10 Tipps… für die Familienfeier

Sarah Lang

1. Überlegen Sie im Vorfeld, wie viel Essen an dem Tag vorhanden sein soll und beauftragen Sie damit die verschiedenen Familien. Nun darf Familie 1 ihren Lieblingsnachtisch, Familie 2 das Lieblingsmittagsgericht und Familie 3 den Lieblingskuchen mitbringen!

2. Schauen Sie gemeinsam alte Bilder an. Vielleicht haben Sie sogar noch Dias und das passende Gerät? Wie viele Generationen bringen Sie auf ein Sofa – und wie viele schöne Erinnerungen teilen Sie miteinander?

3. Wie wäre es mit einer Runde „Stadt, Land, Fluss“? Das Spiel kennt jeder, die Regeln sind einfach. Denken Sie sich gemeinsam neue Kategorien aus, wie „Das finde ich im Kühlschrank“, „Adjektiv, das ein Familienmitglied beschreibt“, „Wort mit drei Buchstaben“, „Meeresbewohner“ oder „Person aus der Bibel“.

4. Wie wäre es mit Karaoke? Fragen Sie Ihre Enkel oder Nichten/Neff en, jemand hat bestimmt eine Wii (ein kleines computerähnliches Gerät, mit dem man ein Programm für Karaoke abspielen kann). Lassen Sie Oldies aus den 60er-, 70er- oder 80er-Jahren aufl eben und singen Sie gemeinsam um die Wette!

5. Bieten Sie ein paar Gesellschaftsspiele an, alte Klassiker wie „Mensch, ärgere Dich nicht“ oder „Monopoly“, aber auch Kartenspiele oder neuere Spiele, die sich die Jüngeren wünschen. Sie könnte auch ein kleines Turnier daraus machen, bei dem jede Kategorie („Brettspiel“, „Kartenspiel“, „Stadt, Land Fluss“, …) vorkommt und es am Ende einen Sieger gibt.

6. Eine Schnitzeljagd im Haus und/oder im Garten macht nicht nur den kleinen Familienmitgliedern Spaß! Als Schatz kann es vielleicht einen Gutschein oder eine Süßigkeit geben. Sie könnten auch „Jung gegen Alt“ oder „Frauen gegen Männer“ als Regel aufstellen.

7. Kennen Sie das Spiel „Wer bin ich?“? Jeder denkt sich für den rechts neben ihm Sitzenden eine berühmte Person aus, schreibt diese auf einen Zettel und klebt ihn an die Stirn der Person. Nun muss diese Person mit Ja-/Nein-Fragen herausfi nden, wer er oder sie ist. Klappt auch mit Berufen oder biblischen Personen.

8. Sammeln (oder kaufen) Sie ein paar Utensilien zum Verkleiden, wie zum Beispiel schöne Schals, lustige Brillen, verschiedene Hüte oder alberne Perücken. Stellen Sie eine Kamera mit Stativ vor einen schönen Hintergrund und machen Sie dieses Jahr ganz besonders ausgefallene Familienfotos.

9. Vielleicht gibt es jemanden in Ihrer Familie, der schon lange krank oder gerade in einer schwierigen Phase ist. Alle Teil-Familien könnten ein nettes, aufmunterndes Geschenk mitbringen und Sie verpacken es dann zusammen bei der Familienfeier und überraschen die nicht anwesende Person damit in der nächsten Zeit.

10. Schauen Sie einen Gottesdienst zusammen! Im Internet sind viele Gottesdienste oder Predigten zu fi nden, auch für Kinder gibt es viele tolle Programme. Loben Sie gemeinsam als Familie Gott und hören Sie auf sein Wort. Das schweißt Sie zusammen und macht dankbar füreinander.

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Viel Positives, wenig Nein

Helen Krebs

Fünf Regeln für Papa und Mama, die das Familienleben entstressen. 

Mit dem zweiten Kind und einer frühen dritten Schwangerschaft wurde es hektisch in unserer Familie. Hatten wir den Alltag mit unserer ersten Tochter gut und nach unseren Vorstellungen meistern können, kam die Veränderung plötzlich mit voller Wucht: Mein Mann und ich stritten uns oft wegen Lappalien, wir waren ständig müde, und ich kam mir vor, als käme ich aus den Arbeiten im Haushalt nicht mehr raus. Uns wurde klar, dass sich etwas ändern musste, denn wir verspürten oft keine Freude mehr bei unseren Aufgaben. Unbewusst versuchten wir zuerst, das Verhalten unserer Kinder zu ändern, womit wir allerdings krachend scheiterten. Also fingen mein Mann und ich an, bei uns selbst anzusetzen. Dafür stellten wir fünf Regeln für unseren Alltag auf. Sie sollten uns das Miteinander erleichtern mit dem Ziel, den Stress herauszunehmen.

  1. Mein Mann und ich sind nett zueinander

Das ist nicht zufällig die erste Regel. Gott wünscht und schenkt uns in unserer Ehe Einigkeit, Liebe und Gemeinschaft. Wir merken jedoch immer wieder, dass diese Dinge umkämpft sind. Deswegen wollen wir unsere Ehe besonders schützen. Dass wir uns ehren und lieben, gebietet uns Gott trotz einer kurzen Nacht. Zudem sind wir einander die einzigen Teampartner im Abenteuer Familienleben und brauchen uns als Unterstützer. Was nett sein bedeutet, halten wir bewusst offen, denn es kann im Alltag ganz Unterschiedliches meinen: ein Lächeln zwischendurch, eine Ermutigung beim Verabschieden oder dass wir Kritik nur dann üben, wenn es wirklich wichtig ist – die Reihenfolge von Waschmaschinengängen gehört beispielsweise nicht dazu.

  1. Haushalt hat keine Priorität

Wir wohnen bald zu fünft auf 80 Quadratmetern. Stiefeln die Kinder sandig durch die Wohnungstür, knistert es schnell in jedem unserer drei Zimmer. Schmutz auf so engem Raum muss man psychisch und optisch aushalten können. Wir haben es uns antrainiert, denn zu oft haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir mit der Putzaktion doch nicht fertig wurden, sondern stattdessen zwei weinende Kinder hatten und selbst noch genervter waren als vorher. Lieber erinnern wir uns an Jesu liebevolle Worte an Martha aus Lukas 10: Jesus ermutigt sie, den Haushalt Haushalt sein zu lassen und sich stattdessen dem Wichtigen zuzuwenden.

  1. Wir ärgern uns nicht, wenn sich unsere Kinder schmutzig machen

Kann man nicht eigentlich alles waschen? Was an Kleidungsstücken nicht in die Waschmaschine darf oder besonderen Einweich-Aufwand mit sich bringt, ziehen wir nur in Ausnahmefällen an. Geht die Tomatensoße beim Essen daneben, geben wir die Schuld nicht unseren Kindern, denn sie machen es – in den meisten Fällen – nicht mit Absicht. Die Situation gemeinsam am Esstisch zu essen, stellt Kinder sowieso vor eine Menge Regeln, die sich ihnen nicht automatisch erschließen: Es wird jetzt gegessen, innerhalb eines bestimmten Zeitraums und zwar das, was vorbereitet wurde und dann auch noch so, dass nichts daneben geht. Diese kulturellen Spitzfindigkeiten müssen erst einmal erlernt werden. Im Umkehrschluss haben wir uns mit dieser Regel für einen immer vollen Wäschekorb entschieden. Aber gleichzeitig haben wir viel entspanntere gemeinsame Mahlzeiten, da wir uns und unsere Kinder nicht mit permanenten Ermahnungen stressen.

  1. Wir überfordern unsere Kinder nicht mit Regeln

Unser Sohn ist ein toller Werfer: Bälle, Nudeln, Töpfe. Das ist nicht immer angebracht. Wir haben uns aber eingestehen müssen, dass er es sich nicht verbieten lässt. Also lassen wir ihn werfen, freuen uns mit ihm, wenn es scheppert oder wie weit er mittlerweile kommt. Trotzdem gibt es Grenzen, die wir ihm liebevoll erklärend vermitteln möchten. In einer immer wieder schwierig zu findenden Balance versuchen wir, unsere Kinder möglichst wenig Nein hören zu lassen. Wir möchten ihnen stattdessen ganz viel Positives zusprechen. Vieles, was unsere Kinder tun und das nicht gesellschaftskonform ist, ist ein Ausprobieren, das wir ihnen gönnen möchten. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, die auf Linie gebracht werden müssen. Sie denken, fühlen und priorisieren noch ganz anders. Situationen, in denen unsere Kinder mit Verhaltensregeln überfordert sind, versuchen wir zu meiden. Dabei müssen wir uns eingestehen, dass manches gerade nicht geht. Daher brechen wir zum Beispiel von dem netten Besuch bei den Großeltern früher auf, bevor die Kinder vor Müdigkeit und ungewohnten Einflüssen nicht mehr können und Wutanfälle bekommen.

  1. Keine Heldentaten für das eigene Image

Morgen ist Kaffeetrinken mit dem Hauskreis. Dafür hatten wir angekündigt, einen Hefezopf zu backen. Nun ist es aber schon 21 Uhr und mein Mann und ich sind zu müde für die Küche. Wir entscheiden uns gegen das Backen, für die Brezeln vom Bäcker und Ehe-Quality-Time auf dem Sofa. Puh, wieder mal haben wir etwas nicht geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Das fühlt sich nicht gut an. Sich einzugestehen, dass man Grenzen hat, macht Menschen aber nicht weniger liebenswert. Im Gegenteil: Perfektion erzeugt Achtung, Fehler dagegen Sympathien. Auch unseren Kindern möchten wir immer wieder vermitteln, dass es okay ist, wenn sie an etwas scheitern. Dass wir sie mit ihren Schwächen annehmen, wie auch Gott uns mit bedingungsloser Liebe annimmt.

 

Unsere fünf Regeln haben viel mit Entscheidung zu tun. Teilweise treffen wir sie immer wieder neu, und es ist oft eine Überwindung. Denn eigentlich mögen wir es sauber und geordnet, wir zeigen anderen gerne, was wir alles schaffen können und wie gut unsere Kinder funktionieren. Gleichzeitig haben wir gemerkt, wie sehr die fünf Regeln den Stress in unserem Alltag reduzieren. Eben weil wir bei der Veränderung bei uns Erwachsenen angesetzt haben. Denn wir möchten unseren Kindern entgegenkommen und nicht ein Verhalten von ihnen erwarten, zu dem sie noch nicht fähig sind – und uns diese Freiheit der Schwächen ebenfalls gönnen.

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Gut, dass wir einander haben

Agnes Wedell

Meine Mutter war im Frühjahr im Krankenhaus. Nein, sie war nicht an Corona erkrankt. Aber wegen Corona durfte sie niemand aus unserer Familie besuchen. Gerade in einer Zeit, in der unsere Nähe für sie wichtig gewesen wäre, konnten wir sie ihr nicht geben. So wie uns erging es vielen anderen Familien. Aber anders als bei uns endeten diese Geschichten nicht immer mit einem Happy End. Alte und auch jüngere Menschen sind einsam im Krankenhaus gestorben – und ihre Angehörigen müssen jetzt damit leben, sie auf ihrem letzten Weg nicht begleitet zu haben.
Gemeinschaft  ist lebensnotwendig. Der dreieine Gott hat uns so geschaffen, dass wir einander brauchen. Von Anfang an wollen wir zu jemandem gehören. Das gibt Sicherheit und Geborgenheit.  Wer sind wir schon als Einzelkämpfer? „Der Mensch wird am Du zum Ich“, drückte der jüdische Philosoph Martin Buber dieses Bedürfnis nach Miteinander aus.
Das kann natürlich ganz  unterschiedlich aussehen: Der eine liebt es, in große Gruppen einzutauchen und unterhält mit Leichtigkeit alle Anwesenden. Die andere macht lieber mit einer Freundin einen Spaziergang, bei der sich beide rege austauschen, aber auch mal gemeinsam schweigen. Und natürlich braucht und verträgt nicht jeder dieselbe „Dosis“ an Gemeinschaft. Extrovertierte tanken im Miteinander auf.  Und leiden dementsprechend am Alleinsein. Ich bin introvertiert. Um neue Kraft zu schöpfen oder einen klaren Kopf zu bekommen, muss ich mich zurückziehen. Um danach eine Begegnung umso mehr genießen zu können.
Wenn das Bedürfnis nach Nähe und Distanz so unterschiedlich verteilt ist, kann das natürlich zu Konflikten führen – in der Familie, unter Freunden, aber auch in der Gemeinde. Zumal es ja noch so viele andere Aspekte gibt, die uns unterscheiden: Gott baut aus jungen und alten Frauen und Männern seine Gemeinde. Pedanten treffen in der Kirche auf  Chaoten, Streitlustige einigen sich mit Harmoniebedürftigen, Menschen aus verschiedenen Kulturen erleben miteinander Gemeinschaft. Ganz schön anstrengend – aber auch ein unglaublicher Reichtum!

 

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10 Tipps… für die Küche

Sarah Lang

  1. Damit aus den gelagerten Kartoffeln nicht so schnell Sprossen wachsen, legen Sie einen Apfel dazu und lagern alles im Dunkeln. So halten sich die Kartoffeln länger.
  2. Zitrusfrüchte wie Zitronen, Orangen oder Mandarinen lassen sich einfacher schälen, wenn sie vorher mit sanftem Druck auf der Küchenarbeitsplatte oder einer anderen glatten Oberfläche gerollt werden.
  3. Wenn zu viel Salz ins Kochwasser geraten ist, kochen Sie eine rohe Kartoffel mit. Dann ist das Essen nachher trotzdem genießbar.
  4. Bananen werden schnell braun und matschig? Wickeln Sie nach dem Einkauf Frischhaltefolie um den Strunk, so bleiben die Bananen länger gelb und genießbar.
  5. In der Mikrowelle wird das Essen gleichmäßig warm, wenn Sie es in Form eines Donuts auf dem Teller verteilen. Einfach ein „Loch“ in der Mitte ausheben und das warme Essen genießen!
  6. Es ist ärgerlich, wenn Eier beim Kochen aufplatzen. Hilfreich ist es, vor dem Kochen die Eier unter warmes Wasser zu halten. Auch etwas Salz im Kochwasser hilft, dass die Eier nicht platzen.
  7. Frische Kräuter können Sie schneller und ohne Schneidebrett zerkleinern, indem Sie eine Schere benutzen.
  8. Öffnen Sie die Banane nicht am Stiel, sondern drücken Sie sie einfach am unteren Ende leicht zusammen und ziehen die Schale ab. So entfernen Sie automatisch die Fäden der Banane.
  9. Das Wasser kocht regelmäßig über und verschmutzt das Ceranfeld? Legen Sie einen Holzlöffel quer über den Topf. Damit wird es keine Probleme mehr mit dem Überkochen geben!
  10. Wenn Sie ein Problem mit Fruchtfliegen haben, stellen Sie ein Glas mit einer Mischung aus Apfelsaft, Essig und Spülmittel auf. Das lockt die kleinen Störenfriede an.

 

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No Pressure – Deine Story mit Gott ist einzigartig

Ira Schneider

Und, wie hast du Jesus kennengelernt? Eine wundervolle Frage. Jedes Mal, wenn ein Mensch anfängt, davon zu erzählen, werde ich ganz still und staune. Es gibt für mich fast nichts Spannenderes als zu hören, wie Gott das Leben von Menschen verändert. Mir ist noch nie eine Geschichte begegnet, die mich langweilt oder die es nicht wert ist, gehört zu werden.

Seltsamer Vergleich:
Was mich immer wieder irritiert, ist aber ein merkwürdiger Vergleich. Ein Vergleich, der Gott selbst nicht gerecht wird. Viel zu oft höre ich folgenden Satz: »Meine Geschichte ist nicht so spannend, bin halt in einem christlichen Elternhaus groß geworden.« Und dann wird mit bewundernder Haltung und großem Staunen von denen erzählt, denen Gott auf andere Art begegnet ist.

Dabei sollten wir wahrnehmen, wie viel komplexer, verwobener und tiefgreifender unsere Erfahrungen und Erlebnisse sind. In einem christlichen Elternhaus groß zu werden, bedeutet noch lange
nicht, dass Gott einem nicht an einem völlig anderen Ort, in einem völlig anderen Kontext begegnet. Außerhalb des Elternhauses Gott zu begegnen, bedeutet noch lange nicht, dass man zu Hause nie von Gott gehört hat. Die Geschichten, die Gott mit Menschen schreibt, sind facettenreicher als seine Schöpfung selbst. Jedes Wirken Gottes verdient eine besondere Anerkennung, weil Gott selbst alles stehen und liegen lässt, um mit jedem Menschen Geschichte zu schreiben: »Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat?« (Lukas 15,4)

Jubelstürme:
Wenn das der Fall ist und du zu denen gehörst, die ihre Story mit Gott kleinreden, dann will ich dir sagen: Du bist ein riesiges Wunder! Denn statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit,
in einem christlichen Elternhaus groß zu werden und auch darüber hinaus an Gott zu glauben bei ungefähr 20 Prozent. Das bedeutet, dass nur zwei von zehn Kindern, denen ihre Eltern ca. zwei
Jahrzehnte von Gott erzählen, auch danach noch eine Beziehung zu ihm haben. Die Bibel selbst erzählt von einem Sohn, der seinen Vater verließ und erst durch Begegnungen außerhalb seines
Elternhauses zu ihm zurück fand. Die Freude darüber war unbeschreiblich. Lies mal Lukas 15,11-32. Deine Geschichte mit Gott lässt den Himmel feiern. Er jubelt über dich! Egal, wo, wann und wie du ihm begegnet bist. Auch die Erfahrungen von meinem Mann und mir könnten nicht unterschiedlicher sein. Meine Eltern kommen aus Albanien. Mit dem Glauben hatten sie nicht viel am Hut. Jesus lernte ich kennen, als meine Sitznachbarin aus der Schule mich eines Abends etwas spontan mit in ihre Jugend schleppte. An diesen Abend werde ich mich mein ganzes Leben
erinnern. Mein Mann wiederum ist zwar in einem christlichen Elternhaus groß geworden, dennoch musste er sich selbst dafür entscheiden, mit dem lebendigen Gott unterwegs zu sein. Es berührt mich, wie Gott ihm auf faszinierende Weise nachgegangen ist und um sein Herz gekämpft hat. Seine Geschichte ist für mich ebenfalls einzigartig. Denn am Ende geht es nicht um die Umstände und die Wunder unserer Stories, sondern um unser Herz.

 

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Der soziale Schokoriegel

Kristin Gaudl

Hattest du auch einen Geek in der Klasse, über den sich immer lustig gemacht wurde? Der den ganzen Tag nur vor dem PC hockte und keine Freunde hatte? Und kann es sein, dass du mittlerweile wie dieser Nerd bist, nur ohne Hänseleien? Lass mich dir zwei Fragen stellen: Schaust du mehr auf den Screen als in vertraute Augen? Berühren deine Finger öfter dein Smartphone oder deine Tastatur als die Haut deines Partners? „Ja, vielleicht“, sagst du. Aber unsozial seist du ja deshalb noch lange nicht. „Ja, vielleicht“, sage ich. Sicher hast du, wie ich, hunderte Freunde auf Facebook, genügend Leute, die deine Bilder auf Instagram liken und ausreichend Kontakte, die auf deinen WhatsApp-Status mit dem Heart Eyes-Emoji reagieren. Wir beide fühlen uns dadurch gesehen, wahrgenommen. Unser soziales Netz ist riesig. Aber ist es auch reißfest? Trägt es uns im Ernstfall?

Schnell und sofort

Ein paar Scrolls und wir wissen, was der alte Schulfreund gerade am anderen Ende Deutschlands macht. Es braucht nicht mehr als einen Swipe, um ein Date klar zu machen. Ein paar Klicks und schon finden wir Filme, in denen wir sehen, was uns als Intimität verkauft wird. Jederzeit können wir mit Bekannten auf der ganzen Welt chatten. Wir beide fühlen uns gemocht, manchmal sogar geliebt. Und – oh Mann, fühlen wir uns sozial! Aber wie viel Substanz steckt hinter diesem Gefühl? Und wie lange hält es an? Oftmals hält es nicht länger an als das Sättigungsgefühl nach einem Schokoriegel. Eine Weile befriedigt der süße Geschmack im Mund, aber dann brauchen wir mehr. So ein Riegel sättigt nicht lang − aber macht ja nichts! Wenn der Magen wieder knurrt, öffnen wir die nächste Packung. Geht ja schnell, erfordert ja keinen großen Aufwand. Und das darf es auch nicht, denn wenn wir beide mal ehrlich sind, dann sind wir ziemlich ungeduldig. Wir wollen alles verfügbar und sofort haben. Und magst du es auch so wie ich, alles kontrollieren zu können – zumindest gefühlt? Selbst zu bestimmen, wann ich sozial sein will, wann ich was mitbekommen will von den anderen und wann ich lieber nicht auf ihr Profil klicke. Was für ein Luxus! Beim Browsen durch den Feed vergessen wir für einen Moment unsere Einsamkeit. Es kaschiert den Fakt, dass wir das ganze Semester nur allein in unserem Zimmer statt zwischen Mitstudierenden gehockt haben. Wenn der Effekt nicht mehr anhält, die Einsamkeit zurückkehrt, klicken wir weiter. Und dann ist es wieder da: unser Gefühl, ein Teil des Leben des anderen zu sein, generell teilzuhaben.

Der Geschmack von Freundschaft

Social Snacking meint genau das: immer wieder kleine Happen von Sozialgefühl abzuholen, wenn man gerade mal Bock hat. Nichts Verbindliches, nur ein schneller Snack zwischendurch, aus sicherer Entfernung. Nichts Aufwendiges, nur ein paar Klicks sind notwendig. Keine Langeweile, denn es gibt unendlich viel zum Durchscrollen. Kein Drama, denn wenn man genug hat, schaltet man das Handy in Standby. Ähnlich wie Junkfood macht es süchtig, hält nicht lange satt und lässt unsere Geschmackszellen für das gesunde Essen abstumpfen. Social Media lässt auf unseren Zungen den Geschmack von Freundschaft, zurück, davon, gut vernetzt und geliebt zu sein. Aber wann hatten wir beide zum letzten Mal das eigentliche Gericht vor uns? Sind wir überhaupt noch bereit, Mühe und Zeit in unsere Real life-Beziehungen zu investieren? Ich meine, es ist ja schließlich anstrengend, etwas Nahrhaftes, Gesundes zuzubereiten. Haben wir überhaupt gelernt, wie man kocht? Bleibst du in Beziehungen, auch wenn es mal schwierig wird, oder du gelangweilt bist? Oder bist du, wie ich, zum Fluchttyp geworden? Nimmst du dir Zeit für Freundschaften, oder ist dein Terminkalender immer viel zu voll? Kannst du dich festlegen, oder teilst du meine generationsspezifische Bindungsangst? Versteh mich nicht falsch: Ich bin sehr dankbar für all die technischen Möglichkeiten, um mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben. Klar interessiert es mich, was bei ihnen gerade so abgeht. Ich bin auch dankbar für Schokoriegel. Aber ich denke, wir beide sollten uns fragen, was uns langfristig guttut, uns richtig satt macht und ob wir nicht hier und da etwas mehr Zubereitungszeit investieren sollten.

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Viele Namen, ein Gott

Leonardo Iantorno

Die Bibel ist voll von ihm: Gott. Aber „Gott“ ist eigentlich kein Name, sondern in unserem Sprachgebrauch eine Art Berufsbezeichnung und vor allem unpersönlich. Die Bibel zeichnet jedoch ein ganz anderes, vielfältiges Bild des Gottes, an den Christen glauben. Er ist gerecht, allmächtig, gütig, helfend, treu u.v.m. Aber hat Gott auch einen Namen? Ja, er hat mehrere Namen, die ihn nicht nur identifizieren, sondern auch mehr über sein Wesen und seine Identität aussagen. Wir können Gott nicht fassen und Worte sind beim Versuch, das doch zu tun, nur begrenzt eine Hilfe. Trotzdem liegt es in der Natur des Menschen, Dinge, Personen und auch Gott zu benennen. Weil Gott aber größer ist, als wir es in Worte fassen können, finden wir in der Bibel viele unterschiedliche Gottesnamen.

ICH BIN DA?

Als Mose vor dem brennenden Dornbusch steht und Gott ihn dazu beruft, nach Ägypten zu ziehen, um Israel zu befreien, stellt er eine nachvollziehbare und logische Frage: „Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?“ (2. Mose 3,13 b). Was soll Mose sagen, wenn ihn die Menschen fragen, wer ihn geschickt hat? Wer bist du, Gott? Und Gott antwortet ihm. Er nimmt ihn ernst und versteht, warum Mose diese Frage stellen muss: „Da antwortete Gott Mose: Ich bin der ‚Ich-bin-da‘. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der ‚Ich bin- da‘ hat mich zu euch gesandt.“ (2. Mose 3,14). Gott ist eben keine unbekannte Macht, er versteckt sich nicht und hüllt sich auch nicht in eine Wolke des Schweigens. Er ist da. Wörtlich bedeutet JHWE so viel wie „Ich werde sein, der ich sein werde“. Er ist der Ursprung des Lebens, er schenkt das Leben, war schon lange vor allem anderen und er wird immer sein. Wir glauben also nicht an einen identitätslosen Gott, sondern an den lebendigen und realen Gott, der sich zeigt, der lebt und uns begegnen will. Ob wir ihn immer spüren oder nicht, sein Name Jahwe ist ein Versprechen an uns, dass er mit uns sein will und wird. Mitten im Leben und nicht nur in Gottesdiensten oder wenn wir uns gerade korrekt verhalten. Gott ist da.

JESUS, DER GESALBTE

Zum Höhepunkt kommt Gottes Sehnsucht nach uns in Jesus, den die Bibel als den Messias oder Christus bezeichnet. Christus ist das griechische Wort für Messias und ein Ehrentitel. Es bedeutet „der Gesalbte“, in dem sich alle Verheißungen Gottes erfüllen werden und der der Retter für alle ist. Gesalbt werden in der Bibel auf der einen Seite Könige und Propheten, die eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen sollen. Auf der anderen Seite salbt man Kranke mit dem Wunsch, dass sie geheilt und wiederhergestellt werden. Gesalbt zu werden, ist ein Symbol des Heiligen Geistes, der auf und mit Jesus war. Gesalbt zu sein, heißt auch, mit Gottes Vollmacht ausgestattet zu werden. Jesus ist durch den Heiligen Geist der Bevollmächtigte Gottes und wir als Christen (Christus heißt ja auch „Gesalbter“) sind berufen, in dieser Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist zu beten, zu reden und zu leben.

GOTT KENNENLERNEN

Wir glauben also nicht an einen unbekannten Gott, denn Gott selbst zeigt sich als der Ursprung des Lebens und als derjenige, der uns neue Hoffnung und eine Perspektive schenkt. Diesen Gott dürfen wir persönlich kennenlernen – immer mehr, immer besser – und er wird sich immer wieder neu zeigen. Gott ist vielseitig, überwältigend und er hat viele Namen und Charakterzüge, die wir entdecken und für uns in Anspruch nehmen dürfen. Wenn wir jemanden kennenlernen, sagen wir meistens zuerst unseren Namen, denn unsere Namen gehören zu uns und geben anderen die Möglichkeit, uns direkt anzusprechen. Das ist mit Gott nicht anders. Er hat Namen und wir dürfen ihn direkt ansprechen. Noch besser, er reagiert darauf, und wenn wir ihn anrufen, wird er sich uns zeigen und antworten. Ich darf Gott bei seinen Namen nennen und ihn z. B. als meinen Gott (Eli) anrufen, der für mich ist und mir nahe sein will. Weil Gott Namen hat, können wir ihn suchen, finden und anrufen.

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Alt, weiß, männlich

Judith Eggers

Woher kommt mein Gottesbild?

Voriges Jahr saß ich in einem Gottesdienst. Mitten in der Predigt zeigte der Prediger „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo an der Wand: ein Bild von Gott, mit weißem Bart, der seinen Arm Adam entgegenstreckt, der ihm nackt gegenüberliegt. Dabei sagte der Prediger: „Denken wir nicht alle beim Stichwort ‚Gott‘ an dieses Bild – einen älteren, weißen Mann mit Rauschebart?“ Um mich herum schüttelten einige die Köpfe. Ich dachte nur: „Nee, ich nicht. Das ist doch ein Klischee.“ Der Prediger sprach weiter: „Ob ihr die Frage gerade mit Ja oder Nein beantwortet habt – ich glaube, keiner von euch stellt sich Gott SO vor.“ Erneut wurde ein Bild an die Wand geworfen. Es war im Grund das gleiche wie vorher: rechts Gott, links ein Mensch, beide mit ausgestrecktem Arm. Es gab jedoch entscheidende Unterschiede: Gott war schwarz. Und eine Frau. Und sie reichte ihre Finger nicht dem weißen Adam – sondern Eva, die ebenfalls schwarz war. Ich stockte. Okay, Punkt für den Prediger. Als schwarze Frau, wie hier im Bild von Harmonia Rosales, hatte ich mir Gott wirklich nicht vorgestellt. Und das, obwohl Männlichkeit und Weiß-Sein keine Eigenschaften Gottes sind, von denen die Bibel explizit berichten würde. Rein intellektuell war mir das auch bewusst. Und dennoch: Die Vorstellung vom weißen Mann hatte sich hartnäckig gehalten. Woher kam dieses Bild?

EIN BILD ENTSTEHT

Dass wir uns Gott auf eine bestimmte Art und Weise vorstellen, ist normal. Tragisch wird es, wenn ein Bild entsteht, das schädigt, ausgrenzt oder zum einzig legitimen deklariert wird. Darum ist es wichtig, Gottesbilder zu hinterfragen, die uns begegnen, angefangen bei dem eigenen. Denn unser Gottesbild ist nichts, womit wir geboren werden: Es wird uns von Kindesbeinen an eingeprägt. Alles, was wir über Gott hören und sehen, spielt dabei eine Rolle, sowohl bei denen, die in einem christlichen Elternhaus aufwachsen, als auch bei denen, in deren Zuhause Gott nicht ausdrücklich thematisiert wird. Ein erster Faktor, der unser Gottesbild prägt, ist Sprache. Zum Beispiel ist „der Gott“ im Deutschen rein grammatikalisch ein maskulines Wort. Unsere Sprache kennt auch „die Göttin“, aber damit assoziieren wir eher Aphrodite oder Venus. Auch die Bibel spricht oft in Bildern von Gott, die traditionell eher mit Männern in Verbindung gebracht werden – Vater, Herr, Richter, König. Dass Gott in der Bibel durchaus auch mit weiblichen Bildern beschrieben wird (z. B. als Mutter in Jesaja 66,13) kommt in unseren Liedern, Predigten und theologischen Werken jedoch kaum vor. Auch wenn Strömungen wie feministische Theologie dem vermehrt entgegenwirken. Neben der Bibel hat uns auch die westeuropäische Kunstgeschichte geprägt, in der Jesus Christus fast immer mit hellbraunem Haar und blauen Augen gemalt wurde. Auch viele deutsche Kinderbibeln sind voll solcher blasser Jesusbilder. Dabei hat Jesus als Hebräer wahrscheinlich eher ausgesehen, wie die heute aus dem Nahen Osten stammenden Menschen. Die Bilder, die uns begegnen und prägen, sind also keineswegs selbstverständlich, sondern wiederum geprägt von Kultur, Sprache, Tradition, Geschlecht, Geschichte, … Eine große Rolle spielt das soziale Umfeld, zum Beispiel, wie offen die Eltern über ihren eigenen Glauben sprechen. Auch die eigene Kirchengemeinde prägt, sowohl in Aussagen über Gott als auch in Handlungen und unausgesprochenen Regeln: Wer darf etwas in der Gemeinde sagen? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Wofür wird gebetet? Wie sehen die Menschen aus, die im Gottesdienst sitzen, wie reden sie, was haben sie an?

Und noch vieles mehr formt unser Gottesbild: einschneidende Erlebnisse, (christliche) Literatur, Filme und Serien, der Umgang mit der Bibel, den wir lernen usw. Aus all dem speist sich das bunte Mosaik eines Bildes, das sowohl die Prägungen enthält, die wir − bewusst oder unbewusst − übernommen oder abgelehnt haben, als auch die persönlichen Erlebnisse, die wir mit Gott verbinden.

PRÜFEN UND DAS GUTE BEHALTEN

Wie gehen wir mit dem Wissen um, dass unsere Erfahrungen unser Gottesbild geformt haben? Zuerst einmal sei gesagt, dass es dadurch nicht automatisch schädlich ist oder verworfen werden muss. Aber das Wissen um unsere Prägung zeigt, dass wir unser Gottesbild kritisch hinterfragen und prüfen sollten. Ein erster Schritt dabei ist zu reflektieren, welches Gottesbild wir haben. Dabei kann es helfen, Beobachtungen zu sammeln, zum Beispiel, verschiedene Bilder von Gott zu betrachten und zu fragen: Sieht so mein Gott aus? Oder aber, das eigene Denken und Handeln zu beobachten: Wie wähle ich meine Worte im Gebet? Welche Reaktionen Gottes male ich mir aus? Und bei alldem: Warum? Diese gesammelten Mosaiksteinchen ergeben nach und nach ein Bild, das nie ganz vollständig sein wird und auch Widersprüche enthält. Dann gilt es, sich dieses Bild anzusehen und zu fragen: Finde ich es angemessen? Passt dieses Bild mit dem zusammen, wie Gott in der Bibel beschrieben wird? Wie erleben ihn andere? Nicht zuletzt sollten wir dabei im Gespräch mit Gott bleiben und ihn bitten, diesen Prozess zu begleiten.

ES BLEIBT BEGRENZT

Vielleicht merkst du bei manchen Mosaiksteinchen, dass du ehrlich von ihnen überzeugt bist. Super – behalte sie! Es wird dich bereichern, dass du dir ihrer jetzt bewusst bist. Andere Steinchen wirst du als ungesunde Prägungen entlarven. Hier kann es hilfreich sein, Sätze zu finden, die diesen Bildern Wahrheiten entgegensetzen – zum Beispiel „Gott ist gerecht“, „Ich bin genug“. Und vielleicht bemerkst du Stellen, an denen du noch einiges über Gott lernen musst, weil dein Bild unausgeglichen ist – zu streng, zu milde, zu leistungsorientiert. Dann beschäftige dich mit Bibelstellen oder Bildern, die eine für dich unbequeme Seite Gottes darstellen, und frage: Was wäre, wenn auch das zu Gott gehörte? Bei alldem müssen wir uns klar sein, dass wir nie ein vollumfängliches Bild von Gott erreichen werden. Viel zu eingeschränkt ist unser Blick, viel zu gefärbt auch unsere reflektierte Wahrnehmung, viel zu groß und alle Sinne übersteigend dieser Gott, den wir zu greifen versuchen. Aber sich das einzugestehen, ist der beste Ausgangspunkt, um über Gott nachzudenken: in dem Wissen, dass wir nicht das ganze Bild von Gott haben. Dass vielleicht auch die Bilder zu ihm gehören, die andere von ihm malen. Und vielleicht auch noch ganz andere.

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Wegen Überfüllung geschlossen!

Tabea Gutmann

Bei der Geschwindigkeit, mit der wir mit Infos und verlockenden Angeboten bombardiert werden, kann einem schon mal schwindelig werden. „Höher, schneller, weiter“ ist das Mantra unserer Zeit. „Sei besser, schöner, reicher und klüger!“ Wen wundert es, wenn unsere Herzen immer öfter das Schild: „Wegen Überfüllung geschlossen“ tragen? Das Leben in Fülle – was soll das sein? Unsere Leben sind doch schon mehr als voll.

Hunger nach mehr

Der Hunger nach dem Leben in Fülle verwandelt sich häufig in ein Völlegefühl. Dann stößt uns dieses Leben regelrecht auf. Zu viel von allem. Zu vollgestopft. Gleichzeitig irgendwie zu wenig wirklich Nahrhaftes. Vielleicht haben wir aber auch einfach zu wenig Zeit, um alles zu verdauen. Wir sind heute so vielen Reizen ausgesetzt wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Unser Kopf, Herz und Körper sind im Angesicht der vielen Informationen und Aufgaben oft überfordert.  Dann lähmt uns dieses Leben. Wir brechen den Kontakt zu uns selbst ab und lassen uns vom grellen Licht der Bildschirme in den Bann ziehen.  Es hilft uns, um uns von uns selbst abzulenken. Fast wie ferngesteuert, scrollen wir durch die Nacht, noch mal geklickt, nur noch eine Folge, noch das eine Video – liegen wir mal wie-der viel zu spät wach, mit müden Augen off en, wird unsere Innenwelt immer grauer. Wir werden blind für das Wahre, Echte und Schöne des Lebens. Und anstatt uns zu sammeln – verstreuen wir uns. Treten im Kampf gegen den Lärm mit noch mehr Lärm an und übertönen damit oft das Rufen unserer Seele.

(K)eine Antwort

Konsum scheint uns eine Antwort zu geben auf unsere Ängste, Hoffnungen, Unsicherheiten und Freuden. Wir konsumieren, um unsere Gefühle in den Griff zu bekommen. Dinge können für uns einen spirituellen Wert erhalten.  Sie helfen uns dabei, Langeweile zu umgehen, Schmerzen zu betäuben und bescheren uns – wenn auch nur vorübergehend – ein Gefühl des Glücks und einen „Kick“. Schokolade wird zum verfügbaren Trostspender und das Smartphone zum treuen Begleiter.  Die sorgfältig entwickelten Marketingmaßnahmen machen es uns so einfach, uns aus uns selbst herauszuhalten, uns abzulenken vom Unwohlsein und den drängenden Fragen.  Auch wenn uns die Werbewelt etwas anderes erzählt: Wahre Lebenszufriedenheit kann durch keinen „Bestell-Button“ frei Haus geliefert werden.

Sehnsucht auf der Spur

Warum fühlen wir uns oft so leer, wenngleich unsere Leben so voll sind? Woher speist sich unsere Rastlosigkeit? Und warum geraten wir so leicht in die Spirale, immer mehr Dinge zu kaufen, die am Ende uns besitzen? Wenn wir hartnäckig und mutig genug sind, dem Unwohlsein und unseren Bedürfnissen ins Gesicht zu schauen, dann kommen wir dem, was uns wirklich fehlt, mehr und mehr auf die Spur. Wir bekommen die Chance mit den echten Schmerzen und Sehnsüchten unserer Seele in Berührung zu kommen, von ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen – anstatt sie mit dem nächsten Onlineshop, Lieferando, Instagram oder Facebook zu betäuben. Wir haben uns nicht ausgesucht, in welche Gesellschaft und in welches Umfeld wir hineingeboren sind. Doch wir sind dem Einfluss der grellen Lichter und Banner auch nicht machtlos ausgeliefert. Es ist möglich, einem anderen Geist zu folgen als dem hypnotischen „Kauf mich, besitz mich und du wirst glücklich“-Werbejingle.

Die reich Gottes-Logik

Gott gibt uns durch die Bibel Hinweise auf seine Sicht der Dinge und spricht uns Mut zu – zum Denken und Handeln nach einer Logik, die so ganz anders ist als die unnachgiebige Forderung nach Selbstverbesserung, Effizienz- und Erfolgssteigerung. Der alttestamentliche Prophet Micha spricht recht eindeutig über das, was das wirklich gute Leben möglich macht: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott von dir erwartet, nämlich: Gerechtigkeit üben, Gemeinschaftssinn lieben und aufmerksam mitgehen mit deinem Gott“ (Micha 6,8)Das gute Leben nach der Reich Gottes-Logik berücksichtigt unsere Fähigkeit zum Mitleiden und Mitfühlen mit und in dieser Welt; denn wirklich gutes Leben funktioniert nicht auf Kosten unserer Mitmenschen und Umwelt. Wohlstand und die Zufriedenheit, die wirklich allen Menschen zugutekommen, produziert keine Gewinner und Verlierer oder eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Das gute Leben in der Bibel ruft uns auf zur Solidarität. Es lässt uns unseren Lebenswandel hinterfragen. Wo bezahlen andere Menschen einen hohen Preis für das Glücksgefühl, das ich mir durch dieses Schnäppchen kurzweilig verschaffe? Wie sehr mache ich mich #solidarisch mit denen, die unter Ausgrenzung und Unterdrückung leiden? Aus dieser Perspektive kommen wir unserer Verantwortung, Fürsorgepflicht und Berufung als Menschen auf die Spur. Von Gottes Liebe und Heilswillen bewegt, können wir uns auch mit gesellschaftlichen Zusammenhängen konfrontieren und in diese hineinwirken.

Globales gutes Leben

Der Prophet Micha spricht unsere Sehnsucht nach echter Verbindung und Gemeinschaft an. In einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt, brauchen wir einander. Jede Handlung oder Nicht-Handlung hat Einfluss auf das, was uns umgibt. Wir können lernen, uns selbst als Teil von etwas wahrzunehmen, das so viel größer ist als unser einzelnes Leben – als Teil der Schöpfungsgemeinschaft. Diesem „Wir“ in allem Geschaffenen nachzuspüren, führt uns zu der Frage: Was ist das global gute Leben? Und wie kann es für alle wirksam werden? Wir sind in der Lage, uns in solche größeren Zusammenhänge hineinzudenken. Eine Fähigkeit, die diese Welt verändert hat und sie auch in Zukunft verändern kann. Und genau in dieser Fähigkeit liegt die einzigartige Würde und Berufung unseres Menschseins.

Die Hand am Schöpferherz

Das gute Leben im Reich Gottes tritt aber nicht mit dem Zeigefinger auf. Die Verantwortung, die uns als Menschen zukommt, wird uns nicht einfach übergestülpt. Ganz im Gegenteil, im Micha-Vers wird deutlich: Wir sind nicht auf uns allein gestellt. Wir stehen selbst unter der Fürsorge und Leitung Gottes. Wir dürfen „aufmerksam mitgehen mit Gott“, die Hand aufs Schöpferherz legen und seinem Herz-schlag nachspüren. Gott hat den Druck von uns genommen, im „Höher-schneller-weiter-Spiel“ mithalten zu müssen. Wir können aussteigen aus dem Hamsterrad der unaufhörlichen Selbstoptimierung und spüren: Ich bin genug. Und ich habe genug. Es ist möglich, das System der Konsumgesellschaft mit allen seinen Glaubenssätzen zu durchbrechen. Dafür müssen wir ab und zu den Stecker ziehen und der Stille Raum geben. Das Handy öfter mal auf Flugmodus schalten und das Herz auf „Empfang“ stellen. Beim Spaziergang im Wald dem Rauschen der Blätter zuhören. In der Bahn die vorbeiziehende Landschaft beobachten und unseren Gedanken freien Lauf lassen, anstatt die Geschichten und Gedanken anderer am Display zu verfolgen. Unsere Gefühle spüren und anschauen lernen – ganz ohne Filter. Wir können dem guten Leben auf die Spur kommen. Dafür müssen wir uns Räume zurückerobern, um ehrlich, achtsam und verbunden durch diese Welt zu gehen.

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Zum Glück gibt’s den Himmel

Jürgen Werth

Er kann nicht mehr, und er will nicht mehr. Das körperliche Elend ist zu groß, die Aussicht auf Heilung zu klein. War‘s das?
Zum Glück gibt’s den Himmel. Ihr Kind, ihr geliebtes und erbetetes Kind, wird von tödlichen
Fieberkrämpfen geschüttelt. Es gibt keine Hoffnung mehr. Nicht für das Kind, nicht für sie.
Zum Glück gibt’s den Himmel.
Menschen gehen auf Menschen los. Reden nicht mehr miteinander. Hören nicht mehr aufeinander. Schießen nur noch. Erst mit Worten, dann mit Gewehren.
Zum Glück gibt’s den Himmel.
Die Pole schmelzen, die Wälder verdursten. Küsten werden überspült, während anderswo Felder verdorren.
Das Klima ist außer Rand und Band und lässt sich kaum noch bändigen.
Zum Glück gibt’s den Himmel.
Sinnlose Kriege allerorten. Überquellende Flüchtlingslager. Und eine unbeherrschbare Pandemie. Politiker im permanenten Krisenmodus. Die Welt wird zunehmend unregierbar.
Zum Glück gibt‘s den Himmel.
Eine Handvoll Reiche und eine Weltvoll Arme. Und immer mehr Geld in immer weniger Taschen.
Zum Glück gibt’s den Himmel.

Den Himmel. Die Wirklichkeit Gottes. Nicht nur für ein paar Privilegierte. Wer hinein will, darf hinein. Licht und Liebe ohne Ende und für alle. Wasser und Wärme, so viel man braucht. Glück und Gerechtigkeit auf ewig.
Nein, was wir erleben und erleiden, ist nicht alles, ist nicht das Letzte. Zum Glück. Es gibt mehr. Anderes. Und darum Hoffnung und Zuversicht gegen allen Augenschein. Und Mut und Tatkraft. Denn die Aussicht aufs Jenseits stärkt die Hände fürs Diesseits. Wer an den Himmel glaubt, dem kann die Erde nicht gleichgültig sein. Wie sie dem nicht gleichgültig war, der aus Liebe zur Erde den Himmel verlassen hat.
„Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten, und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen“, dichtete Reinhold Schneider 1936. Allein den Betern. Und damit denen, die an eine Wirklichkeit jenseits unserer Wirklichkeit glauben und die diese Wirklichkeit immer wieder neu in unsere Welt hineinbeten und hineinleben. Die an den „Vater unser im Himmel“ glauben. Die wissen, dass unsere Zeit in seine Ewigkeit mündet. Und die darum immer das Hier und Jetzt mit kritischer Distanz erleben und mit Paulus bekennen, „dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18).
Der himmlische Vater ist auch auf der Erde, aber ja. Teilt unsere Zeit. Ist mittendrin in allem Elend, in aller Zerrissenheit. Aber er geht nicht in der Erde auf und schon gar nicht in der Zeit. Und wir müssen es auch nicht.
Die Alten haben es noch gewusst und geglaubt. Einer wie Paul Gerhardt, der ein Lied singen konnte über „dieser Zeit Leiden“. „Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende. Nach Meeresbrausen und Windessausen leuchtet der Sonne gewünschtes Gesicht. Freude die Fülle und selige Stille wird mich erwarten im himmlischen Garten; dahin sind meine Gedanken gericht’.“
Je älter ich werde, je spürbarer die Lebenskräfte schwinden, je chaotischer mir diese Welt erscheint, desto mehr sehne ich mich nach dem Himmel. Und ich danke Gott, dass er das Ziel meines Weges ist. Das Ziel der Welt und aller Zeit.
Auch hier und jetzt ist seine Wirklichkeit erfahrbar, in dieser Welt und in meinem Lebensalltag. Aber nur in Bruchstücken. Immer wieder fällt sein warmes Licht mitten in unsere Dunkelheiten. Aber nur vorübergehend. Wer die ganze Fülle Gottes, wer alle seine Wohltaten, wer seine grenzenlose Herrlichkeit auf diese Weltzeit begrenzt, glaubt zu kurz. Die Erde spiegelt ein paar Strahlen der himmlischen Herrlichkeit, ja. Und unser Leben tut es hoffentlich auch. Aber es gibt mehr, viel mehr. Darauf warten wir. Dahin sehnen wir uns. Darauf leben wir zu und darauf hoffen wir.

Zum Glück gibt’s den Himmel und nicht nur diese Erde. Vollkommenheit und nicht nur Zerstörung und Zerbruch. Gerechtigkeit und nicht nur die erbärmliche und zynische Arroganz der Emporkömmlinge gegenüber den Habenichtsen und Kannnichtsen dieser Welt. Es gibt die Ewigkeit und nicht nur diese verrinnende Zeit.
Ich bete es darum immer bewusster: „Unser Vater im Himmel. Dein Reich komme!“ Und ich bekenne es immer fröhlicher: Jesus ist „aufgefahren in den Himmel.“ Und ich weiß, dass ich hinterher fahre, wenn meine Zeit gekommen ist. Bis dahin pflanze ich fröhlich und gelassen meine Apfelbäumchen.

 

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