine Jünger Tore schießen, und das sieht ungefähr so aus: Menschen kommen von der Dunkelheit zum Licht. Sie lernen Gott kennen, ordnen ihm ihr Leben unter und werden nach und nach geschult, wie der praktische Alltag mit Jesus auf dem Trainerposten aussieht.

Der Auftrag

Bist du sein Jünger? Dann ist dieses große Bild dein Auftrag. Wenn Menschen durch Jesu Liebe und sein Evangelium neues Leben bekommen, wächst die Kirche, sein Leib. Je mehr Menschen das erfahren, desto besser! Gottes Traum ist es, dass deine Gemeinde vor Ort einen klaren Plan hat, wie sie Menschen für Jesus begeistert und zu Jüngern macht. Und er möchte, dass du mit deinem Leben dazu beiträgst, dass Familie, Freunde, Mitschüler, Bekannte und Kommilitonen ihr Leben Gott anvertrauen und geistlich wachsen. Gott hat mir persönlich vor einigen Monaten einen „Matthäus-28-Spiegel“ vor Augen gehalten. Ich musste erkennen, dass ich seinen Auftrag nur teilweise verfolgte. Obwohl ich durch meinen Beruf in Jugendfreizeiten, Klassenfahrten oder Musicalcamps viel über Jesus geredet und anderen gute Tipps zur Jüngerschaft gegeben habe, waren in meinem persönlichen Leben geistliche Tore eher Mangelware. Ich habe Gott um Vergebung gebeten und ihm versprochen, mein gesamtes Leben neu seinem großen Ziel unterzuordnen. Natürlich geht diese Veränderung nicht von heute auf morgen. Aber es begeistert mich zu sehen, wie viele Gelegenheiten Gott schenkt, in denen ich für ihn Salz und Licht sein darf. Plötzlich drehen sich Gespräche beim Abendessen mit Freunden viel mehr um sinnvolle Themen, um Jesus und die Gemeinde oder sie werden zu Seelsorgegesprächen. Wir erzählen uns als Familie von den Erlebnissen, die wir mit Gott gemacht haben, und ich staune, wie meine Kids mich manchmal glaubensmäßig herausfordern oder überholen. Ich überlege gezielt, wen ich zu uns nach Hause einlade oder in welche Beziehung ich investieren kann.

Geistliche Anzeigetafel

Wünschst du dir dasselbe? Top! Jesus ist stolz auf dich! Und damit du motiviert bleibst, hier ein kleines Hilfsmittel – das „Scoreboard“: Du hast sicher schon mal beobachtet, wie unterschiedlich die Atmosphäre ist, wenn man ein Spiel mit oder ohne Punkte bestreitet. Egal ob Uno, Fussball, Tanzen oder Diät – es wird plötzlich viel intensiver, wenn man die Stoppuhr einschaltet oder auf der Anzeigetafel ein Ergebnis aufleuchtet. Man weiß genau, wie es steht, ob man sein Ziel erreicht oder die Strategie ändern muss. Probiere das in deinem Christsein: Führe ein „Scoreboard“, eine „geistliche Anzeigetafel“, ein. Denn Erfolg im Sinne von Matthäus 28 ist messbar (siehe z. B. Matthäus 13,23 oder Galater 5,22 ff.) – die biblischen Früchte sind sozusagen der geistliche Punktestand. Versteh mich nicht falsch: Es geht nicht darum, dass Gott nur mit dir zufrieden ist, wenn du genug leistest. Gott liebt dich ganz ohne dein Zutun. Aber weil du genau das in deinem Leben erfahren hast, darfst und musst du es weitergeben – aus Liebe! Das, was dich begeistert, sollen auch andere erleben. Und es hilft ungemein zu überprüfen, ob diese Botschaft tatsächlich ankommt oder nicht.

Beziehungsbasis

Wie sagst du deinen Freunden ganz praktisch, dass Gott sie liebt? Als Erstes betest du, am besten gemeinsam mit anderen zusammen. Du kannst niemanden zwingen, Gott zu lieben, aber du kannst für ihn beten. Deine Freunde können deine Argumente ablehnen oder deine Logik nicht verstehen. Aber sie können dich nicht daran hindern zu beten. Kolosser 4,3 sagt: „Betet auch für uns, damit Gott uns eine Möglichkeit gibt, sein Geheimnis zu verkünden: die Botschaft von Christus.“ Weißt du, was passiert, wenn du um Gelegenheiten bittest? Plötzlich siehst du sie überall! Aber bevor du von Jesus erzählst, musst du Beziehungen aufbauen. Was sind eure gemeinsamen Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse? Was könnt ihr gemeinsam unternehmen, damit Vertrauen entsteht und sich so die Tür für Jesus ein Stück weiter öffnet? Und am Ende überprüfst du, ob dein Einsatz deine Freunde näher zu Gott gebracht hat und das Scoreboard des Teams „Reich Gottes“ gute Neuigkeiten verkündet. Du darfst mutig sein – denn im Gewinnerteam bist du sowieso schon!

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Gebets-Zweierschaft

Birgit Schilling

Einmal in der Woche treffe ich mich mit Angela, einer Frau aus meiner Gemeinde, für etwa 45 Minuten. Wir tauschen uns darüber aus, was uns gerade beschäftigt – und dann beten wir füreinander. Das Besondere daran: Wir tun das per Telefon, weil wir es zeitlich aufgrund der Entfernung sonst nicht schaffen würden. Zu Beginn waren wir eher skeptisch, ob Austausch und Gebet telefonisch möglich sind, doch nach und nach wurde es immer natürlicher.

Nach einem kurzen „Hallo!“ gehen wir ohne lange Vorreden abwechselnd folgende „Handfragen“ durch. Wir sagen uns: „Wenn ich wirklich ehrlich bin …“

  1. Daumen: Das war letzte Woche in meinem Leben gut – Gebetserhörungen oder Freudenmomente.
  2. Zeigefinger: Das habe ich letzte Woche gelernt, hat Gott mich gelehrt, ist mir beim (Bibel-)Lesen wichtig geworden.
  3. Mittelfinger: Das stinkt mir / läuft gerade mies. Das fällt mir schwer, da habe ich Not.
  4. Ringfinger: So geht es mir in meinen Beziehungen – wirklich: Ehe, Freunde, Kinder, Eltern, Kollegen.
  5. Kleiner Finger: Das kam letzte Woche zu kurz.
  6. Ganze Hand: Das sind meine Gebetsanliegen für nächste Woche.

Für 25-30 Minuten tauschen wir uns aus, dann beten wir 15-20 Minuten lang. Wir erleben es beide immer wieder als Segen. Diese Gebets-Zweierschaft ist für uns ein Ort der Gnade. Dietrich Bonhoeffer sagte: „Der Christus im Bruder ist stärker als der Christus in mir.“

Man kann eine solche Gebets-Zweierschaft auch zeitlich begrenzt durchführen. Ich wünsche dir Mut zu überlegen, wen du fragen kannst, ob sie/er Gebetspartner/ in werden möchte.

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Q&A zum Bibellesen

Jasmin Neubauer

Auf ihrem Insta-Account „liebezurbibel“ beschäftigt sich Jasmin mit Gottes Wort. Im Gespräch gibt sie Tipps für die tägliche Lektüre.

Wieso sollten wir überhaupt in der Bibel lesen? Viele Christen kennen doch die Kernbotschaft des Evangeliums.
Je mehr ich in der Bibel lese, umso mehr merke ich auch, wie damit ein Erkenntnisprozess einhergeht. Gott offenbart mir in seinem Wort Schritt für Schritt, wer er ist. Für mich ist es auch nicht nur ein bestimmter Teil, der wichtig ist, sondern die komplette Schrift ist von Gott inspiriert. Und das hat eine große Kraft, in mein Leben zu sprechen und es komplett auf den Kopf zu stellen. Gottes Wort lebt. Es zeigt mir, wer ich bin, wer Gott ist und wie ich ein erfülltes Leben im Heiligen Geist führen kann. Es hat das Potenzial, Dinge, die ich vorher nie verstanden habe, plötzlich mit anderen Augen zu betrachten oder dass Verletzungen aus der Vergangenheit heil werden.

Wie bereitest du dich auf das Bibellesen vor?
Ich bitte den Heiligen Geist darum, dass er mir die Weisheit und die Erkenntnis schenkt, Gottes Wort zu verstehen. Meine Erfahrung ist: Bete, dass Gott spricht, und er wird sprechen!

Was tust du, um nicht abgelenkt zu werden?
Ich versuche, mein Handy auf stumm zu schalten und wegzulegen, wenn ich Bibel lese. Ein stiller Ort, an dem ich ungestört sein kann, hilft auch. Es ist nicht im Interesse des Teufels, dass ich in Gottes Wort lese, weil er sich der Macht bewusst ist, die in diesem Buch steckt. Ich bin überzeugt, dass er zum Beispiel Ablenkungen nutzt, um uns davon abzuhalten, die Bibel aufzuschlagen.

Was hilft dir dabei, das Gelesene zu verinnerlichen?
Fragen, Anmerkungen und meine Gedanken schreibe ich immer auf. Ein Notizbuch hilft dabei, das Gelesene festzuhalten und zu verstehen – hier halte ich auch meine Stille Zeit mit Gott fest. Ich empfehle außerdem aufzuzeichnen, welche Bücher der Bibel man schon gelesen hat, um einen besseren Überblick zu haben.

Nutzt du ein bestimmtes System, mit dem du Bibelstellen markierst?
Mir persönlich helfen Farben dabei, Themen in der Bibel zu kategorisieren. Für verschiedene Themen benutze ich unterschiedliche Farben, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Ich arbeite zum Beispiel mit den Kategorien: Gottes Charakter, Sünde, Vergebung, Ermahnung, Ermutigung, Lebensstil usw.

Was heißt es für dich, dass wir uns von der Bibel „ernähren“ sollen?
Gottes Wort ist nicht nur ein Buch. Es sind Worte, die unser Leben verändern. Wenn wir auf die Worte der Schrift verzichten, werden wir geistlich hungern. Gottes Wort wird uns sättigen und füllen. Ich glaube, dass alles andere in meinem Leben mich mit einem Hunger zurücklassen wird, der sich nie richtig stillen lässt. Die Bibel hilft mir, diese Leerstelle zu füllen. Sie bereitet mich auf die Stürme meines Lebens vor und weist mir den richtigen Weg – auch, wenn es so scheint, als würde es keinen Weg mehr geben. Gott ist gut, sein Wort ist ein Geschenk an uns.

Manchmal kann die Lektüre ganz schön frustrierend sein, weil man die Zusammenhänge nicht versteht. Hast du da einen Tipp?
Es ist normal, nicht alle Zusammenhänge sofort zu verstehen, aber wir dürfen Gott im Gebet darum bitten, uns die Dinge zu erklären. Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich eine Studienbibel dazu zu nehmen oder mit anderen Christen gemeinsam die Bibel zu studieren

 

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Wertvolle Freundschaft

Von Ingrid Jope

Manchmal kostet es mich einiges an Überwindung. Wenn an einem Abend mal keine Behördenpost zur Erledigung ansteht, mir kein Abgabetermin im Nacken sitzt, kein Elternabend stattfindet und auch kein Treffen in der Gemeinde, wenn keines der Kinder Fieber hat oder Husten oder Albträume oder einfach nur Einschlafschwierigkeiten, kein wichtiges Telefonat Aufmerksamkeit fordert – dann lasse ich beim feierabendlichen Zusammensinken auf unseren Polstermöbeln gern mal die aufschiebbare Arbeit Arbeit sein. Bei Wäschebergen und Nadel-und-Faden-Reparaturen besteht schließlich keine akute Fluchtgefahr.

Dann widerstehe ich der Versuchung namens Fernbedienung und greife stattdessen zu einem der vielen Bücher auf meinem Stapel. Gute Lektüre hilft mir, aus dem Alltag auszusteigen, mal auf andere Gedanken zu kommen. Sie inspiriert mich mehr als das Allermeiste, was aus der Kiste flimmert. Zum Besten gehört für mich gelebtes Leben zwischen zwei Buchdecken.

Zwei davon haben mich in den vergangenen Monaten bereichert: Die Biografie von William Wilberforce und die von John Newton, beides Engländer. Newton hat einen echten Vom-Saulus-zum-Paulus-Lebenslauf: Zunächst brutaler Sklavenkapitän, später Pfarrer und passionierter Prediger der Gnade Gottes. Er war nicht nur der Verfasser des weltweit bekanntesten Chorals „Amazing Grace“, sondern auch Mentor und Wachstumshelfer für Schlüsselpersonen seiner Zeit in Kirche und Politik. William Wilberforce war kein Prediger, sondern schnöder Politiker. Mehr als zwei Jahrzehnte lang setzte er sich im britischen Unterhaus für die Abschaffung von Sklavenhandel und Sklaverei ein. Er verwirklichte damit auf politischer Ebene, wovon Newton so leidenschaftlich predigte. Wilberforce kämpfte unermüdlich dafür, das Herzensanliegen seines Freundes in praktische Gesetze und tatsächliches Handeln zu übersetzen. Newton wiederum war ein entscheidender Mentor und unerlässliche Inspirationsquelle für seinen jüngeren Freund. Ohne ihn hätte es Wilberforce‘ Lebenswerk nicht gegeben. So unterschiedlich die Betätigungsfelder der beiden Männer waren, ihre Freundschaft zueinander stärkte ihre jeweilige Lebensberufung. Ohne den einen hätte es die Leistung des jeweils anderen nicht gegeben. An diesem Punkt hat ihr Leben viel mit mir zu tun.

Gute Freundinnen helfen mir, meine Berufung zu entdecken, zu entfalten und nachzujustieren, wenn der Alltag mir das Ruder aus der Hand gerissen hat. Bücher selbst können in gewissem Maß solche Freunde sein. Aber es braucht auch Exemplare aus Fleisch und Blut. Die Freundin, die ich anrufen kann, wenn mir das Wasser bis zum Halse steht. Die mir zuhört und gute Fragen stellt, mir Gedankenblitze schenkt, mich begleitet, für mich betet, die mir hilft, meinen Lebensmarathon nicht mittendrin aufzugeben. Freundinnen helfen einander, das ureigene Leben zu leben, das Gott sich gedacht hat, als er sie geschaffen hat. So knapp bemessen die Zeit auch ist – es lohnt sich immer, eine oder wenige solcher Freundschaften zu pflegen. Das Problem der Langeweile hatten Wilberforce und Newton garantiert nicht, aber sie wussten um den Wert von tiefgehenden Beziehungen.

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