Beiträge

So wäre ich gerne …

Von Pfarrer Hanspeter Wolfsberger

Der 13. Opferkasten im Tempel – aussehend wie eine auf dem Trichter stehende Posaune –war der Platz für Spenden mit dem Zweck „wo am Nötigsten“. Der dabei stehende Priester nahm die laut zu äußernde Spendensumme zur Kenntnis, bestätigte sie, kommentierte sie wohl auch manchmal – vor allem, wenn sie gering war in seinen Augen –, und wer in der Nähe war, hörte es.

Jesus war in der Nähe. Und hörte deshalb, wieviel diese Frau einlegte. Eine verarmte Witwe, heißt es. Das heißt: So sah sie auch aus. Sie hatte einen ungünstigen Moment erwischt, ihre Gabe abzugeben. Vor ihr waren etliche reiche Leute „benannt“ worden. Nun kam sie – mit fast nichts. Der laut gewordene Unterschied war schon akustisch krass. Als die Frau abdrehte und die sogenannten „Schatzkammer“ verließ, kam sie an Jesus vorbei. Er sah sie an, und er sah – das Mehr. Das in ihrer Gabe Verborgene umwehte sie. Das Eigentliche. Der von Gott gesuchte „wohlgefällige Geruch“, wie die Rabbinen lehrten. Das, was Gott aufregend findet, weil es sein Herz berührt. Und Jesus sagte leise zu seinen Jüngern: „Sie hat ihre Armut gegeben, ihren bios, ihr Leben.“ (Markus 12,41ff / Lukas 21,1 ff)

Was da in den Opferkasten hinunter klimperte, war materiell zu vernachlässigen. Schon das Porto für eine Zuwendungsbescheinigung war teurer als die Gabe selbst. Aber diese Mini-Gabe war etwas seltsam Ganzes. Etwas zum Himmel hinauf Gegebenes. Etwas dort Angekommenes und Verwandeltes.

 

Man erlaube mir die Assoziation: Wenn so meine Mitarbeit im Reich Gottes wäre, auch und vor allem als Verkündiger und in Beziehungen: Das Wenige, die eigene Armut Gott hinhalten, weil ich mehr nicht habe: „Da, Jesus, mein Leben. Mach was draus. Egal was. Aber mach was draus!“

Zeuge sein ohne künstliche Ergänzungsmittel. Ohne die Armut schönredende Performance. Ohne „Auftritt“, ohne verbale Vorführung. Ohne gestische oder auditive Wirkungsverstärker. Dafür zutiefst bescheiden, entwaffnend ehrlich, heiter und spürbar darauf angewiesen, dass der Himmel selbst sich erbarmt und Feuer auf die hingehaltene Opfergabe fallen lässt…

Ein chassidischer Rabbi besuchte ein auswärtiges Bethaus. Unter der Tür blieb er jedoch stehen und weigerte sich, hinein zu gehen. Er erklärte: „Ich kann nicht hinein. Das Haus ist vom Boden bis zur Decke voll mit hier geäußerter Lehre und mit Gebeten.“ Er fuhr fort: „Die Worte, die über die Lippen der Lehrer und Beter gehen und die nicht aus einem auf den Himmel ausgerichteten Herzen kommen, die verlassen den Raum nicht, sondern füllen ihn nur. Darum ist hier kein Platz mehr.“

„Sie hat ihre Armut gegeben, ihren bios, ihr Leben.“

Dieser Artikel erschien in AUFATMEN. Jetzt kostenlos testen unter www.aufatmen.de

Unterlassene Hilfeleistung

Von Bettina Wendland

Ein 82-jähriger Mann brach im Vorraum einer Bank zusammen. Vier Menschen sind achtlos an ihm vorbeigegangen oder sogar über ihn hinweggestiegen. Erst der fünfte Mann hat einen Notarzt gerufen. Da war es aber schon zu spät …

Eine uralte Geschichte. Schon Jesus hat sie als Gleichnis erzählt: der barmherzige Samariter. Es ist vielleicht ein natürlicher Reflex: Augen zu und durch. Oder: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Aber es ist und bleibt unterlassene Hilfeleistung. Es ist und bleibt falsch.

Aber ist es nur dann unterlassene Hilfeleistung, wenn etwas direkt vor meinen Augen passiert und ich nicht reagiere? Ist es nicht auch unterlassene Hilfeleistung, wenn ich weiß, dass im Sudan Menschen hungern und ich nichts dagegen unternehme? Wenn ich lese, dass in Bangladesch keine fairen Löhne gezahlt werden, ich aber trotzdem Klamotten bei H&M kaufe?

Diese Liste ließe sich unendlich erweitern. Not und Hilfsbedürftigkeit begegnen mir auf allen Kanälen. Aber ich kann ja nicht die ganze Welt retten. Es gibt nicht den Ausweg aus diesem Dilemma. Es gibt keine Lösung, um allen gerecht zu werden. Aber das Entscheidende ist, dass ich erst mal hingucke. Dass ich anfange. Dass ich Schritt für Schritt losgehe.

Natürlich ist mein Nächster zunächst mein Nächster: meine Familie, meine Freunde, meine Nachbarn. Die alte Frau im Supermarkt. Die Flüchtlinge in meinem Stadtteil. Hier soll ich helfen, wo ich kann. Aber ich darf die Nächsten, die weiter weg leben, auch nicht vergessen.

Alles richtig machen kann ich nicht. Aber aus lauter Angst, etwas falsch zu machen, gar nichts zu tun, ist erst recht verkehrt. Da gibt es ja noch das andere Gleichnis von Jesus, in dem es darum geht, wie die Knechte mit dem Geld umgehen, dass ihnen ihr Herr anvertraut hat. Dabei kommt der Knecht am schlechtesten weg, der das Geld vergräbt, statt damit zu arbeiten – aus Angst, er könne einen Fehler machen.

Also, Augen auf und helfen! Da, wo es am dringendsten scheint. Da, wo Gott mir etwas aufs Herz legt. Da, wo meine Fähigkeiten und Talente, mein Geld und meine Zeit besonders gebraucht werden. Ohne Anspruch, alles richtig zu machen. Nur wegsehen – das geht gar nicht!

Dieser Kommentar erschien in FamilyNEXT. Jetzt kostenlos testen: www.familynext.net

 

 

10 Tipps für eine ungewöhnliche Advents- und Weihnachtszeit

Von Marietta Steinhöfel

  1. Treffen Sie sich mit Freunden oder Familie zum gemeinsamen Kochen. Jeder bringt eine Zutat mit, aber keiner verrät welche! Lassen Sie ihrer Kreativität freien Lauf und komponieren Sie gemeinsam ein völlig neues Gericht.
  2. Der Alltag ist gespickt mit bewegenden Momenten – oft übersehen wir sie. Nehmen Sie sich einen Tag lang Zeit, Menschen in Ihrem Alltag bewusst wahrzunehmen. Packen Sie in Ihre linke Hosentasche eine Hand voll Reiskörner. Jedes Mal, wenn Sie etwas oder jemand zum Lächeln bringt, wandert ein Reiskorn in die rechte Hosentasche. Am Abend darf gezählt werden!
  3. Oft läuft der Heiligabend immer in der gleichen Konstellation ab. Haben Sie Mut zu Neuem! Sie kennen einsame Menschen in Ihrem Umfeld? Laden Sie diese doch einfach als Weihnachtsgäste in Ihre Runde ein!
  4. Sie haben selbst noch keine Pläne? Wir wäre es mit einem offenen Weihnachtsabend in Ihrer Gemeinde? Jeder darf teilnehmen und sich beteiligen – mit Gesangseinlagen, Spieleideen oder kulinarischen Köstlichkeiten.
  5. Menschen reich zu beschenken kostet nicht viel Geld. Sie dürfen Gottes Segen einfach weitergeben: Sprechen Sie, zum Beispiel für den Verkäufer an der Kasse, einfach im Stillen (oder laut, wenn Sie sich trauen!) ein kurzes Segensgebet. „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“ (nach 1. Mose 12, 2).
  6. Der Winter ist für jedes Kind eine besondere Zeit. Welches persönliche Winter-Weihnachtsritual hat Ihr Herz erwärmt? Einen Schneemann bauen, durch den Wald spazieren, Eiskristalle am Fenster bestaunen, mit einer Tasse heißer Schokolade und dicken Socken unter die Decke kriechen? Es fühlt sich heute sicher noch wie damals an!
  7. Sie können mit kitschigem Weihnachtsschmuck nichts anfangen? Dann widersetzen Sie sich den saisonalen Normen und schmücken Ihren Raum zum Beispiel mit bunten Blumen, in knalligen Farben oder maritimen Flair!
  8. Selbstgemachtes Knuspermüsli verwöhnt zweifach: wenn es beim Backen herrlich duftet und später stolz in der Schüssel landet. Hübsch in Gläsern verpackt erfreut es als Geschenk ein drittes Mal!
  9. Gibt es eine Eislauffläche bei Ihnen in der Nähe? Dann einfach mal dem wilden Treiben zuschauen: Kinderlachen, Neuanfänge, Leichtigkeit sehen – vielleicht sogar mitmachen.
  10. Einfach ins Warme fliegen und unabhängig von Traditionen dem Wunder von Weihnachten gedenken.

Diese 10 Tipps erschienen im Magazin LebensLauf. Jetzt kostenlos testen: www.lebenslauf-magazin.net